Ein Leben ohne Smartphone? Zumindest für die Jugend ist das undenkbar. Im digitalen Zeitalter verändert sich die Lebenswelt geradezu rasant, und wir alle müssen lernen, damit umzugehen. Tipps für Jugendliche und Eltern gab dazu Medienfachberater Lambert Zumbrägel vom Bezirksjugendring Unterfranken. Er informierte auf Einladung von Stefan Lochner von der Ignaz-Reder-Realschule zum Thema „Alles Smartphone, oder was?“ im Pfarrsaal.
Zahlreiche Schüler und noch mehr Eltern lauschten fast zwei Stunden aufmerksam, wie Zumbrägel eine Themenwelt beackerte, die von Eltern ängstlich beäugt und von Jugendlichen als ganz selbstverständlich angesehen wird. Wen wundert's, dass der Referent die unter 18-Jährigen als Fachleute bezeichnete, die ohne Scheu in der virtuellen Welt unterwegs sind, die für viele Erwachsene noch ein Buch mit sieben Siegeln ist. Denn sie sind noch in der Buchkultur großgeworden, während heute das Internet das Betriebssystem der Gesellschaft weltweit ist.
Medienkunde im Unterricht
Gerade im Zuge der Diskussion von Handyverboten an Schulen rief der Medienfachberater die Lehrer auf, aktiv im Unterricht mit den neuen Medien zu arbeiten – das Kollegium der Realschule wie auch der benachbarten Malbach-Grundschule spitzte die Ohren. Bis Ende 2019 muss jede Schule ein Medienkonzert erarbeiten, um Geld für die Digitalisierung der Einrichtung zu erhalten. Die Umstellung ist wichtig, „denn das Internet ist kein Massenmedium, sondern ein Medium der Massen“, so Zumbrägel. „In einer Welt, in der die Medien alles durchdringen, wird Medienkompetenz zur vierten Kulturtechnik, neben Lesen, Schreiben und Rechnen.“
„Ich werde oft gefragt, ab welchem Alter ein Smartphone für die Kinder sinnvoll ist. Ich antworte dann immer: Dann, wenn das Kind etwas Sinnvolles damit macht.“ Das kann zum Beispiel der Wechsel an eine weiterführende Schule sein, wenn das Kind sich einen neuen Freundeskreis erschließt und sich weiterentwickelt. Das Handy dient der Kommunikation, aber auch der Selbstdarstellung. „Die zentralen Fragen der Jugend sind doch: Wer bin ich? Wer will ich sein? Und heute ganz wichtig: Werde ich geliked?“, so Zumbrägel.
Wer bei Facebook ein Profil anlegt, bedient genau das. Ein Grund, warum die sozialen Netzwerke so erfolgreich sind, meint der Referent. Dass sich beim Chatten mit Freunden unter den Jugendlichen eine Abkürzungssprache entwickelt hat, nennt er eine beachtliche kulturelle Leistung – das sollten Eltern nicht verdammen, sondern positiv sehen.
Hauptsache WLAN
Kein Akku, kein WLAN, kein Strom – das ist heute ein Horrorszenario für die Kids. Kein Fernseher? Kein Problem, Hauptsache, es gibt WLAN. Witzig verpackt, zeichnete Zumbrägel nach, was heute für den Nachwuchs wichtig ist. Ob die Schüler noch leben könnten ohne ihr Smartphone? Klar, das ginge schon, aber das Leben wäre nicht mehr so schön. „Da sollten wir uns doch gleich die Frage stellen: Wie können wir die Welt mit dem Smartphone schöner machen?“ Respekt im Netz, kein Mobbing, verantwortlich umgehen mit den Möglichkeiten der neuen Technik – das sind Schlagworte, die der Medienfachberater den Jugendlichen nahe bringen will.
Aufgabe der Eltern ist es, aufmerksam zu beobachten, ob ihr Kind mit den Möglichkeiten, die das Smartphone und das Internet bieten, umgehen kann, welche Stolperfallen lauern und wie sich die Kinder selbst schützen können. „Das ist nicht leicht“, doch Zumbrägel ermutigte die Eltern, die Kinder nicht nur zu kontrollieren, sondern ihnen auch Vertrauen entgegenzubringen. „Am besten lassen Sie sich die neue Medienwelt mal von ihren Kindern erklären und lernen dabei gleich mit“, schlug er vor. Denn mit dem Smartphone haben die Jugendlichen einen Hochleistungscomputer mit mobiler Internetanbindung in der Tasche. „Was für eine Chance!“ Aufgabe von Eltern und Schule müsse sein, dass sich die Jugend die Kulturtechnik der Zukunft reflektiert und gezielt aneignet. Und die Jugendlichen müssen das Ihre dazu leisten, die Sorgen und Bedenken der älteren Generation im Hinblick auf die neue Mediennutzung zu zerstreuen.
Gespräche statt Verbote
Keine leichte Aufgabe, da waren sich Eltern und Jugendliche einig. Was tun, wenn der Sohnemann stundenlang am Handy spielt? Wenn WhatsApp wichtiger ist als Freunde zu treffen? Bei alledem riet der Medienfachberater eindringlich dazu, dass Eltern keine Verbote aussprechen, sondern mit ihren Kindern ins Gespräch kommen. „Warum ist es dir wichtig, bei WhatsApp zu sein? Warum findest du das Spiel toll?“ Jugendliche sollten gute Argumente vorbringen, dabei können sich Erwachsene von den Kindern die neue Welt erklären lassen. Eine Win-win-Situation, die Stress zuhause abbauen kann.
In der Schule sei es künftig Aufgabe der Lehrer, Mediennutzung, Medienwirkung und mediale Zusammenhänge aufzuzeigen, auf die Möglichkeiten von Fake hinzuweisen und wie leicht heute Nachrichten gefälscht werden können. Auch Mobbing im Netz und wie Sprache sich verändert, sollte da ein Thema sein.
Zu guter Letzt gab Zumbrägel Eltern und Lehrern Infos an die Hand, wo sie sich im Internet weiter mit dem Thema befassen können, etwa unter klicksafe.de und webhelm.de; unter www.mediennutzungsvertrag.de können Eltern mit ihren Kinder einen Vertrag etwa über die Handynutzung abschließen. Da steht dann schwarz auf weiß, wie lange am Tag gesurft werden darf. Und was einem blüht, wenn man sich nicht daran hält.
„Am besten lassen Sie sich die neue Medienwelt von ihren Kindern erklären.“
Tipp von Lambert Zumbrägel an die Eltern