„Aber bitte mit Udo“ hieß es am Samstagabend im Alten Amtshaus, denn dort gastierte das „Trio Palazzo“, bestehend aus Andreas Barth (Tenor), Jonathan Beisiegel (Trompete) und Uwe Kohls (Klavier) mit einer musikalischen Hommage an einen der größten deutschsprachigen Chansonniers, Udo Jürgens, verstorben im Dezember 2014.
Eine Betrachtung seines Lebens, in dem die Musik immer an erster Stelle stand, war das Konzert und die Zuhörer im vollen Alten Amtshaus lauschten gespannt den Originalzitaten und den Berichten über den Ausnahmekünstler, die mit passenden Musikbeispielen verbunden wurden.
Von Bockelmann zu Jürgens
Wie während des Konzerts berichtet wurde, erblickte Udo Jürgen Bockelmann 1934 im österreichischen Klagenfurt das Licht der Welt, erst später nannte er sich Udo Jürgens. Schon früh entdeckte er sein musikalisches Talent, als er mit fünf Jahren eine Mundharmonika bekam und am nächsten Tag bereits ein Volkslied spielen konnte. Er lernte mit sieben Akkordeon und später Klavier, das Instrument, dem er zeitlebens treuer war als seinen zahlreichen Frauen.
Udo Jürgens brach ein Jahr vor dem Abitur seine Schule ab, um eine Band zu gründen und sich ganz der Musik zu verschreiben. Er erhielt eine richtige musikalische Ausbildung, auch als Kompositeur. Seine Lieder schrieb er selbst und schaffte es Gefühle, Träume und Sehnsüchte, aber auch aktuelle Probleme, Lebensweisheiten und Ermunterungen sowie eigene Erlebnisse in Texte und eingängige Melodien zu verpacken, die die Menschen ansprachen und begeisterten.
Dabei blieb er seiner Linie zeitlebens treu und wurde ab 1968 zunehmend kritischer („Lieb Vaterland, magst ruhig sein“).
Seinen Erfolg hat sich Jürgens erkämpft, zu Beginn als Klavierspieler in Kneipen und hatte erst 1966 als Gewinner des Grand Prix (heute Eurovision Song Contest) mit dem Welthit „Merci Chérie“ seinen Durchbruch. Mehr als 100 Millionen Tonträger hat er im Verlauf seiner 60 Jahre währenden Karriere verkauft und über 1000 Kompositionen geschrieben für sich selbst und andere Künstler.
Das Trio Palazzo zeichnete den Weg nach mit der ungewöhnlichen Besetzung, für die Uwe Kohls die Arrangements geschrieben hat.
„Ich fühle wenn ich am Klavier sitze: Das ist mein Leben“, hat Jürgens einmal gesagt und auch „Ich werde mit der Musik auf- oder untergehen.“ Gekleidet in einen Smoking, der genauso zu seinem Markenzeichen gehörte wie in späteren Jahren die Zugaben im weißen Bademantel, sang und spielte Jürgens Nachdenkliches wie „Heute beginnt der Rest deines Lebens“, „Und immer wieder geht die Sonne auf“ und den Wunsch an seine Tochter Jenny „Ich wünsch Dir Liebe ohne Leiden“, was das Trio Palazzo unter anderem präsentierte.
Haltung in der Unterhaltung
Jürgens habe Haltung bewiesen, wie Barth berichtete, ein Wort, das für ihn im Wort „Unterhaltung“ steckte, wie in seinem Lied gegen die Fremdenfeindlichkeit „Griechischer Wein“ oder die Doppelmoral der Spießer in „Ehrenwertes Haus“. Zum Mitsingen aufgefordert und mehr oder weniger textsicher, beteiligten sich die Zuhörer im Alten Amtshaus an Songs wie „Vielen Dank für die Blumen“, „Ich war noch niemals in New York“ und „Siebzehn Jahr‘, blondes Haar“. Mit Applaus und „Standing Ovations“ bedankten sich die Zuhörer bei den Interpreten für den äußerst unterhaltsamen Abend und erhielten auch mehrere Zugaben, darunter das titelgebende Lied „Aber bitte mit Sahne“.
Ab der zweiten Zugabe erschien Sänger Andreas Barth im weißen Bademantel, getreu dem üblichen Auftritt des Mannes, dem dieses gelungene Konzert gewidmet war.