Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

SCHLEUSINGEN: Abwässer werden zur Gefahr für den Bergsee

SCHLEUSINGEN

Abwässer werden zur Gefahr für den Bergsee

    • |
    • |
    Beliebt: Der Bergsee Ratscher.
    Beliebt: Der Bergsee Ratscher. Foto: Foto: Kurth

    Bei Badegästen und Campern ist der Bergsee Ratscher beliebt. Doch die Idylle könnte umkippen. Experten warnen: Der See wird zu stark von Abwässern belastet.

    Goldwing heißen die mächtigen Motorräder, die gerade aus ganz Europa nach Südthüringen rollen. Ihr Ziel ist der Bergsee Ratscher bei Schleusingen, wo bis zu 1500 Goldwing-Fans zu einem mehrtägigen Treffen erwartet werden. Ist der Motorenlärm verhallt, klingt Ende Juli Countrymusik über den See. Das Festival wird jedes Jahr veranstaltet.

    Das zeigt: Der Bergsee ist über die Region hinaus beliebt als Erholungsort. Rund 65 000 Badegäste werden pro Jahr gezählt. Camper schlagen hier ihre Zelte und Wohnwagen auf. Sie bringen Geld in die Region, die gerade in Richtung Rennsteig stark vom Fremdenverkehr lebt.

    Alles könnte demnach schön sein. Und doch sagt Frank Fischer, einer der beiden Geschäftsführer am Bergsee, einen Satz, der so gar nicht nach Idylle klingt: „Wir kämpfen, dass die Region ihr Kleinod nicht verliert.“ Was also ist passiert am See, der zwischen 1975 und 1983 als Talsperre zum Hochwasserschutz gebaut wurde?

    Ursache der Aufregung ist das chemische Element Phosphor. Nach Untersuchungen der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie ist zu viel von dem Stoff im Ratscher-Wasser. Bergsee-Geschäftsführer Fischer bestreitet das zwar: „Wir haben kein Phosphor-Problem.“ Aber der Chef der Landesanstalt, Martin Feustel, bleibt hart: „Die Phosphor-Belastung in der Talsperre ist zu hoch.“

    Immerhin gibt es die gute Nachricht, dass die Qualität als Badegewässer davon nicht beeinträchtigt ist. Vielmehr wird sie vom zuständigen Gesundheitsamt in Hildburghausen als „ausgezeichnet“ eingeschätzt. Trotzdem droht das Phosphor zur Gefahr zu werden. Was in der Landwirtschaft gut ist, wo Phosphor-Dünger in großen Mengen verwendet wird, schlägt für einen See ins Gegenteil um. Der Stoff, so Experte Feustel, könne das Wachstum von Algen anregen, darunter der giftigen Blaualge, wodurch es mit dem Badespaß vorbei wäre. Höchstens 45 Mikrogramm sollten in einem Liter Wasser enthalten sein, sagt Feustel, damit der See nicht umkippe. Die Messungen der Landesanstalt seit 1999 zeigen, dass die Werte im Durchschnitt zunächst auch um die Obergrenze pendelten. Doch seit einiger Zeit steigen sie an: 2011 wurde mit 75 Mikrogramm der Höchststand erreicht.

    Die Ursache für die Phosphor-Anreicherung im See sind die schlecht geklärten Abwässer aus den umliegenden Orten. „Wir müssen was tun“, gesteht Masserbergs Bürgermeister Hablitzel ein. Er drängt ebenso wie die Wasserbehörde darauf, dass die Hausbesitzer in den betroffenen Orten ihre Kläranlagen modernisieren, auch Anlagen für mehrere Nutzer sind vorgesehen. Die übrigen Orte im Ratscher-Einzugsgebiet, für die der Zweckverband Hildburghausen zuständig ist, sollen an eine neue Großkläranlage angeschlossen werden. Doch die Kosten sorgen bei den Einwohnern für Unmut. Es gebe „ganz schön Widerstand“, sagt Hablitzel.

    Erst recht, weil so mancher denkt, er müsse das Geld nur deshalb ausgeben, damit im Bergsee weiter gebadet werden könne. Würde demnach eine Austrocknung des Sees das Problem beseitigen? Nein, sagt Martin Feustel, der Chef der Umwelt-Landesanstalt: „Auch ohne die Talsperre Ratscher müsste in die Abwasserbeseitigung investiert werden.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden