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BETTINGEN/LINDELBACH: Zwischen Pranger und Misthaufen

BETTINGEN/LINDELBACH

Zwischen Pranger und Misthaufen

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    Furcht erregend: Mittelalter zum Anfassen will die „Ritterland Deutschland GmbH  & Co. KG“ beim ersten deutschen Themenpark dieser Art in Bettingen bieten.
    Furcht erregend: Mittelalter zum Anfassen will die „Ritterland Deutschland GmbH & Co. KG“ beim ersten deutschen Themenpark dieser Art in Bettingen bieten. Foto: ArchivFoto: gerd Schaar

    Einmal in der gaffenden Menge stehen, wenn der zeternde Delinquent an den Pranger gekettet wird – nicht weit von Wertheim entfernt könnte diesem Zeitvertreib bald jeder frönen. Zwischen den Ortsteilen Lindelbach und Bettingen will eine Projektgesellschaft den ersten Mittelalter-Themenpark Deutschlands bauen (wir berichteten). Wenn die gerade anlaufenden Voruntersuchungen positiv verlaufen, kann das Projekt starten. Denn der Wertheimer Gemeinderat steht dem Themenpark wohlwollend gegenüber.

    Hinter dem Projekt steht die „Ritterland Deutschland GmbH & Co. KG“, die sich aus dem im schwäbischen Niederstotzingen ansässigen Verein „Die Württemberger Ritter“ entwickelt hat. Zwei der Gesellschafter, Albrecht Hummel und Michael Horn, waren kürzlich zu einer Bürgerinformationsveranstaltung nach Lindelbach gekommen. Albrecht Hummel erzählte, wie es zu der Idee mit dem Themenpark kam und was genau auf dem 85 Hektar großen Areal geplant ist.

    Hummel ist Kunstschmied und Restaurator im Metallbereich. Immer wieder wurden ihm auch alte Schwerter zur Restaurierung gebracht. Da Hummel wissen wollte, wie man diese Schwerter schwingt, baute er welche nach und übte damit. „Wir wollten mal testen, wie das früher war“, sagte Hummel. Mit einigen Gleichgesinnten gründete er vor vielen Jahren den Verein „Die Württemberger Ritter“.

    Mittelalter zum Erleben

    Der Verein hat sich ein eigenes Rittergut zugelegt, das nach und nach restauriert wird. Die Mitglieder zeigen außerdem Ritterspiele, Musik- und Tanzdarbietungen und organisieren mittelalterliche Märkte – bisher rein ehrenamtlich. Alles spielt sich ab im Ambiente der Zeit um 1300. Die Frage nach der Professionalisierung des Ganzen drängte sich irgendwann auf. Die Ritter begannen mit der Suche nach einem Areal, auf dem sie das Mittelalter mit allen sechs Sinnen erlebbar machen können.

    Sie brauchen dafür einen Platz, der möglichst weitab vom Lärm der modernen Welt liegt. „Nichts ist unmittelalterlicher, als wenn neben dem Park ein Lkw vorbeibraust“, sagte Hummel. Das Areal, auf dem vor etlichen Jahren schon einmal ein Golfplatz entstehen sollte, halten die Ritter für ideal. Hier wollen sie ihre mittelalterliche Welt errichten. Und zwar nicht als herkömmlicher Freizeitpark mit Mittelalter an der Außenfassade und moderner Technik auf der Rückseite. Alles soll durch und durch echt sein, die Häuser aus Flechtwerk und Reet bestehen, der Misthaufen stinken.

    In dem Städtchen „Rosenwang“ mit seinen Handwerkerhäusern und seinem Wirtshaus werden Menschen den mittelalterlichen Alltag leben, so der Park denn verwirklicht wird. Es handelt sich um einige der Württemberger Ritter sowie um Darsteller, die die Projektgesellschaft in der Region rekrutieren und ausbilden will. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Parkbesucher auf dem Weg durch den wilden Wald Zeuge eines Überfalls von Räubern werden.

    Keine Pommes rot-weiß

    Alle Gebäude sind den Besuchern zugänglich – ob nun die Bauersfrau gerade drinnen ihren Getreidebrei kocht oder im Hof die Hühner füttert.

    Neben der Stadt, einer Einsiedelei und einer Greifvogelstation darf auch eine Burg nicht fehlen. Das Bauwerk muss ständig auf Angriff gefasst sein, den natürlich auch die Besucher miterleben werden. Außerdem werden dort Ritterspiele und Theaterstücke, zum Beispiel Macbeth, gezeigt. Das gastronomische Angebot soll sich nach dem Willen der Initiatoren auf traditionell mittelalterliche Speisen beschränken. Wer unbedingt Pommes rot-weiß möchte, hat Pech gehabt.

    160 Arbeitsplätze geplant

    Oder er muss in einer der umgebenden Ortschaften essen. Die könnten auf diese Weise von dem Park profitieren, erklärte Michael Horn, der die betriebswirtschaftliche Seite des Projekts betreut. Insgesamt etwa 160 Arbeitsplätze sollen in dem Park entstehen. Nur 15 bis 20 davon werden von Württemberger Rittern beansprucht, alle anderen sollen aus der Umgebung des Parks kommen.

    Kleine Zugeständnisse an die moderne Welt werden übrigens nur da gemacht, wo sie gesetzlich vorgeschrieben oder unumgänglich sind: So soll der Platz vor der Turmburg eine Lautsprecheranlage für die Aufführungen erhalten. Strom muss außerdem zur Beleuchtung der Fluchtwege vorhanden sein, und auch die WC-Anlage werden nicht dem Standard des Mittelalters entsprechen. Als Eintrittspreis sind 26 Euro für Erwachsene vorgesehen, 14 für Kinder.

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