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GEMÜNDEN: Zwillingsbruder fälscht Rezept für Testosteron

GEMÜNDEN

Zwillingsbruder fälscht Rezept für Testosteron

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    Ein Frammersbacher Apotheker hat sich nicht übertölpeln lassen. Im August kam ein junger Mann mit einem Rezept für Testosteron in die Apotheke, das dem Apotheker spanisch vorkam. Der ausstellende Arzt, so fand er heraus, existiert gar nicht. Zudem befindet sich in der auf dem Rezept angegebenen Arztpraxis in Partenstein ein Elektrogeschäft. Ein Partensteiner Kollege half dem Frammersbacher Apotheker – die angegebene Adresse ist gegenüber der dortigen Apotheke. Nun schaltete der Frammersbacher die Polizei ein.

    Falsches Privatrezept

    Der junge Mann, der mit einem gefälschten Privatrezept Testosteron kaufen wollte, ist ein 24-Jähriger aus dem nahen Hessen. Nun musste er sich wegen Urkundenfälschung vor dem Amtsgericht Gemünden verantworten.

    Als der Angeklagte im August am späten Nachmittag wieder die Frammersbacher Apotheke betrat, um das Testosteron abzuholen, warteten dort schon zwei Polizeibeamte auf ihn. Sie nahmen ihn und seine Freundin vorläufig fest. „Er war überrascht, dass er in Bayern ist“, sagte ein Polizist vor Gericht. Er hatte dem Angeklagten klargemacht, dass Urkundenfälschung zumindest in Bayern kein Spaß ist.

    Zunächst musste die Polizei die Identität des 24-Jährigen feststellen, was insofern schwierig war, als er einen eineiigen Zwillingsbruder hat. Eine Unterscheidung sei nur über die Tätowierungen möglich gewesen, sagte ein anderer Polizist aus. Dieser hatte mit hessischen Kollegen eine Hausdurchsuchung beim Angeklagten durchgeführt und dort Testosteron-Ampullen und einen 500er-Block Blanko-Privatrezepte gefunden. Die habe er im Internet bekommen, gab der 24-Jährige zu. Dabei brauche es die Privatrezepte in dieser Form eigentlich nicht, sagte der Frammersbacher Apotheker: „Ein Privatrezept dürfte der Arzt auch auf Klopapier schreiben.“ Nur sei es dann nicht maschinenlesbar, was private Krankenkassen stören könne.

    Einiges an Vorstrafen

    Für den Angeklagten ging es in Gemünden um viel. Er macht gerade sein Abitur nach und will bald studieren, hat aber bereits einiges auf dem Kerbholz. Der Mann ist mehrfach wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Diebstahls vorbestraft. Er hatte schon einen Jugendarrest abgesessen und musste auch mehrere Monate eine elektronische Fußfessel tragen.

    Er habe das Testosteron nur für den Eigengebrauch gewollt, wollte auch niemanden schaden, sagte der 24-Jährige aus. Deswegen ein Privatrezept. „Ich bin einfach ein ambitionierter Sportler“, sagte der Hobby-Kampf- und -Kraftsportler. Er wollte, wie andere aus seinem Freundeskreis, eine „Testosteron-Kur“ machen. Allerdings habe er schlechte Erfahrungen mit Testosteron vom Schwarzmarkt gemacht.

    Offenbar waren ihm Ampullen mit irgendwelchen Inhaltsstoffen, nur nicht mit Testosteron angedreht worden. Womöglich war es Salatöl, mutmaßte der Angeklagte. Deswegen wollte er nun echtes Testosteron. Er habe nicht gedacht, dass das mit dem per Computer gefälschten Rezept „so ein großes Ding sei“.

    Dass ein gefälschtes Arzneimittelrezept allerdings kein Spaß ist, meinten auch hessische Richter. Der Angeklagte hatte nämlich am Tag, bevor er es in Frammersbach versuchte, schon in Bad Soden-Salmünster mit einem gefälschten Rezept sein Glück in einer Apotheke versucht. Auch dort war er gescheitert. Das hatte ihm bereits eine Strafe von 60 Tagessätzen zu je zehn Euro eingebracht.

    Nachdem der als Staatsanwalt eingesetzte Rechtsreferendar eine Freiheitsstrafe von neun Monaten ohne Bewährung gefordert hatte, hatte der Angeklagte das letzte Wort. Der 24-Jährige beteuerte, dass er aus den Schlägereien „jetzt rausgewachsen“ sei. Er habe mit den beiden gefälschten Rezepten außerdem niemandem, außer womöglich sich selbst, geschadet.

    Warnung vor Schwarzmarkt

    Richterin Monika Schwab milderte in ihrem Urteil die Freiheitsstrafe auf sieben Monate, auf Bewährung ausgesetzt, und eine Geldstrafe ab. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Sie Bewährung kriegen“, gab sie dem 24-Jährigen abschließend zu verstehen. Zudem sollte der Mann die Finger von Testosteron und dergleichen lassen, zumal auch der Kauf auf dem Schwarzmarkt strafbar sei.

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