„Die Fußstapfen, in die wir getreten sind, sind extrem groß“, sagt Verena Redelbach-Löffler. Sie stammen von Richard und Norbert Redelbach, zwei „Schwergewichten“ der Baubranche.
Die beiden „Senioren“ legten am 1. Januar 2007 die Verantwortung für die Unternehmensführung der Redelbach Bauunternehmung GmbH in Roden und der Redelbach Wohnungsbau GmbH in Marktheidenfeld offiziell und ohne Wenn und Aber in die Hände der jüngeren Generation Redelbach und Löffler. Diese Generation geht seither ihren eigenen Weg, einen, wie beide betonen, „offenen und authentischen“ Weg. Diesen gehen sie gemeinsam – und doch auch getrennt.
Michael Löffler ist als Diplom-Ingenieur (FH) für alles rund um die Redelbach Bauunternehmung zuständig und übernahm damit das Aufgabengebiet von seinem Schwiegervater Richard Redelbach. „Wir machen alles, von den Pflasterarbeiten bis zum Rohbau“, erklärt der 33-Jährige. Zum Beweis hat er in seinem Büro große Bilder vom Redelbach-Projekt „Wohnen am Forsthaus“ in Marktheidenfeld und von einem Rohbau einer Großbaustelle in Wertheim hängen. Er ist der Stratege, derjenige, der plant und mit seinen Mitarbeitern vom ersten Stein bis zum letzten Holzbalken fürs Richtfest des Rohbaus alles im Blick und im Griff hat.
Verena Redelbach-Löffler trat als Betriebswirtin für Bau und Immobilien die Nachfolge ihres Onkels Norbert Redelbach an und zeichnet für die Redelbach Wohnungsbau GmbH am Südring in Marktheidenfeld verantwortlich. Zwei Chefs, zwei Standorte – aber eine Familie. Während die 32-Jährige im ehemaligen Büro von Norbert Redelbach residiert, übernahm ihr Mann Michael Richard Redelbachs Chefbüro in Roden. Neu ist der Computer, denn Richard Redelbach pflegte seine Arbeit ohne die Errungenschaften des elektronischen Zeitalters auszuführen. Noch heute plant der Seniorchef alles auf dem Papier, während sein Schwiegersohn auf den PC zurückgreift. Die Ergebnisse der Berechnungen von „PC-Chef“ Löffler und „Papier-Chef“ Redelbach stimmen stets überein.
„Ohne unsere Mitarbeiter wären wir gar nichts.“
Michael Löffler
Michael Löffler hat in sein Büro lediglich einen neuen Chefsessel hineingestellt. Denn Richard Redelbach hatte seinen mitgenommen, als er in das kleinere Büro nebenan zog. Die restliche Büroeinrichtung hat Löffler von Richard Redelbach übernommen. Nur ein kleines Stück des Interieurs hat sich mit dem jungen Chef geändert. Neben seinem Schreibtisch hängt ein großes Bild, auf dem sein Sohn Ludwig zu sehen ist. Der 14 Monate alte Spross verkörpert die nächste Baugeneration Redelbach-Löffler in Roden.
Hinter dem Juniorchef zeigt ein großes Bild die Redelbach-Mitarbeiter, denn „ohne diese wären wir gar nichts“, weiß der 33-Jährige. Ein „Modellkult“, wie ihn schon sein Schwiegervater pflegte, sind die Miniaturbaukräne, die in Löfflers Büro stehen. Verena Redelbach-Löffler schenkte ihrem Mann zum Studienabschluss das orangefarbene Modell eines Liebherr-Baukrans. „Es ist das Sinnbild für eine Baustelle“, erklärt sie. Auch den Hochbaukran hinter sich verdankt Löffler seiner Frau. „Mein Vater hat hier früher auch immer Modelle von Baggern stehen gehabt“, plaudert die Tochter aus dem Nähkästchen. Auch diese Modelle seien aber mit Richard Redelbach ins kleinere Büro umgezogen.
Wenn man es ganz genau nimmt, „residiert“ Michael Löffler in einer ehemaligen Lagerhalle. Der Büroausbau der Firma Redelbach erfolgte in Roden Stück für Stück, erzählt Verena Redelbach-Löffler. Ihr Großvater, der Maurermeister Ludwig Redelbach, legte 1956 den Grundstein für ein Unternehmen, das heute über die Grenzen des Landkreises Main-Spessart hinaus bekannt ist und von Verena Redelbach-Löffler und Michael Löffler bereits in der dritten Generation geführt wird. „Früher wurden hier Fahrzeuge untergestellt und Baustoffe gelagert“, beschreibt die Enkelin die frühere Verwendung des heutigen Chefbüros. Erst Stück für Stück sei es als Büro ausgebaut worden, weiß sie.
Ein Hingucker auf Michael Löfflers Schreibtisch ist das Modell im Maßstab 1:18 eines Ford Mustang, Baujahr 1967. „Das ist mein Traum, der jetzt endlich auch in 1:1 in unserer Garage in Marktheidenfeld steht“, verrät Löffler. Unter der Woche hat der 33-Jährige jedoch keine Zeit für seinen Oldtimer, da muss er immer flexibel und am Ball bleiben, denn das Baugewerbe erfordert Flexibilität, Einsatzvermögen und ein großes Organisationstalent.
„Es ist täglich wieder eine neue Herausforderung“, umreißt Verena Redelbach-Löffler ihren Job, der sie täglich mit Männern zusammenführt, die meistens wesentlich älter sind als sie. Außerdem muss sich die 32-Jährige mit der Tatsache auseinandersetzen, dass einige Redelbach-Mitarbeiter sie bereits von klein auf kennen. „Das Baugewerbe ist eine Männerdomäne, da muss man als Frau seine Position finden“, weiß sie. Daher setzt sie auf die Erfahrung von Vater und Onkel, aber auch auf ihre Innovationskraft und die ihres Mannes – und mit jedem neuen abgeschlossenen Projekt gewinnt sie an Erfahrung und an Anerkennung der Männer hinzu. „Richard und Norbert sind für uns auch ein Stück Sicherheit den Kunden gegenüber, denn ohne das Know-how der beiden würde uns Jungen kein Mensch solche Projekte anvertrauen“, ist sich die Juniorchefin sicher. Deshalb sind die zwei Senioren für die „Youngster“ Gold wert.