Vor wenigen Wochen jährte sich das "Jahrhunderthochwasser" des Mains von 1970 zum 50. Mal. Viele erinnern sich noch daran, können davon erzählen, es existieren Foto- und Filmdokumente. Anders ist es mit dem Hochwasser von 1845. Davon gibt es keine Fotos, aber Aufzeichnungen der Chronisten, kurze Beschreibungen in den Tageszeitungen – und Hochwassermarken an so manchem Haus. Sie belegen: So hoch wie 1845 stand der Main seitdem nicht mehr.
9,4 Meter hoch stand der Main am 30. März
"Am 18. März 1845 war der Main noch so gefroren, dass Büttner und andere Handwerker darauf gearbeitet haben. Am 24. März 1845 (Ostermontag) wurde noch Schießen auf dem Main gehalten. Am 25. März 1845 ging das Eis. Ungeheuer großes Wasser." Das überliefert der Marktheidenfelder Chronist Georg Trunk. Den Pegelstand des Maines gibt er für Sonntag, den 30. März 1845 mit 9,40 Meter an.
Die Aschaffenburger Zeitung schreibt am 30. März 1845: "Aschaffenburg, 29. März. Das Wasser in dem Maine ist plötzlich so stark angewachsen, dass die Postwagen einzutreffen gehindert sind. Die Kommunikation in der Fischergasse kann nur durch Kähne unterhalten werden. Bei dem so starken Regen und Wind ist nicht so bald ein Fallen zu erwarten."
Kommunikation ging nur noch über Boote
Schaut man sich die Hochwassermarken am Mainkai in Marktheidenfeld, in der Hauptstraße von Hafenlohr oder in der Hauptstraße von Rothenfels an, dann wird die ungeheure Höhe deutlich. Auch hier galt, was die Aschaffenburger Zeitung berichtet: Die Kommunikation konnte nur durch Schelche aufrechterhalten werden – wenn die Bewohner überhaupt hatten in ihren Häusern bleiben können und nicht in anderen Häusern, die außerhalb des Hochwassers standen, Zuflucht hatten nehmen müssen. Schelche sind früher auf dem Main und der Werra übliche Schiffstypen.
In der Ausgabe vom 31. März 1845 der Neuen Würzburger Zeitung liest man auf Seite eins: "Bayern. Würzburg, 30. März. Bis heute Morgen um 4 Uhr wuchs der angeschwollene Strom und erreichte eine Höhe, die der von 1784 nur um etwas mehr als 3 Fuß, jener von 1682 um 1 ¼ Fuß nachsteht. Unsre hart am Maine im Thalkessel gelegene Stadt ward demnach arg von dem entfesselten Elemente heimgesucht."

Solche starken Hochwasser sind heute unvorstellbar
Das große Hochwasser Ende März 1845 wurde verursacht durch Eisgang in Folge eines Wetterumschwungs. Der Winter 1844/45 war sehr streng vom Dezember 1844 bis März 1845. Der Main war auf seiner ganzen Länge zugefroren.
Hochwasser wie 1845 sind heute unvorstellbar. Der Main ist seit den 1930er Jahren kanalisiert und gestaut. Aber auch das Hochwasser von 1970 reichte aus, um die Ortsbereiche von Rothenfels und Hafenlohr bis in die Hauptstraßen zu überfluten. In Rothenfels wurde inzwischen ein Hochwasserschutz auf dem früheren Bahndamm realisiert. In Hafenlohr soll er bald zusammen mit dem Bau der Umgehungsstraße realisiert werden.
