Die Metzgerei Lutz in Langenprozelten kann dem 31. Dezember gelassen entgegensehen. Metzgermeister Norbert Lutz hält die EU-Zulassung für seinen Betrieb bereits in Händen. Gekostet haben ihn die Umbaumaßnahmen und die Anschaffung neuer Geräte rund 25 000 Euro. „Eine Investition, die sich gelohnt hat“, erzählte Lutz im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten. Auch wenn ihm der zusätzliche Papierkram, anfangs Probleme bereitet habe. Auch müssen er und die drei Metzger, die in dem Betrieb beschäftigt sind, jetzt viel mehr Zeit für Dokumentationen aufwenden, als in den Zeiten vor der EU-Hygieneverordnung. Alles in allem steht Lutz den Maßgaben aber positiv gegenüber. Schließlich belohnen sie jene Betriebe, die in der Vergangenheit immer wieder investiert haben.
13 Betriebe wollen kein Zulassung
Im Landkreis Main-Spessart haben 14 von insgesamt 39 Betrieben ihre Zulassung entweder bereits erhalten oder können davon ausgehen, dass sie sie nach der Zulassungsbegehung durch die Regierung von Unterfranken bis zum 15. Juli in Händen halten. Sechs weitere Betriebe haben sich beworben, allerdings noch nicht alle Anforderungen erfüllt.
„Aber wir gehen davon aus, dass auch diese Betriebe bis zum 31. Dezember 2009 ihre Zulassung bekommen werden“, sagte Dr. Franz Arand, Veterinärdirektor am Landratsamt Main-Spessart. Die restlichen 13 Betriebe haben sich nicht um eine Zulassung beworben. Die Gründe hierfür seien vielfältig, so Arand, zu hohe Kosten, mangelndes Personal, gesundheitliche Gründe oder nahende Verrentung.
Die Metzgerei Harnischfeger in Ruppertshütten, die zweite Station des Landtagsabgeordneten an diesem Tag, wartet noch auf ihre Zulassung. Der Betrieb ist klein, die Räumlichkeiten beengt. Hier schlachten Vater Hugo und Sohn Frank. Für eine EU-Zulassung muss die Familie zwischen dem Schlachtraum und dem Raum, in dem die Tiere weiterverarbeitet werden, eine Tür anbringen. Außerdem bräuchte sie eigentlich ein zweites Kühlhaus, da die frisch geschlachteten Schweine und die fertigen Wurstwaren aus Temperaturgründen nicht in einem Raum lagern dürfen. „Ich finde die Hygiene-Maßnahmen überzogen“, sagt Frank Harnischfeger. „Wichtig ist doch, dass das Endprodukt stimmt“, so der 42-Jährige.
Wenn die Harnischfegers ihre Metzgerei aufgeben, würde damit der letzte Laden aus Ruppertshütten verschwinden. Seine Tiere in Zukunft bei seinem Metzgerkollegen Norbert Lutz schlachten zu lassen und selbst nur noch die Verarbeitung zu übernehmen, ist für den Metzgermeister jedenfalls keine Option. „Dann müsste ich mir einen Tiertransporter zulegen, der mich genauso viel kostet, wie die Umbaumaßnahmen“, sagt er. Außerdem wolle er nicht Gefahr laufen, Kunden zu verlieren, wenn bekannt werde, dass er die Tiere nicht mehr selber schlachte. Letztlich sei das auch eine Frage des Stolzes. Also steht Harnischfeger derzeit im engen Dialog mit dem Veterinäramt, um nach Lösungen zu suchen, wie er trotz der beengten Situation, alle Auflagen erfüllen kann.
Ein Stück fränkische Kultur
10 000 Euro rechnet der Metzgermeister mindestens für die anstehenden Umbaumaßnahmen. Viel Geld für einen kleinen Betrieb. „Die Leute essen viel weniger Fleisch und Wurst als früher. Und wenn, dann kaufen sie ihre Wurst oft einfach beim Lebensmitteldiscounter“, so Harnischfeger. Die EU-Hygiene-Maßnahmen seien wichtig und richtig, dürften aber in kleinen Metzgereien nicht ganz so starr angewendet werden, wie in Großbetrieben, wenn das große Ganze stimme, befand Felbinger. Auch Metzgermeister Norbert Lutz hofft, dass möglichst viele seiner Kollegen, eine EU-Zulassung erhalten. „Schließlich ist die Vielfalt, die es an Wurstwaren in Franken gibt, ein Stück der Kultur.“