Ein Drama um eine politisch nicht korrekte Liebe, die in eine gemeinsame Selbsttötung mündet, aufgeführt in einer Kirche. Am Ende tosender Applaus und schallende Bravo-Rufe für alle Akteure.
Das Konzert „Virtuoses, Barockes“ am Sonntag machte solch Ereignis in der Erlöserkirche in Bad Kissingen möglich. Es war ein Fest für die Verehrer barocker Opulenz und Klangfülle. Obgleich „Le Musiche Nove“ in geringst möglicher Besetzung musizierten – jede Stimme war nur einfach besetzt –, boten sie gleichwohl einen an sinnlicher Klanggebung reichen Instrumentalfond für die begleiteten Rezitative und Arien.
Unter der Leitung von Claudio Osele, einem leicht und elegant führenden Impulsgeber, setzten sie eindrucksvoll Akzente und ließen doch den Sängern immer Raum zum Strahlen.
Die Rollen in dieser konzertanten Minioper waren eindeutig verteilt: Cleopatra war die starke Königin, die ihre Freiheit schätzt, Marc'Antonio gab den Liebenden, der dieser Stärke und dem Machtbewusstsein seine tief empfundene Zuneigung entgegensetzte. Affekte in Fülle also, die den Reiz dieser an Handlung armen Kantate ausmachten.
Den Protagonisten war es gestattet, dahinzuschmelzen vor Liebesglut und wütend zu schnauben ob der Aussichtslosigkeit ihrer Verbindung. Bei Simone Kermes (Cleopatra) und Matthias Rexroth (Marc'Antonio) waren die Partien bestens aufgehoben. Und doch war zu hören, wie sich die Stimmen der im Barockfach versierten Sänger einander in verblüffender Weise glichen.
Matthias Rexroth strahlte Wärme und Geschmeidigkeit aus, während Simone Kermes‘ Stimme neben einem atemberaubenden Stimmumfang durchaus auch spröde und scharfe Anteile aufzuweisen hatte. Überhaupt spielten die beiden Sänger sich die Bälle zu. Die Sänger loteten die Dimensionen ihrer Rollen bis ins letzte Detail aus, Simone Kermes genoss die Liebesbeteuerungen und sprühte vor Feuer, während Matthias Rexroth die süßen und qualvollen Tiefen des innigen Gefühls üppig zeichnete. Beide glänzten nicht nur mit Virtuosität - die da capo-Teile der Arien gerieten wiederholt zu exzellenten Beispielen barocker Verzierungskunst -, sondern auch mit zarter, inniger Tongebung. Matthias Rexroths Countertenor wechselt übergangslos die Register und ließ eine baritonal gefärbte Tiefe hören, während Simone Kermes das Artifizielle der barocken Sangeskunst prächtig zur Entfaltung brachte.
Einer Zugabe hätte es da wahrlich nicht bedurft, denn die Sänger hatten ihre Meisterschaft bereits ausgiebig bewiesen. So war es wohl dem überaus fordernden Applaus der rasenden Zuhörer geschuldet, dass Kermes und Rexroth noch eine Arie aus Monteverdis „Ritorno di Ulisse“ als Dreingabe gaben.