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Nadine Klikar

Augsburger Allgemeine

Nadine Klikar

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Unterm Strich

Unterm Strich: Den Wind im Rücken

Die Grenzen zu Österreich sind wieder geöffnet, doch überlegen Sie sich gut, ob Sie auch wirklich zu unseren Nachbarn reisen wollen – denn das könnte teuer werden. Und zwar nicht, indem Sie beispielsweise die Abstandsregeln missachten und vor lauter Wiedersehensfreude der Kassiererin bei „Hofer“ um den Hals fallen. Richtig teuer kann es in Österreich werden, wenn man einem anderen menschlichen Bedürfnis nachgibt. Unlängst wurde ein Student in Wien wegen eines massiven Darmwinds bei einer Polizeikontrolle angezeigt. Er habe sich provokant und unkooperativ verhalten, sagt die Kiberei: „Und anfurzen lassen sich die Kollegen dann doch eher ungern.“ Das ist nur allzu verständlich und gilt wohl nicht nur für die beteiligten österreichischen Polizisten. Die machen dafür nun ordentlich Wind und ordnen 500 Euro Strafe wegen Verletzung des öffentlichen Anstands an. Der Student hält die Vorwürfe für völlig aus der Luft gegriffen und will nicht zahlen: „Da ich im Jahre 2020 nicht der Meinung war, dass es ein solches Problem sein könnte, einen Schas zu lassen.“ Der Schas – gut österreichisch für Pups – sei nicht absichtlich rausgekommen, sondern die Folge eines Bohnengerichts, das ihm seine Oma kredenzt hatte. Vor elf Jahren gab es übrigens einen ähnlichen Fall in der Steiermark, damals musste der Übeltäter 50 Euro für den Schas zahlen. Wer jetzt trotzdem nicht vom Urlaub in Österreich ablassen möchte, sollte auf Bohnen verzichten und am besten gleich die Oma zu Hause lassen. Allen anderen sei frei nach Kabarettist Jochen Malmsheimer mit auf den Weg gegeben: „Möge der Wind in Ihrem Rücken nicht Ihr eigener sein.“

Nadine Klikar

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Unterm Strich: Aiwanger und der böse Wolf

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der auch passionierter Jäger ist, würde einen Wolf abschießen. „Wenn er in meinem Revier wäre und die Erlaubnis wäre da, würde ich es tun“, sagte der stellvertretende bayerische Ministerpräsident jetzt im Brustton der Überzeugung der „Bild“-Zeitung. Jedes Tier, so Aiwanger weiter, habe zwar seine Existenzberechtigung. Aber nicht jedes Tier passe überall hin. Die Ratte passt nicht in die Speisekammer und der Wolf nicht unbedingt in den Schafstall. Von jenem Wolf, der sich erst umständlich in einen Schafspelz zwängen muss, mal ganz zu schweigen. Auch wer sich einen Wolf sucht, hat tendenziell wenig zu lachen. Praktisch gar nichts zu lachen hat aber, wer sich einen Wolf läuft. Politisch geht der Freie-Wähler-Chef auch gerne mal auf Großwildjagd. Ganz fest im Fadenkreuz von Aiwangers Zielfernrohr: die Grünen. Unter dem Hashtag #esreichtihrheuchler hat er die Opposition schon attackiert, und auch beim Thema Flächenverbrauch gab's von Aiwanger im Landtag schon ordentlich was auf die Mütze. Überhaupt schlägt der Freie-Wähler-Chef gerne mal einen scharfen Ton an. Böse Zungen behaupten, vor allem dann, wenn er sich angegriffen fühlt. Noch bösere Zungen behaupten, er könne einfach mit Kritik nicht umgehen, und werde dann grob. Das ist kein schöner Zug und irgendwie auch wenig staatsmännisch, folgt aber dem Motto: Wer sich zum Schaf macht, der wird vom Wolf gefressen. Also gibt Aiwanger lieber den bösen Wolf. Nur sollte er dann vielleicht auch nicht ganz so laut für eine Abschussquote plädieren.

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Unterm Strich: Scharfes Gürteltier und Schwarzes Loch

