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Heustreu: Agraringenieur: Landwirtschaft muss sich immer wieder erklären

Heustreu

Agraringenieur: Landwirtschaft muss sich immer wieder erklären

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    Stefan Fella und die Leiterin der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim Christina Weber-Hoch (links) verteilten Urkunden und Gutscheine an Luca Derleth, Philipp Kindermann, Alexander Warmuth und Martina Mauer, rechts steht Ludwig Geis.
    Stefan Fella und die Leiterin der Hauswirtschaftsschule Bischofsheim Christina Weber-Hoch (links) verteilten Urkunden und Gutscheine an Luca Derleth, Philipp Kindermann, Alexander Warmuth und Martina Mauer, rechts steht Ludwig Geis. Foto: Regina Vossenkaul

    "Die größte Wahlurne der Welt ist die Scannerkasse im Supermarkt. Jeder Kauf ist ein Auftrag, dieses Produkt noch einmal herzustellen", sagte Willi Kremer-Schillings aus Rommerskirchen, genannt Bauer Willi. Er war Hauptredner bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung vom Maschinenring (MR) und dem Verband für landwirtschaftliche Fachbildung (vlf) in Heustreu. Zu mehr Kommunikation, auch in den sozialen Medien, rief er auf und geht mit gutem Beispiel voran.

    Zunächst waren die üblichen Regularien zu absolvieren. Nach einer Begrüßung durch die ersten Vorsitzenden Christoph Rothhaupt (MR) und Ludwig Geis (vlf) stellte MR-Geschäftsführerin Elke Schrenk die Bilanz der Jahre 2019 und 2020 vor, da im vergangenen Jahr keine Mitgliederversammlung stattfinden konnte.

    "An Umständlichkeit nicht zu überbieten"

    Sie berichtete von 562 Betriebshilfestunden im Jahr 2019 und 1 041 Stunden im Jahr 2020. Der Ring für Familiendienstleistungen leistete 27 151 Einsatzstunden (2019) und 24 417 Stunden (2020). Alexander Niklaus trug die Jahresergebnisse in Zahlen vor und kritisierte die neuen Antragsformulare, die "an Umständlichkeit nicht zu überbieten" seien, sagte er. Nach der positiven Auskunft der Rechnungsprüfer wurde einstimmig Entlastung erteilt.

    Eine kurze Bilanz zog Ludwig Geis, weil keine Veranstaltungen stattfinden konnten, auch dem vlf wurde nach dem Kassenbericht einstimmig Entlastung erteilt.

    "Ein Rhetorik-Seminar ist so wichtig wie ein Schweißkurs", machte Bauer Willi klar. Mit mehr Kommunikation könne man viele Missverständnisse aus dem Weg räumen, findet der Agraringenieur. Schon in Kinderbüchern findet man das idyllische Leben auf dem Bauernhof, die Kleinen sind begeistert von den Tieren und Maschinen. Die Erwachsenen hätten ebenfalls gern Brauchtum und heile Welt, manchmal auch kleine Gefälligkeiten vom Bauern nebenan, nicht umsonst habe die Zeitschrift "Landlust" eine größere Auflage als der "Stern".

    Es fehlt an landwirtschaftlicher Bildung

    Als Verbraucher greifen sie dann zum Billigprodukt und kritisieren die Landwirtschaft. Fazit: "Die Leute lieben den Landwirt, aber lehnen die Landwirtschaft ab", meint Bauer Willi. Und "Einfache Lügen haben es leichter als komplizierte Wahrheiten, aber Ackerbau und Viehzucht lassen sich nicht einfach erklären", führte er aus. Verstädterung und fehlende Bildung bemängelte er, wenn zum Beispiel eine neu aufs Land gezogene Städterin "Kartoffelsamen" kaufen möchte oder keine Kuhmilch trinkt, sondern Heumilch, ist Erklären angesagt.

    Dr. Willi Kremer-Schillings, alias Bauer Willi, riet zu mehr Kommunikation und Beweglichkeit.
    Dr. Willi Kremer-Schillings, alias Bauer Willi, riet zu mehr Kommunikation und Beweglichkeit. Foto: Regina Vossenkaul

    Was können die Landwirte tun? Angesichts sich häufender Beschwerden aus einem nahen Neubaugebiet hat er alle 60 Nachbarn eingeladen, ihnen den Hof gezeigt und sogar einen Kindheitstraum erfüllt – einmal mit dem Traktor fahren. In den sozialen Medien hat er eine Gruppe gegründet, in der er jetzt den Nachbarn regelmäßig schreibt, was gerade ansteht. Wenn er mitteilt, dass nun endlich der Feuchtigkeitsgrad erreicht ist, dass man die Ernte einbringen kann, bevor der nächste Regenschauer kommt, steht nicht mehr um 22.15 Uhr die Polizei auf der Matte, wegen "ruhestörenden Lärms", weil man bis 22 Uhr gedroschen hat.

    Nicht jammern, sondern aufklären

    Nicht jammern, sondern aufklären, und zum Nachdenken bringen, dabei ehrlich und humorvoll bleiben und die Fantasie einsetzen, empfiehlt er. Warum nicht mal auf die Milch "Q-Saft – zu 96,5 Prozent fettfrei" schreiben, wie es ein Bauer vormachte? "Wer neue Ufer erreichen will, muss den Hafen verlassen", gab er den Anwesenden mit auf den Weg und "Auf einem schwankenden Schiff fällt nur der hin, der sich nicht bewegt." Die Chancen sehen und Ziele definieren – letzteres falle auch den Ministerien schwer, bemerkte Bauer Willi.

    Ehrungen wurden am Ende der Versammlung von Stefan Fella, Bereichsleiter Landwirtschaft vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durchgeführt. Alexander Warmuth aus Junkershausen hat seine Prüfung als Landwirtschaftsmeister bestanden, Martina Mauer aus Merkershausen ist Hauswirtschafterin. Die Gesellenprüfung haben außerdem bestanden Luca Derleth aus Trappstadt und Philipp Kindermann aus Bad Königshofen. 

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