In den vergangenen sechs Jahren duldete die Stadt eine Absprache zwischen der Eisdielen-Betreiberin und dem Inhaber der Apotheke, auf den beiden Pkw-Stellplätzen dann Gäste bewirten zu dürfen, wenn die Apotheke geschlossen hat, also am Abend oder am Wochenende. Nach etlichen Beschwerden von Fußgängern, die sich nicht nur durch die Stühle und Tische, sondern auch durch dahinter haltende oder parkende Autos behindert fühlten, hat die Stadt nun reagiert und Lucia Cavalieri-Guida in der vergangenen Woche die Nutzung des Gehwegbereichs vor der Apotheke verboten.
50 Plätze bietet die Eisdiele Santa Lucia im Innern und nochmal 20 draußen direkt vor dem Lokal. Weitere 30 Gäste konnten an schönen Tagen vor der Apotheke bewirtet werden. „Fällt dieser Bereich nun weg, bedeutet das für mich und meine Familie einen erheblichen Umsatzeinbruch,“ klagt die 38-Jährige. Die Eisdiele sei aber nicht nur ihre Existenzgrundlage, sondern bedeute auch eine Belebung für die Innenstadt, die seitens der Stadt ja immer gefordert werde. „Bei schönem Wetter sind die zusätzlichen Plätze sehr begehrt, die Menschen schätzten es eben, im Freien sitzen zu können, wenn es die Witterung zulässt,“ so die Geschäftsfrau. Sie werde deshalb alle Hebel in Bewegung setzen, die Stadtverwaltung umzustimmen.
Als ersten Schritt hat sie in ihrer Eisdiele drei Tage lang Unterschriften gesammelt. 800 Personen haben sich nach ihren Angaben für den „Erhalt des erweiterten Terrassenbetriebs“, wie es auf der Unterschriftenliste wörtlich heißt, ausgesprochen. Die Unterschriftenliste hat sie am Montag im Rathaus abgegeben und auch gleich einen offiziellen Antrag auf die weitere Nutzung der beiden Parkplätze für die Bewirtung ihrer Gäste gestellt.
Keine großen Hoffnungen
Bernd Hilscher, Leiter des Bürgerbüros der Stadt Bad Königshofen, bestätigte am Mittwoch gegenüber der Main-Post den Eingang von Antrag und Liste, kann der Eisdielen-Betreiberin aber keine allzu großen Hoffnungen auf eine schnelle Entscheidung der Stadtverwaltung machen. „Wir werden den Antrag genau prüfen und auch die Polizei um eine Stellungnahme bitten, doch es bleibt beim Verbot, bis sich auch der Stadtrat mit dem Thema beschäftigt hat“. Hilscher geht davon aus, dass dies erst nach der Sommerpause im September der Fall sein wird.
Der Leiter des Bürgerbüros hat durchaus Verständnis für die Argumente von Lucia Cavalieri-Guida und hält die Eisdiele für einen gastronomischen Betrieb, der die Innenstadt aufwertet. Dennoch spreche gegenwärtig mehr gegen eine weitere Nutzung der zwei Parkplätze durch die Eisdielen-Betreiberin als dafür. „Ich sehe auch ein Sicherheitsproblem, wenn die Leute so nahe an der Straße sitzen und ihr Eis essen,“ deutet der Bürgerbüro-Leiter an, dass bei der Entscheidung der Verwaltung nicht nur die eingegangen Beschwerden wegen Behinderung ausschlaggebend waren.
Mittlerweile hat sich der Bürgermeister persönlich der Sache angenommen. Nach einem persönlichen Gespräch im Rathaus ist Thomas Helbling Lucia Cavalieri-Guida etwas entgegengekommen: Im Juli darf sie vor der Apotheke noch Gäste bewirten, ab 1. August ist damit Schluss, bis der Stadtrat darüber beraten hat, wie weiter verfahren wird.