Zum ersten Mal ist Astronomen die Aufnahme eines Schwarzen Lochs gelungen. Die Aufnahme des „Event Horizon“-Teleskopnetzwerks wurde zeitgleich auf sechs Pressekonferenzen rund um den Globus präsentiert. Das ist deshalb eine Sensation, weil es bislang von Schwarzen Löchern nur Illustrationen gab. Was bei begeisterten Astronomen offenbar fast für einen Blutsturz sorgt, ist für andere nur ein verschwommenes Foto von einer runden, schwarzen Erbse auf tiefschwarzem Hintergrund, um die ein orange-roter Kreis wabert. Und für diese verwaschene Aufnahme mussten Forscher acht Einzelobservatorien auf vier Kontinenten rechnerisch zusammenschließen. Aber immerhin ist das Schwarze Loch auch 55 Millionen Lichtjahre entfernt. Nur ein paar Hundert Kilometer von Franken entfernt, reichten derweil gut ein Dutzend Fotografen problemlos aus, um die Digitalstaatsministerin Dorothee Bär beim Deutschen Computerspielpreis ziemlich scharf abzulichten: In einem knalligen Latex-Fummel, den Bär selbst als Berliner Variante eines Dirndls bezeichnete. Nüchtern betrachtet sah das Ganze eher aus wie die kleidgewordene, quietschbunte Kinderzeichnung eines Gürteltieres, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Unstreitbar ist allerdings, dass auch dieses Bild zur Sensation wurde, zumindest, wenn man sich die Reaktionen auf Twitter und Facebook vor Augen führt. Die übrigens ähnlich differenziert ausfallen wie bei dem zweiten sensationellen Bild des Tages: Während die einen fast einen Blutsturz bekommen, wünschen sich andere einfach nur ein tiefes schwarzes Loch.

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Unterm Strich: Die Gemüseterroristen

Recep Tayyip Erdogan ist bekannt dafür, gegen die auszuteilen, die anderer Meinung sind als er selbst, und sich dabei gerne mal im Ton zu vergreifen. Gegen Kanzlerin Angela Merkel schwang er die Nazi-Keule, Grünen-Politiker Cem Özdemir bezeichnete er als „sogenannten Türken“, und wer es sich richtig mit dem türkischen Präsidenten verscherzt hat, der bekommt die Terror-Keule übergebraten. Der prokurdische Politiker Selahattin Demirtas ist laut Erdogans Definition ein Terrorist, genau wie der Prediger Fethullah Gülen. Jetzt hat der Präsident eine weitere Gruppe Terroristen ausgemacht, und die sitzt tief verwurzelt im eigenen Land. Eine Gruppe, die so gefährlich ist, dass man gegen diese „Terroristen“ genauso vorgehen will wie gegen die PKK-Terroristen. Die Rede ist von den türkischen Gemüsehändlern. Die sehen sich aufgrund der Inflation und schlechter Ernten gezwungen, Auberginen, Tomaten und Zwiebeln rund 30 Prozent teurer zu verkaufen als noch vor einem Jahr. Das ist zu viel für den Präsidenten. Also tut er alles, um diese hochgefährliche Terrorzelle im Keim zu ersticken und wird kurzerhand selbst zum Gemüsehändler. In Ankara und Istanbul haben die Stadtverwaltungen Ausgabestellen eingerichtet, die Gemüse verbilligt verkaufen. Dabei handele es sich um B-Ware, sagen die Gemüse-Terroristen und sorgen sich nicht weiter um ihr Geschäft. Während der eifrige Erdogan schon die nächste brandgefährliche Terrorgruppe ins Visier nimmt: die Putzmittel-Branche. Auch hier, so der türkische Präsident bedeutungsschwanger, werde es bald ähnliche Initiativen geben. Na, sauber.

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Unterm Strich: Neue Wege zum Führerschein

Seit Jahren steigende Durchfaller-Quoten bei den Prüfungen für den Autoführerschein rufen Verkehrsexperten auf den Plan. Die Fachleute vermuten eine komplexere Verkehrssituation als Ursache, haben aber noch keine eindeutigen Antworten. „Wir stochern noch etwas im Nebel“, sagte Hendrik Pistor, Referatsleiter für junge Kraftfahrer beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat. Deshalb sollen sich nun Forscher der Bundesanstalt für Straßenwesen mit den Zahlen auseinandersetzen. Auf dass sich der Nebel lichten möge. Dabei liegt die Ursache auf der Hand. Zumindest, was die theoretischen Prüfungen anbelangt. Dass 39 Prozent aller Teilnehmer hier durchfallen, ist auf die Fragen zurückzuführen. Die sind zwar nicht komplizierter geworden, aber nach wie vor in ganzen Sätzen formuliert und enthalten weder Emojis, Abkürzungen noch Hashtags. Das verwirrt Prüflinge. Hier kann Abhilfe geschaffen werden. „Was geht beim #Linksabbiegen?“ könnte es im Prüfbogen heißen, oder: „#Stoppschild, was jetzt?“ Das wäre verständlicher und Prüflinge könnten sich über Twitter beim Lernen helfen. Schwieriger wird das Nachjustieren bei der praktischen Prüfung. Hier fallen 32 Prozent aller Führerscheinaspiranten durch. Psychologen glauben, dass das digitale Interesse heute ausgeprägter ist als das Interesse für das Verkehrsgeschehen. Will sagen: Früher schauten Jugendliche als Beifahrer aus dem Fenster, heute auf das Smartphone. Vielleicht wäre das ein Argument dafür, einfach noch ein paar Jahre den guten alten Bus zu nehmen, das spart #Geld, schont die #Umwelt und man kann beim Fahren auf das #Smartphone schauen.

Nadine Klikar

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