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MAIN-SPESSART: Zwei Metzger streiten über Kakerlaken

MAIN-SPESSART

Zwei Metzger streiten über Kakerlaken

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    In einem kleinen Ort im Landkreis Main-Spessart hat Metzger S. von Metzger M. im Jahr 1999 Räumlichkeiten gepachtet, um dort eine Metzgerei-Filiale einzurichten. Im vergangenen Jahr ist er dort wieder ausgezogen und weigert sich, noch offen stehende Pachtrechnungen von 40 000 Euro zu begleichen. Er behauptet nämlich, die Kakerlaken, die er im Jahr 2005 erstmals den Hygienekontrolleuren des Landratsamts zeigte, hätten sich dort seit Pachtbeginn verbreitet. Metzger M. bestreitet dies und hat nun seine Außenstände eingeklagt.

    Am Donnerstag sagte Dr. Franz Arand, der Amtstierarzt des Landkreises Main-Spessart, über die hygienischen Verhältnisse in der Metzgerei aus. Es war durchaus unterhaltsam zu beobachten, dass M. vergnügt dreinschaute, als Arand von den hygienischen Mängeln in M.s Metzgerei berichtete. Von 1992 bis zur Übergabe an den Kollegen S. habe es dort öfter Beanstandungen der Betriebs- und Personalhygiene gegeben: Mitarbeiter ohne Kopfbedeckung, Wände, die mal wieder gestrichen werden müssten, schadhafte Oberflächen. Kein Ruhmesblatt für eine Metzgerei. Schlimm seien die Zustände aber nicht gewesen, „eher Mittelfeld“, formulierte Arand. M. war deshalb so vergnügt, weil von Kakerlaken keine Rede war.

    Mehrere Beanstandungen

    Nach der Übernahme des Betriebs durch S. im Jahr 1999 habe es weiterhin „mehrfach Beanstandungen“ gegeben, referierte Arand: „Verrostete Geräte, Fliesenbruch, Personalhygiene“ und ähnliches. Erst 2004 seien die Zustände deutlich schlechter geworden. S. habe Fleischhygiene-Vorschriften nicht mehr eingehalten. Das Veterinäramt hat ihm gar gedroht, Schlachtungen in den Räumlichkeiten zu untersagen. Daraufhin hat er von sich aus keine Tiere mehr in der Filiale geschlachtet, nur noch in seinem Haupthaus.

    Heftige Zustände

    Als Anfang 2005 eine Lebensmittelhygienekontrolleurin zur routinemäßigen Überprüfung vorbeikam, zeigte S. ihr Kakerlaken – lebende in einem Eimer, tote im Betrieb. Kurz darauf schaute auch Dr. Arand dort vorbei und fand Zustände vor, die er als „in der Summe heftig“ beschrieb. Drei DIN-A-4-Seiten habe er mit den Beanstandungen vollgeschrieben: Spinnweben unter der Verkaufstheke, Biomüll neben Lebensmitteln, offen und ohne Kennzeichnung gelagerte Eier und einiges mehr. „Sehr viele Mängel“ habe es im Produktionsraum gegeben. Dass das die Kakerlaken angelockt habe, sei „durchaus möglich“. Er habe eine sofortige Schädlingsbekämpfung gefordert und mit der Schließung des Betriebs gedroht.

    Ein ehemaliger Azubi von Metzger S. sagte aus, die Kakerlaken seien bereits kurz nach der Übernahme der Räumlichkeiten aufgetreten. Ein Kollege, der vom Altbetrieb übernommen wurde, habe gesagt, die seien immer „mit einem Pülverli“ bekämpft worden. Dass sein Chef je einen Kammerjäger mit der Schädlingsbekämpfung beauftragt habe, war dem jungen Mann, der den Betrieb im Jahr 2004 verließ, nicht bekannt.

    Die Richterin ließ durchblicken, dass sie der Argumentation, die Kakerlaken seien schon seit der Übernahme in den Räumlichkeiten gewesen, keine große Bedeutung beimaß. In den sieben Jahren der Betriebsführung hätte S. dann doch mal einen Kammerjäger beauftragen sollen. Sie regte einen Vergleich der beiden Parteien an, ansonsten werde am 25. Oktober ein Urteil verkündet.

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