Die traditionelle Jahresabschlusssitzung des Stadtrates war die letzte von Ulrich Waldsachs in seiner Funktion als erster Bürgermeister. Auch wenn dabei schon ein bisschen Wehmut mitklang sollte das Treffen noch keinen Abschiedscharakter haben, wie der stellvertretender Bürgermeister Ralf Diepholtz deutlich machte. Schließlich stünden noch drei arbeitsreiche Monate bevor und wer das Stadtoberhaupt kenne, der wisse, dass Waldsachs bis zum letzten Tag seiner Amtszeit gewissenhaft und voller Tatkraft seinen verantwortlichen Posten ausüben werde.
Dabei sollten diesmal im Rathaussaal von den Stadtoberen einmal keine Beschlüsse gefasst werden. Vielmehr ging es darum, bei einem gemeinsamen Abendessen ganz unter dem Leitgedanken Ostheims als “Genussort” mit den Partnern, Mitarbeitern der Stadt und der Verwaltung, zahlreichen Gästen und Bürgern, die sich 2019 in besonderer Weise um das Gemeinwohl verdient gemacht haben, gesellige Stunden zu verbringen. Der Bürgermeister freute sich, dazu wieder seinen Amtskollegen Thomas Kästner aus dem thüringischen Wasungen begrüßen zu können. Beide unterstrichen die enge Freundschaft der beiden Kommunen. Entsprechend soll das 30-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft heuer gefeiert werden.
Dank an die Schulfamilie
Die Zusammenkunft bot für Stadtoberhaupt Waldsachs Gelegenheit, das abgelaufene, für den Stadtrat wiederum sehr arbeitsreiche Jahr in Erinnerung zu rufen und einen Ausblick auf anstehende Aufgaben zu geben. Der Stadtrat und die verschiedenen Ausschüsse tagten 28 Mal. Wie ein roter Faden zog sich dabei das Thema Grundschulsanierung durch die Sitzungen. Waldsachs kam in seinem Bericht mehrfach auf die Verzögerungen infolge mangelhafter Bauausführung, insbesondere im Bereich des Wärme-Dämm-Verbundsystems, zu sprechen. “Zum Leidwesen aller Beteiligten”, wie er bedauerte. Er betonte allerdings noch einmal, dass die Stadt keine Schuld treffe.
Er dankte an dieser Stelle ausdrücklich der Schulfamilie dafür, wie sie die schwierige Situation im Übergangsquartier, den Containerbauten in Willmars, meistere. Auch finanziell drückt die Sanierung, muss die Stadt doch eine deutliche Verteuerung der Maßnahme verschmerzen. Statt der 2016 veranschlagten Kosten für das Grundschulgebäude mit Hort, Turnhalle und Außenanlagen von 6,2 Millionen Euro geht man aktuell von 8,6 Millionen Euro (Förderung etwas 4,2 Millionen Euro) aus.
Sorgen bereitet auch der Forstbetrieb. Hitze, Trockenheit und starker Käferbefall haben dem städtischen Wald enorm zugesetzt. Dazu kommen noch die gefallenen Holzpreise. Das Defizit für 2019 liegt nach derzeitigen Berechnungen bei 60 000 Euro. “Das ist eine deprimierende Bilanz”, wie Waldsachs einräumte.
Große Investitionen
Einen wichtigen Schritt in die Zukunft Ostheims und seiner Stadtteile Urspringen und Oberwaldbehrungen hat man mit der Erstellung eines Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) in Angriff genommen. Damit will man Leerständen gezielt entgegenwirken und Potenziale nutzen, under anderem durch Einbeziehung eines Einzelhandelskonzeptes, eines kommunalen Denkmalkonzeptes und der Bauleitplanung für den Bereich “Ostheim Süd”. Letztere sei auch mit Blick auf die mögliche Ausweisung eines Wasserschutzgebietes von Bedeutung, um sich gegen etwaige Einschränkungen für Handel und Gewerbe zu wappnen. Neben der Mitgliedschaft in der Streutal-Allianz sei das ISEK eine wichtige Voraussetzung, um in den Genuss staatlicher Förderungen zu kommen, merkte der Bürgermeister an. Denn für die städtebauliche Entwicklung werde man in den kommenden Jahren große Investitionen tätigen müssen.

Staatliche Förderungen sind unverzichtbar, so auch bei der geplanten Sanierung und Neugestaltung des Außenbereichs der Dr.-Alfred-Hauser-Schule (Förderschule). Für die veranschlagten Kosten von 760.000 Euro kann die Stadt mit einem Zuschuss von bis zu 90 Prozent rechnen.
Jugendtreff geschlossen
Weiter vorangehen soll es mit dem Glasfaserausbau für eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung in den unterversorgten Randgebieten Ostheims und Oberwaldbehrungens. Mit 1,2 Millionen Euro ist das Projekt beziffert, der Eigenanteil der Stadt liegt bei etwas mehr als 200 000 Euro.
Auch beim Erhalt städtischer Gebäude ist man gefordert. Als Beispiel nannte Waldsachs das Torhaus in Urspringen. Dort seien gravierende neue Mängel an der Bausubstanz zutage getreten. Deshalb habe man den erst kürzlich neu eröffneten Jugendtreff im Obergeschoss aus Sicherheitsgründen kurzerhand wieder schließen müssen, wie Waldsachs mit Bedauern erklärte.

Die Stadt stehe vor großen Aufgaben, man sollte aber dennoch optimistisch nach vorne schauen, so das Ortsoberhaupt, das in diesem Zusammenhang auch das künftige Stadtratsgremium ermunterte, die Herausforderungen anzupacken.
Der zweite Bürgermeister Ralf Diepholtz lobte in einer launigen Rede das Stadtoberhaupt für dessen unermüdlichen Einsatz und überreichte ein persönliches Präsent. Dank ging auch an Maritta Waldsachs für die stete Unterstützung ihres Gatten. Im Namen der drei Stadtratsfraktionen SPD, CSU und Freie Wähler übergaben Diepholtz, der dritte Bürgermeister Steffen Malzer und Karina Werner Maritta Waldsachs einen Blumenstrauß.
Aktuelle Zahlen aus OstheimBei der Jahresschlusssitzung des Ostheimer Stadtrates gab Stadtoberhaupt Ulrich Waldsachs einen Überblick über das aktuelle Geschehen. Erfreut stellte er fest, dass der Bevölkerungsstand mit 3334 Einwohnern in der Gesamtgemeinde (Ostheim: 2.792, Urspringen: 356, Oberwaldbehrungen: 186) stabil geblieben ist. Zwar gab es wiederum weniger Geburten (19) als Sterbefälle (44), das Defizit konnte aber durch Zuzüge ausgeglichen werden. 26 Paare schlossen 2019 in Ostheim den Bund fürs Leben. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich die Lichtenburg als Trauungsort. Im Bauamt wurden 23 Baugesuche bearbeitet, 18 aus Ostheim, vier aus Oberwaldbehrungen und ein Antrag aus Urspringen. 2019 wurden in Ostheim die letzten fünf Bauplätze aus städtischer Hand verkauft. Neues Bauland soll im nördlichen Bereich der Stadt ausgewiesen werden. In Oberwaldbehrungen stehen noch vier und in Urspringen acht Bauplätze zur Verfügung. Die finanzielle Situation der Stadt, die wie im Vorjahr ohne Stabilisierungshilfe auskommen musste, sei angespannt. Erschwerend kämen die negativen Auswirkungen des Finanzausgleichs hinzu mit einem Anstieg der Abgaben an den Landkreis bei gleichzeitig gesunkenen staatlichen Schlüsselzuweisungen.