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TIEFENTHAL: Zinner über Stolperfallen und Probiersocken

TIEFENTHAL

Zinner über Stolperfallen und Probiersocken

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    Ein Held des Alltags: Kabarettist Stephan Zinner.
    Ein Held des Alltags: Kabarettist Stephan Zinner. Foto: Foto: Ute Brummer

    Wie ein Lausbub steht Stephan Zinner auf der Bühne in der ausverkauften Tiefenthaler DJK-Halle. Das Hemd hängt aus der Hose, die Turnschuhe haben auch schon bessere Tage gesehen. Vor dem Verstärker liegt ein rosa Kulturbeutel mit gelben Tierchen drauf. Drei Gitarren, ein Stuhl und zwei Mikrofone komplettieren das Arrangement. Was das wohl wird, fragen sich die rund 160 Zuschauer und klatschen schon mal, als der Künstler die Bühne betritt. „Es ist schön, dass sie gleich klatschen – ist nicht in jedem Regierungsbezirk gleich“, sagt Zinner.

    Vom ersten Satz an hat der Kabarettist, Musiker und Schauspieler das Publikum im Griff. Er sei etwas verwirrt, meint Zinner mit Blick auf die Bar am anderen Ende das Saales. Normalerweise stünde er eher da hinten. Doch zum Glück kann er der Versuchung widerstehen und bleibt auf der Bühne. Ein Wechsel aus musikalischen Einlagen und Geschichten aus dem Leben begeistern das Publikum. Mit tiefer, rauchiger Stimme singt Zinner und begleitet sich selbst auf der Gitarre. Die Steelguitar für Rock'n'Roll und Blues, die Folk-Gitarre für Balladen und Country und die E-Gitarre für die jazzigen Songs. Dazu imitiert er mit dem Mund ein Trompetensolo – sagenhaft!

    Auf Zinners Homepage steht der Hinweis, dass das Programm in bayerischem Dialekt aufgeführt werde. Lässig, selbstironisch und maßlos übertrieben erzählt er in seinem oberbayerischen Dialekt Geschichten aus dem Leben. Immer wieder drehen sich die Themen um seine Frau und die drei Kinder. Zum Beispiel der Campingurlaub in Carrara. Überzeugend in Mimik und Gestik beschreibt Zinner, wie er die Zelthaken im harten Boden befestigt hat. Nachdem das Zelt endlich steht, gönnt er sich ein paar Bierchen und legt sich irgendwann erschöpft in seinen Schlafsack. Dass nebenan ein weiteres Zelt aufgebaut wurde, hat er nicht mehr mitbekommen. Als Zinner nachts pieseln muss, nimmt das Drama seinen Lauf. Natürlich stolpert er über gespannte Schnüre, die vorher nicht da waren, und lernt die neuen Nachbarn unfreiwillig kennen.

    Schminke hinterließ Spuren

    Bei der Geschichte vom vermeintlichen Superhelden, einem typischen Porsche-Cayenne-Fahrer mit russischer Beifahrerin, kommt sein schauspielerisches Talent voll zum Einsatz. Das Publikum lacht Tränen bei der Erklärung, warum bei der Dame ein roter Strich quer übers Gesicht läuft. Es handle sich nicht um das missglückte Ergebnis einer Schönheitsoperation – Schuld daran war eine Bodenwelle, über die das Auto fuhr, während die Lippen geschminkt wurden.

    Und schon geht es zurück ins familiäre Umfeld. Der Einkauf von Raclettekäse an Silvester oder die Nachbarin mit dem neuesten Smartphone, Prototyp iPhone 17 mit eingebautem Airbag, führen zu wahren Lachsalven. Als Zinner dann noch seine Geschichte vom Kauf neuer Turnschuhe – oder besser: Sneakers – in einem dieser modernen Läden erzählt, gibt es kein Halten mehr. Er wurde wie ein alter Mann behandelt und hat sich dann eben entsprechend verhalten. Die Vorstellung, dass er eigene Probiersocken dabei hatte und den Verkäufer dazu bringt, ihm diese auch noch anzuziehen, weil er sich nicht bücken könne, ist einfach wunderbar.

    Zinner bringt seine ganze Erfahrung aus Film, Fernsehen und Theater mit auf die Bühne. Nach Besuch der Ruth-von-Zerboni-Schauspielschule in München folgten Engagements am Salzburger Landestheater und im Ensemble der Münchener Kammerspiele. Er war aber auch schon im Münchner „Tatort“ zu sehen oder als Metzger Simmerl in den Krimikomödien „Dampfnudelblues“ und „Winterkartoffelknödel“. Seit 2006 parodiert Zinner den bayerischen Minister Markus Söder auf dem Nockherberg.

    Bemerkenswert ist, dass ein kleiner Ort wie Tiefenthal einen so hochkarätigen Künstler für den Kabarettabend im Rahmen der Kirchweih gewinnen konnte.

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