(zis) Der Finanz- und Wirtschaftskrise zum Trotz haben bis Ende vergangenen Jahres im Landkreis Rhön-Grabfeld weniger Unternehmer ihre Betriebe wegen Zahlungsunfähigkeit aufgeben müssen als im Jahr zuvor. Insgesamt meldeten hier nach Angaben des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung neun Firmen Insolvenz an, das waren zwölf Firmen oder 57,1 Prozent weniger als im Vorjahr.
Firmenpleiten sind heutzutage der kleinere Teil der Insolvenzen. Insgesamt gab es davon im Landkreis Rhön-Grabfeld letztes Jahr 58, von diesen Insolvenzverfahren waren neun Unternehmensinsolvenzen, fünf Verfahren wurden tatsächlich eröffnet, vier mangels Masse abgewiesen.
Zumeist sind es junge Betriebe, die nicht mehr zahlungsfähig sind und ihre Mitarbeiter entlassen müssen. „1528 beziehungsweise 45 Prozent der insolventen Unternehmen waren weniger als acht Jahre wirtschaftlich tätig, darunter über die Hälfte (804 beziehungsweise 52,6 Prozent) maximal drei Jahre“, schreibt das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung in einer Pressemitteilung.
Neun Betriebe betroffen
Bei den neun Betrieben im Landkreis Rhön-Grabfeld verloren 81 Angestellte und Arbeiter ihren Job. Im Vorjahr waren es bei 21 Firmen 150 Arbeitsplatzverluste gewesen. Die Statistiker weisen jedoch daraufhin, dass oftmals bereits im Vorfeld Stellen abgebaut werden, also sogar noch mehr Menschen von den Firmenpleiten betroffen sind.
Die offenen Forderungen, die die Firmen im Landkreis Rhön-Grabfeld nicht bedienen konnten, beliefen sich im Jahr 2008 auf rund 6,5 Millionen Euro (2007: 25,49 Millionen Euro). Jede insolvente Firma hinterließ also im Durchschnitt einen Schuldenberg von 722 333 Euro (2007: 1 213 667 Euro).
In Bayern meldeten nach Angaben des Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung im vergangenen Jahr 3 397 Firmen Insolvenz an. Das waren 434 oder 11,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Damit setzte sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Gegenüber 2003, dem Jahr mit dem bisherigen Höchststand an Unternehmensinsolvenzen in Bayern (4818 Verfahren) war dies sogar ein Rückgang um 29,5 Prozent.
Zum Zeitpunkt der Antragstellung waren von den Insolvenzen 12 582 Beschäftigte betroffen (Vorjahr: 16 418). Die voraussichtlichen Gläubigerforderungen beliefen sich landesweit auf rund 1,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,1 Milliarden) beziehungsweise auf durchschnittlich rund 468 000 Euro je Verfahren (Vorjahr: 816 000 Euro). „Die im Vorjahresvergleich deutlich rückläufige Entwicklung auch bei der Zahl der betroffenen Arbeitnehmer ist mit beeinflusst von der Insolvenz der Firma BenQ, die im statistischen Ergebnis 2007 enthalten ist“, erklären die Statistiker diesen enormen Rückgang.
1301 Fälle in Oberbayern
Regional betrachtet hatte Oberbayern die meisten Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen (1 301 Fälle), in großem Abstand gefolgt von Schwaben (472 Fälle) und Mittelfranken (428 Fälle). Von den 12 582 betroffenen Arbeitnehmern waren allein 2 721 in Oberbayern tätig. Mit 585 gefährdeten Arbeitsplätzen schnitt die Oberpfalz am besten ab.
Über die Jahre gesehen herrschten in Deutschland zu Beginn der 90er Jahre noch relativ rosige Zeiten. 10 000 Unternehmen meldeten damals im Schnitt Insolvenz an. Diese Zahl stieg bis 2003/04 auf fast 40 000 an. Seit 2004 sind die Anmeldungen jedoch wieder rückläufig. Parallel dazu verlief auch die Entwicklung in Bayern. Experten befürchten, dass die globale Finanz- und Wirtschaftskrise diesen Trend wieder umkehrt.