Vier anstrengende Tage, dazu Zeltaufbau und -abbau: Die Mitglieder des Höchheimer Burschenvereins müssen zwar einiges an Schlaf nachholen. Aber es gab Superstimmung bei viel Musik mit dem dem traditionellen „Gögergeschrei“ bei der Kirmes in Höchheim, die dort noch nach traditionellem Muster abläuft.
Ab Freitag wurde zünftig gefeiert, am Montag standen die Kirmesständchen, die ab morgens im ganzen Dorf gespielt wurden, auf dem Programm, am Nachmittag folgten Höhepunkt und Abschluss. Die Kirmesteilnehmer, diesmal 15 Burschen und zwölf Mädchen, trafen sich zum Umzug durch das Dorf und zur Kirchweihpredigt mit Gögerschlag. Ein Bläserensemble begleitete sie dabei musikalisch.
Predigt zum Dorfgeschehen
Zum sechsten Mal hielt Jonas Werner die Predigt und nahm Ereignisse aus Politik und Dorf aufs Korn. Zuvor mussten jedoch der Bojazz (Tristan Höller) und der Schubkarrenfahrer (Markus Funk) dafür sorgen, dass die Mädchen, die am „Gängelband“ hängen, nicht ins Nachbardorf laufen, um sich dort einen feschen Burschen zu angeln. Mehrere Ausbruchsversuche brachten den Schubkarrenfahrer an seine Grenzen und er ging zu Boden. Schließlich erreichten doch alle wohlbehalten das Festzelt, denn wegen des Regens fanden die weiteren Programmpunkte unter dem Zeltdach statt.
Göger-Geschrei
Der Hahn wurde unter dem Stuhl des Kirmespredigers platziert, dann ließ Jonas Werner Ereignisse aus Politik und Sport Revue passieren und berichtete von den Missgeschicken einiger Mitbürger, jeweils unterbrochen von Gögergeschrei und Applaus der Zuhörer. Schnell kam beste Stimmung auf, zu der auch die flotte Musikgruppe beitrug. Der Blick in das politische Geschehen mit Terroranschlägen, Staatspräsidenten mit Diktatorenneigung und Rechtsruck in vielen Staaten gab keinen Anlass zur Freude.
Über Rechtspopulisten und „braunen Brei“ regte sich der Kirmesprediger auf, den G 20-Gipfel, der gar nichts gebracht hat, und den Dieselskandal. In Höchheim seien aber auch die Dieselfahrer willkommen, hier sei an Fahrverbote nicht zu denken, machte er klar. „In e boar Jahr is des ower sowieso egal - da tanke mer nur noch Strom bei Aral“, kündigte er an.
Die Bundestagswahl durfte als Thema natürlich nicht fehlen, das schlechte Abschneiden der SPD und die Beständigkeit von Kanzlerin Merkel „mit Grinsen und Raute“ und die Aufregung darüber, dass die AfD mit dem „Super-GAU-Land“ drittstärkste Fraktion geworden ist, wurde auf die Schippe genommen.
Die Kreisel in Bad Königshofen, die Unfälle verhindern und nicht provozieren sollten, schafften es auch in die Kirchweihpredigt. Im eigenen Dorf steht im kommenden Jahr eine Bürgermeisterwahl an, bei dieser Gelegenheit wünschte die ganze Kirmesgesellschaft dem aus Krankheitsgründen zurückgetretenen Bürgermeister gute Besserung.
Der Weihnachtsmarkt an der Kirche sollte wiederholt werden, meint der Prediger, der auch die Verbesserungen auf dem Spielplatz, das „Upgrade“ bei der Feuerwehr, die „Burch“, die immer weiter verfällt, und die neu eröffnete „UnfassBar“ erwähnte.
30 Jahre Zeltkirmes - da gibt es viel zu berichten, vom Zeltaufbau, der schon „legendär“ ist, über die „Höchemer Pünktlichkeit“, die schon von den Altburschen gepflegt wurde, bis zu den vielen Helfern, die dem Burschenverein zur Seite stehen. „Mir Höchhemer sin halt aus gutem Holz un vor allem auf die Kirmes mächtig stolz.“
Nach der Predigt ging es dem Göger als „Sündenbock“ an den Kragen. Zuvor musste jedoch ein Mädchen mit verbundenen Augen den Topf mit einer langen Stange treffen, was nach vielen vergeblichen Versuchen mit etwas Nachhilfe auch gelang. Mit einem Tanz schlossen die Kirmespaare diesen Programmteil ab, am Abend spielte zum Festausklang die Gruppe „Flamingos“.