Am Sonntagnachmittag begrüßte Kreisfachberater Georg Hansul im Kreislehrgarten in Frickenhausen zur Feier des 25-jährigen Bestehens, nachdem am Abend zuvor schon die Festlichkeit zum 75. Bestehen des Obst- und Gartenbauvereins Frickenhausen stattgefunden hatte. Vor über 25 Jahren wurde die Idee geboren, eine zentrale Einrichtung als Lehr- und Demonstrationsgarten zu schaffen, eine überörtliche Einrichtung für die Obst- und Gartenbauvereine im Landkreis als Ort, wo experimentiert und ausprobiert werden kann.
Ursprünglich hat der Garten aus dem oberen eingezäunten Bereich bestanden, der 1990 verwahrlost, nicht gepflegt und nicht genutzt war und keine Einzäunung hatte. Ein alter Baumbestand war vorhanden. Es wurden mehrere Terrassen bis zur Straße geschaffen. Der untere Bereich war früher der zentrale Dreschplatz für die Landwirte. Nachdem er nicht mehr gebraucht wurde, ist in den 1960er Jahren der mittlere Teil mit Bäumen bepflanzt worden.
Pomologe bestimmt Sorten-Bestand
Für die Einrichtung des Kreislehrgartens wurde Wert darauf gelegt, neue Sorten hierher zu bekommen, um Erfahrungen zu sammeln, ob sich neue Obstsorten in der Region bewähren und für den Streuobstanbau geeignet sind. Den alten Bestand hatte man durch einen Pomologen bestimmen lassen. Damit kennt man jede Sorte, die hier wächst.
Der untere und der eingezäunte Bereich sollten hauptsächlich als Lehrgarten für Gemüse- und Beerenobstanbau genutzt werden. Größere Pflanzen und Kräuter gehören heute zu einer anderen Konzeption. Georg Hansul dankte zum einen den Frickenhäuser Musikanten für den musikalischen Rahmen und dem Obst- und Gartenbauverein Frickenhausen für die gastronomische Verpflegung an diesem Tag.
Bei der Gründung war das Konzept so gedacht, dass die Nachbarvereine mit Arbeitseinsätzen dabei sind, was auch in der Anfangszeit recht gut funktioniert habe. Heute liege die Hauptlast der Arbeit aber beim OGV Frickenhausen. Eigentümer der Grundstücke ist die Stadt Mellrichstadt und Pächter der drei Grundstücke der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege.

Allerlei Stationen mit vielfältigen Informationen waren auf dem Gelände aufgebaut. Kräuterpadagogin Elisabeth Damm hatte Kräuter, Wildfruchtaufstriche, selbst hergestellte Kosmetikprodukte und allerlei Sirupsorten im Angebot. Aus Poppenlauer war Gartenbäuerin Monika Streit gekommen und stellte Blumen in speziellen Gefäßen und Gestecke aus und bewies viel Kreativität. Gartenbäuerin Ruth Geyer aus Maßbach informierte über das Einmachen und Konservieren, über Milchsäuregärung, Säfte, Sirup, Essig und Öl. Am Stand von Susanne Wirsing vom Bauernhof Borst aus Strahlungen stand ein Strauß Miscanthus oder Chinaschilf als Alternative zu Streu und Co.
Corinna Ullrich, die Ökolandbau studiert hat, ist am Landratsamt Rhön-Grabfeld mit dem Feld "Ökomodellregion entwickeln" betraut. 2016 sollte in der Landwirtschaft in Bayern auf mehr Qualität gesetzt und der Ökolandbau verstärkt und vorangebracht werden. Bis vor Kurzem gab es noch 12 Ökomodellregionen. Infolge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ sind zu diesen 12 weitere 15 dazugekommen. Im Landkreis Rhön-Grabfeld gebe es überdurchschnittlich viel Ökolandbau, bayernweit seien es 10 Prozent, in der Rhön 14 Prozent.
Öko-Landbau als geschlossener Betriebskreislauf
Waren es damals 100 Betriebe, sind es inzwischen 150 Landbaubetriebe, die Ökowirtschaft betreiben. Nicht nur die Erzeugung müsse umgestellt werden, sondern auch die Verarbeitung, Vermarktung und der Konsum. Jeder verantwortungsbewusste Betrieb müsste sich zertifizieren lassen, wenn er Bioprodukte anbieten möchte. In den Gaststätten könne jeder auf heimische Bioprodukte achten. Öko-Landbau ist ein geschlossener Betriebskreislauf. Auf den Ackerflächen werden Lebensmittel und Futterpflanzen angebaut. Mit den pflanzlichen Abfällen und dem Mist der Tiere werden wiederum die Ackerflächen gedüngt.
Ein weiterer Vortrag wurde von Udo Omert, Imker aus Leidenschaft und einer von mehreren ehrenamtlichen Wespen- und Hornissenberatern des Landkreises, über Bienen, Wespen und Hornissen gehalten. Bienen an sich hätten zwei Vorteile: für die Landwirtschaft und den OGV seien sie vorteilhaft, weil sie mit 10 bis 15 000 Bienen überwintern und bis zur Obstblüte mit 20 000 Bienen direkt in die Obsternte gehen. Sie seien blütenstet, das heißt, wenn sie in die Kirschen gehen, gehen sie in kein anderes Obstgehölz.

Bei Wespen, Hornissen, Wildbienen, Hummeln überwintere nur die Königin, sie müsse ihren Staat aufbauen. Im Frühjahr komme sie aus dem Erdloch und fange an, sich ihr Nest zu bauen und die ersten Nachkommen zu zeugen. Ein Schaubild verdeutlicht, um wie viel höher die Erträge mit Bienenflug sind als ohne. Hoch interessant waren Udo Omerts Ausführungen zu einem Bienenleben. Das Fallobst werde zuerst von den Wespen aufgebissen, dann kämen die Bienen.
Wespen würden nur dorthin gehen, wo sie ungestört sind. Rollädenkästen beispielsweise sollten jeden Tag einmal hoch- und runter gelassen werden, damit sie sich dort nicht einnisten. Wespennester könnten hand- oder fußballgroß werden mit 500 Wespen und sehen aus wie dünnes Papier. Staunenswert war ein großes Hornissennest, das in einem Holzrahmen aufgehängt war. Georg Hansul bot dann für Interessierte eine Führung durch den Kreislehrgarten an.
