Dieter Bohlen mit seinen frechen Sprüchen sitzt nicht in der Jury. Doch ein wenig Castingatmosphäre kommt doch auf, an diesem Samstagmorgen, als Michael Schöner, der Vorsitzende der Jury, die Anwesenden zu einer Premiere in der Musikschule Schweinfurt begrüßt. Zum ersten Mal gibt es beim Musikwettbewerb „Jugend musiziert“ die Sparte Pop-Gesang.
Die Jury ist breit aufgestellt. Neben dem Vollblutmusiker und Pädagogen Michael Schöner besteht sie aus der Sängerin Carola Thieme, dem Musikproduzent und Toningenieur Michael Hanf sowie dem Popularbeauftragten des Bezirks Unterfranken Peter Näder. Andrea Schärringer, künstlerische Leiterin der Musikschule Schweinfurt, steht der Aufnahme von Pop-Gesang in den ursprünglich rein klassisch orientierten Musikwettbewerb durchaus ambivalent gegenüber. Doch letztendlich weiß sie, dass dies eine Möglichkeit ist, mehr junge Menschen für Musik zu begeistern und sie zu animieren, selbst aktiv zu werden. Beim Unterrichtsangebot für Popgesang geht es auch darum, Rüstzeug für eine eventuelle spätere Gesangskarriere mitzugeben.
Kompositorische Fähigkeiten, Originalität und Musikalität sind gefragt, denn das Regelwerk des Wettbewerbs schreibt neben den auszuwählenden Songs eine Eigenkomposition und ein a-capella gesungenes Lied vor. Da gehören eine gehörige Portion Timing und Intonationssicherheit dazu, und Bewusstsein für die eigene Stimme. Selbstbewusst genug muss man außerdem sein, sich einer kritischen Jury zu stellen und alles Gefühl und Können in die Songs zu legen – auf einer Bühne, auf der sich eine stachelige Palme, ein Flügel und ein Klavier drängen. Ein wenig Studioatmosphäre entsteht durch das technische Equipment: Einspielgerät, Mikrophon, Lautsprecher.
In drei verschiedenen Altersklassen stellen sich fünf junge Damen vor, fünf Charaktere, wie man sie sich unterschiedlicher nicht vorstellen kann. Isabell Heck, die Jüngste von allen, singt sich nach kurzer Zeit frei, bei dem Cole Porter Titel „I've got you under my skin“ ist sie in ihrem Element. Sandrine Wydra tritt souverän auf und glänzt mit einer flexiblen Stimme, die in allen Lagen überzeugt. Sie hat Erfahrung mit Auftritten, aber, „zu wissen, es kommt heute drauf an“, sei schon eine große Herausforderung. Mit Kraft steigt Victoria Semel ein, und powert ein ums andere Mal. Sie beherrscht das Spiel mit dem Publikum schon erstaunlich gut, moderiert ihren Vortrag und schlägt den Saal in ihren Bann. Jasmin Osmanovic legt eine große Gelassenheit an den Tag. Mit zauberhaftem Lächeln trägt sie ihre Songs vor. Sie sieht bei diesem Vorsingen „keinen Unterschied“ zu ihren sonstigen Auftritten. Sie will „einfach nur gut sein“. Selina Schliszio bewegt sich frei, choreografiert ihren Song und unterscheidet sich damit von den anderen Sängerinnen.
Ohne Ausstrahlung geht es nicht
Die jungen Damen beweisen allesamt beachtliches Niveau. Neben den musikalischen Fähigkeiten zeigen sie Bühnenpräsenz, denn sie wissen: Nur wer Ausstrahlung hat und Kontakt zum Publikum herstellen kann, wird bestehen können – da unterscheidet sich die Popbranche in nichts von dem Klassikbetrieb.
Am Ende werden ein dritter, ein zweiter und drei erste Preise vergeben. Victoria Semel aus Schweinfurt erhält eine Weiterleitung. Sie darf sich beim Landeswettbewerb in Bayreuth wieder vorstellen.
Juror zu sein, ist manchmal hart. Da hatten die fünf Juroren, die in der Grafenrheinfelder Kulturhalle die Schlagzeuger bewerteten, Glück: Sie mussten sich nicht für einen ersten Platz entscheiden. So hieß es am Ende: „Ihr habt alle erste Preise“.
