Bei der Bundestagswahl am 23. Februar sind alle Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, ihre zukünftigen Vertreter im Bundestag in Berlin zu wählen. Im Vorfeld der Wahl hat diese Redaktion die fünf Direktkandidaten und eine Direktkandidatin der im Bundestag vertretenen Parteien aus dem Wahlkreis Odenwald-Tauber zu zentralen Themen des Wahlkampfs befragt. Die Interviews werden bis zur Wahl in loser Folge erscheinen.
Diesmal geht es um Klimapolitik. Wir haben die sechs Kandidaten gefragt, welchen Kurs sie bei diesem Thema verfolgen. Hier ihre Antworten – die Reihenfolge der Kandidaten orientiert sich dabei am Wahlergebnis ihrer jeweiligen Partei bei der Bundestagswahl 2021.
Philipp Hensinger, SPD

"Mein Kurs in der Klimapolitik verbindet Klimaschutz mit sozialer Gerechtigkeit und wirtschaftlichem Fortschritt. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, setze ich auf den Ausbau erneuerbarer Energien, die Förderung der Wasserstoffwirtschaft und klimafreundliche Innovationen durch einen 'Made in Germany'-Bonus. Eine faire CO₂-Bepreisung mit Rückverteilung schafft Anreize und entlastet Geringverdienende. Für klimaneutrale Mobilität investieren wir in den Ausbau von Bahn, ÖPNV und Fahrradwegen, ergänzt durch Elektromobilität.
Gleichzeitig unterstütze ich Unternehmen bei der Umstellung auf klimaneutrale Prozesse, um Arbeitsplätze zu sichern. Klimaschutz endet nicht an Grenzen – Deutschland muss Vorreiter für internationalen Klimaschutz sein. Wichtig ist mir, dass Klimapolitik bezahlbar bleibt und niemand zurückgelassen wird."
- Alter: 21
- Beruf: Student (Public Management - Bachelor of Arts)
- Familienstand: ledig
- Heimatort: Walldürn
- Hobbys: Schwimmen, Lesen, Zeit mit Freunden verbringen
Nina Warken, CDU

"Klimapolitik ist uns wichtig! Wir alle leben auf dieser Erde und wollen, dass auch unsere Nachkommen dort glücklich leben können. Dabei wehren wir uns aber gegen unsinnige Alleingänge und Belastungen für unsere Bürgerinnen und Bürger, die oft am Ziel vorbeigehen. Natürlich ist uns der Einsatz jedes Einzelnen für eine sinnvolle Umwelt- und Klimapolitik wichtig und wir sehen dies auch als Aufgabe der Politik.
Aber diese Rechnung darf nicht allein auf Kosten der deutschen Wirtschaft gehen. Wir brauchen gute Vereinbarungen mit unseren europäischen Nachbarn und eine konsequente Umsetzung der weltweit vereinbarten Klimaziele, an denen sich alle Staaten beteiligen müssen. Verbotsdebatten oder über den Zaun gebrochene Umweltprojekte, wie zum Beispiel das Heizungsgesetz in dieser Form, das zu massiven Belastungen der Bürgerinnen und Bürger führt, brauchen wir nicht. Für uns zählt eine Klimapolitik mit Augenmaß, die die Menschen nicht überfordert und gleichzeitig unsere Umwelt schützt."
- Alter: 45 Jahre
- Beruf: Rechtsanwältin, Bundestagsabgeordnete, Generalsekretärin der CDU-BW und parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Fraktion
- Familienstand: verheiratet, drei Kinder
- Wohnort: Tauberbischofsheim
- Hobbys: meine Familie und Tennis
Horst Berger, Bündnis 90/Die Grünen

"Ich setze mich ein für sozial gerechten Klimaschutz: Wir Grüne führen ein Klimageld ein, das Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen zugutekommt. Wir fördern Sanierungen, bezahlbare klimafreundliche Wärme, gute öffentliche Verkehrsmittel und den Kauf oder das Leasing von E-Autos. Wir stehen für eine starke Klimapolitik: Wir unterstützen unsere Wirtschaft bei der klimafreundlichen Modernisierung, kämpfen für mehr erneuerbare Energien und Klimaschutz, der wirkt. Auch Müllvermeidung ist ein wichtiges Thema: Wir machen die Weiterverwertung von Rohstoffen einfach, indem wir mit dem digitalen Produktpass Transparenz über Materialien schaffen."
- Alter: 53
- Beruf: Diplom-Kirchenmusiker
- Familienstand: verheiratet, 3 Kinder
- Wohnort: Buchen
- Hobbys: Musik, Naherholung in der Natur
Mirwais Wafa, FDP

