"Des derf doch ned wahr sein!", entfuhr es Brunhilde Müller aus Fulda. Werner Weber aus Lütter (Lkr. Fulda) hatte sie und ihren Mann Heinrich zum Schaltjahrestreffen eingeladen, einer Veranstaltung, die eben nur alle Schaltjahre stattfindet und war dieses Mal gar nicht dabei.
Den Ursprung hatte dieses Treffen einst in einer Bierlaune. Beim Schüsseltreiben, so nennt sich das gemeinsame Essen nach erfolgreicher Treibjagd, hatten die Beteiligten die Idee, das kommende Schaltjahr gebührend zu feiern. An diesem Tag, dem 12. Dezember 1987 notierten sie ihre Absicht auf einem kleinen Handzettel. Das geplante Treffen fand dann am 29. Februar 1988 tatsächlich statt. Zu Organisatoren waren Werner Weber aus Lütter und sein Jagdkollege Manfred Roth vom Kreuzberg ernannt wurden. Sie luden in erster Linie ihre Jagdgenossen ein.

Enkel übernimmt Mitorganisation des Treffens vom Großvater
Der Abend war so gelungen, dass die beiden dieses Treffen zur Tradition machten, die alle vier Jahre im Gasthaus Roth am Kreuzberg stattfindet, heuer bereits zum zehnten Mal. Als Manfred Roth starb, übernahm sein Sohn David und führte des Treffen weiter. Wie David Roth immer wieder gerne erzählt, lernte er etwa sieben Jahre später seine jetzige Frau Manuela kennen und als diese den Eltern den künftigen Schwiegersohn präsentierte, war die Freude bei Vater Werner Weber groß, kannte er den jungen Mann doch schon als den Sohn seines Freundes.
Nun, in diesem Jahr konnte Werner Weber aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, wie Tochter und Wirtin Manuela Roth erklärte den Gästen des Treffens und versprach, alle guten Wünsche an den Vater weiterzuleiten. Für ihn steht bereits ein weiteres Familienmitglied in den Startlöchern, sein Enkel Marco Kettner, ebenfalls aus Lütter stammend. Er hatte zu Coronazeiten unter erschwerten Bedingungen den Jagdschein gemacht, wie er berichtete. Mittlerweile ist er seit drei Jahren Jäger und wird sich im Frühjahr darum bemühen, neben der Mitorganisation des Schaltjahrestreffens auch das Jagdrevier des Großvaters zu übernehmen.
Der Schalttag als ein geschenkter Tag
Viele der Teilnehmer des diesjährigen Treffens kannte Marco Kettner noch nicht. Silvya Matthes vom Kreuzberg war eine der Jägerinnen vom Dezember 1987 und seither bei allen Schaltjahrestreffen dabei. Schon in jungen Jahren widersprach sie allen, die den 29. Februar als einen Tag zusätzlicher Arbeit kritisierten. Für sie war und ist es ein geschenkter Tag. Sie begrüßte den jungen Jägersmann im Gasthof Roth, dessen Interieur noch heute von der Jagdleidenschaft des Schaltjahrestreffen-Initiators Manfred Roth zeugt. Ausgestopfte Elstern oder Eichhörnchen gibt es hier zu sehen und einen Lampenschirm aus Hirschgeweihen.

Jedes Jahr laden David und Manuela Roth und Werner Weber etwa 40 Gäste zum Treffen ein, die aufgrund der begrenzten Anzahl von Plätzen immer wieder wechseln. Koch und Gastwirt David Roth bereitete Kesselfleisch zu, für das seine Küche bekannt ist. Seit einigen Jahren unterstützt ihn ein weiterer Gastronom aus Bischofsheim. Claus Vorndran vom Brennereigasthaus Dickas, Sandkastenfreund von David Roth, spendierte das Sauerkraut und kümmerte sich um das Dessert.
Jagdhornbläser eröffnen den gemütlichen Teil
Als Aperitif brachte er einige Spezialitäten aus seinem Keller mit. Zum einen einen Apfelbrand, der 14 Jahre im Eichenfass reifte, und einen Nussbrand aus Walnüssen, die ihm sein Nachbar geschenkt habe, damit er sie nicht alle selbst verarbeiten musste, wie Vorndran schmunzelnd erzählte. Auch für Vorndran ist der 29. Februar ein Geschenk, das er gerne feiert. Und als alle Redner immer wieder Mitorganisator Werner Weber erwähnten, brachte Reinhard Kolb aus Eichenzell "taufrische Grüße" von diesem mit. Er ist der Schwager Webers und hatte auf der Fahrt zum Schaltjahrestreffen kurz bei diesem in Lütter halt gemacht.
Und weil die Jäger auch ihre eigenen Musikanten und Musikantinnen haben, sorgten sieben Mitglieder der Jagdhornbläsergruppe Rhön-Vogelsberg für den richtigen Ton. Die letzten beiden Signale mit den Titeln "Zum Essen" und "Zum Trinken" eröffneten den gemütlichen Teil des Abends.