Die jungen Musiker zeigten die Vielseitigkeit des Schlagzeugs in den Kategorien „Percussion solo“ und „Mallets solo“. Von Snare Drum, Pauke und Trommel bis hin zu den so genannten Mallets (Marimbaphon und Vibraphon) reichten die eindrucksvollen Auftritte. Die Juroren belohnten sie allesamt mit der Weiterleitung zum Landeswettbewerb. Allein die Preisträger der Altersgruppe I kommen altersbedingt noch nicht nach Bayreuth. Gleich fünf Mal vergab die Jury die Höchstpunktzahl – 25 Punkte.
Ein dickes Lob ging an die Schlagzeuglehrer und die Eltern, die mit ihrem Engagement den Kindern und Jugendlichen eine wichtige Lebenseinstellung vermitteln. „Bei der Sache bleiben“ und „etwas durchziehen, auch wenn es anstrengend und manchmal nervig ist“, so Juror Matthias Schmitt, sei heute nicht mehr selbstverständlich. Doch wenn dann die Anstrengungen mit einem solchen Erfolg belohnt werden, dann „hat man alles richtig gemacht“. Ein schönes Fazit für die erfolgreichen Teilnehmer.
Die Ersten Preisträger mit Weiterleitung
In der Altersklasse I (zu jung für eine Weiterleitung)
Violine solo: Katharina Ruff (Haßfurt), Sophie Lauerbach (Geldersheim). Violoncello solo: Cara Anna Bettendorf (Schweinfurt). Schlagzeug solo: Johannes Drescher (Mellrichstadt), Raphael Stibor (Oberthulba), Simon Breunig (Mellrichstadt), Nils Arbes (Wülfershausen), Jonathan Wiedamann (Bad Kissingen), Nils Simon (Nordheim), Hannah Baunacher (Wonfurt), Yannick Spies (Röthlein). Klavier und Holzblasinstrument: Victoria Rachmetow (Klavier, Mellrichstadt), Alina Keil (Klavier, Schweinfurt), Janina Rauscher (Querflöte, Schweinfurt), Antonia Kopp (Querflöte, Bad Bocklet-Aschach). Zupfensemble: Timo Reusch (Gitarre, Niederwerrn), Maxim Schultz (Gitarre, Niederwerrn). In den übrigen Altersklassen
Violine: Fanny Anais Schell (Petersberg). Popgesang: Victoria Semel (Schweinfurt). Schlagzeug: Alexander Fischer (Schweinfurt), Max Leber (Werneck), Nicholas Stampf (Schweinfurt), Daniel Oberreuter (Unterschwappach), Christian Schmitt (Bad Kissingen), Juliane Fehn (Schweinfurt), Niklas Sommer (Königsberg-Unfinden), Michael Glücker (Aidhausen), Serena Hart (Geldersheim). Mallets: Mona Münzel (Albertshausen), Michael Nöth (Nüdlingen), Valerie Heuring (Bad Kissingen). Klavier und Holzblasinstrument: Veronika Gebhardt (Klavier, Gochsheim), Lea Christina Arenz (Querflöte, Dittelbrunn). Klavier und Blechblasinstrument: Franziska Meder (Klavier, Oberthulba-Frankenbrunn), Josephine Kopp (Posaune, Bad Bocklet-Aschach). Zupfensemble (Gitarre oder Mandoline): Sabine Steger (Gitarre, Unterspiesheim), Marco Götz (Gitarre, Gerolzhofen), Sandra Feil (Gitarre, Gerolzhofen), Maximilian Zink (Gitarre, Kolitzheim), Melissa von Falkenstein (Gitarre, Dingolshausen), Lukas Böhm (Mandoline, Saal), Philipp Drescher (Mandoline, Mellrichstadt), Christina Weber (Gitarre, Saal), Hannah Endres (Gitarre, Saal), Lina Elisabeth Schneider (Gitarre, Saal), Franziska Reuß (Gitarre, Werneck-Essleben), Felix Wolf (Gitarre, Schweinfurt).
Beim Preisträgerkonzert am 28. Februar, 10.30 Uhr, im Celtis-Gymnasium, sind die Gewinner noch einmal zu hören. Der Landeswettbewerb findet vom 26. bis 30. März in Bayreuth statt.
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