"Wir verfolgen in der Klimapolitik einen Kurs der Vernunft und sind gegen Ideologisierung. Klimaschutz darf nicht auf Kosten unseres Wohlstands und unserer Industrie gehen. Wir sind überzeugt, dass es möglich ist, Klimaschutz mit Wirtschaft und Industrie zu vereinen, ohne sie aus ideologischen Gründen gegeneinander auszuspielen. Wir brauchen eine technologieoffene und innovative Klimapolitik, die auf marktwirtschaftliche Lösungen setzt. Statt auf Verbote und Bevormundung setzen wir auf technologische Innovationen, die den Klimaschutz vorantreiben, ohne die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen zu gefährden. Wir müssen die Industrie nicht strangulieren, sondern sie durch neue Technologien und effiziente Lösungen unterstützen.
Ein einheitlicher europäischer Emissionshandel ist ein wichtiger Schritt, um die Klimaziele zu erreichen, ohne dass einzelne Länder oder Unternehmen übermäßig belastet werden. Dabei muss die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gesichert werden, ohne dass wir die globalen Klimaziele aus den Augen verlieren. Deshalb fordern wir, das deutsche Ziel der Klimaneutralität bis 2045 durch das europäische Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu ersetzen."
- Alter: 28 Jahre
- Beruf: Masterstudent der Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Internationale Beziehungen und Europaforschung
- Familienstand: ledig
- Wohnort: Bad Mergentheim
- Hobbys: Sport, insbesondere Joggen
Johann Martel, AfD

"Wir brauchen eine rationale Politik ohne Ideologie. Die renommierte Washington Post stellte 2024 die Klimaveränderungen der letzten 485 Mio. Jahre dar und es ist unzweifelhaft, dass wir aus einer Eiszeit kommen. Die Erde wird sich also erwärmen. Das kann keiner verhindern, egal ob der Mensch es etwas beschleunigt. Die Menschheit sollte ihre Ressourcen daher nicht für den Versuch verschwenden, das Klima im eigenen Sinne zu verändern.
Bei konkreten Maßnahmen, die vor Katastrophen schützen, ist Geld wesentlich sinnvoller aufgehoben, z.B. Hochwasserschutz, höhere Abwasserkapazitäten, Meerwasserentsalzung etc. Das Überleben der Menschheit basiert auf technologischer Innovation! Die Besteuerung von Luft hingegen (CO2-Bepreisung) ist ein Betrug an den Bürgern, den wir inzwischen unbemerkt überall mit bezahlen. Selbst unsere Müllgebühren könnten fast zehn Prozent niedriger sein, von Tankpreisen ganz zu schweigen!"
- Alter: 45
- Beruf: Technischer Fachwirt
- Familienstand: verheiratet, 6 Kinder, 2 Enkel
- Wohnort: Walldürn
- Hobbys: Familienausflüge, Wandern, an Technik und Fahrzeugen schrauben
Robert Binder, Die Linke

"Für mich ist klar: Klimaschutz muss so gestaltet und gefördert werden, dass Menschen sich Klimaschutz leisten können. Nur so erreichen wir die notwendige Akzeptanz in der Bevölkerung. Ich setze mich dafür ein, dass der Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft und Gesellschaft so gestaltet wird, dass niemand zurückgelassen wird. Dazu gehört auch, dass die Finanzierung des Klimaschutzes gerecht verteilt wird.
Ich fordere, dass Menschen mit großen Vermögen und große Unternehmen stärker in die Verantwortung genommen werden. Wer mehr hat, sollte auch mehr zum Schutz unseres Planeten beitragen – denn Klimaschutz ist eine Aufgabe für uns alle. Ich bin überzeugt, dass Klimaschutz nur dann erfolgreich sein kann, wenn er sozial gerecht gestaltet wird – denn nur so schaffen wir eine breite Akzeptanz und nehmen alle Menschen auf diesem Weg mit."
- Alter: 38
- Beruf: Bürokraft mit Weiterbildung zum Logistikmeister
- Familienstand: ledig
- Wohnort: Lauda-Königshofen
- Hobbys: Fahrrad fahren, Feuerwehr, Lesen