„Was ich alles erlebt hab', des hätt' ich net gedacht“, schmunzelt Altlandrat Gottfried Miller und blickt zufrieden zurück auf seine vielfältigen und erfüllenden Lebensstationen. Er steckt noch voller Energie, aber weil er am Donnerstag 90 Jahre alt wird, könnte es sein, dass er seinen Vorsatz „Ich mach' dann e weng langsamer“ vielleicht doch irgendwann umsetzt.
Er sei ein Familienmensch, sagt Gottfried Miller vor allem von sich. So freut er sich, dass ihm nicht nur seine fünf Kinder und 13 Enkel zum Geburtstag gratulieren können (seine Frau Irene starb 1979, seine zweite Frau Käthe 1998), sondern auch vier seiner sechs Schwestern, die gemeinsam mit ihm und seinem Bruder in der elterlichen Landwirtschaft in Wargolshausen aufwuchsen.
Das Gymnasium besuchte Miller im Benediktiner-Internat St. Ludwig bei Wipfeld und in Würzburg, noch vor dem Abitur wurde er 1942 zur Wehrmacht einberufen und geriet 1944 in russische Kriegsgefangenschaft. Seine Erlebnisse dort hat er später publik gemacht und mit Besuchen in der Ukraine einen wichtigen Beitrag zur Versöhnung geleistet.
Als Spätheimkehrer studierte Miller Jura in Würzburg und kam über die Regierung von Unterfranken und das Landratsamt Karlstadt zurück in die Heimat. Hier wurde er 1963 zum Landrat des Kreises Bad Neustadt gewählt und konnte bis zur Gebietsreform 1972 viel bewegen. Zu seinen Schwerpunkten gehörte der Ausbau des Schulwesens. Von 1974 bis 1988 war Miller dann Geschäftsführer des Diözesanbüros Bad Neustadt.
Eine Fülle an Ehrenämtern
In einer Fülle von Ehrenämtern kamen Gottfried Millers Fähigkeiten seinen Mitmenschen zugute. So war er Vorsitzender des Zweckverbands Naturpark Bayerische Rhön, den er gründete, des Fremdenverkehrsverbands Rhön-Saale, des Rhönklubs Bad Neustadt, des Kreis-Caritasverbands, des Jungseniorenkreises St. Konrad und des mittlerweile aufgelösten Heimkehrerverbands.
Auch den Kreisvorsitz der CSU hatte er inne. Ein solch umfangreiches Engagement wurde natürlich auch mit einer Reihe von hohen Auszeichnungen gewürdigt.
Einsatz für das Neustädter Haus
Eine echte Herzensangelegenheit ist für Gottfried Miller bis heute das Neustädter Haus geblieben, das er seinerzeit in einer großen Gemeinschaftsleistung des Vereins neu aufbaute.
Erst vor Kurzem legte er dort einen Seniorenweg an, damit auch noch andere in seinem Alter aktiv die Natur genießen und sich daran erfreuen können.