Jede Epoche besitzt ihre guten und schlechten Seiten. In den vergangenen 150 Jahren hat sich am Amtsgericht Mellrichstadt viel verändert. So schön, wie oft dargestellt, waren die „guten alten Zeiten“ im Arbeitsleben allerdings auch nicht. Vieles ist anders geworden. Ärmelschoner sind längst passé.
Auch die Justiz konnte sich der Moderne nicht verschließen. Längst vereinfachen Computer die Alltagsarbeit. Das Programm Windows 7 wird in diesen Tagen als justizspezifisches Programm eingeführt.
Vor ein paar Jahren war das alles noch ganz anders. Beinahe jeder Mitarbeiter quälte seine mechanische Schreibmaschine. Auf den Schreibtischen fanden sich Bleistift, Radiergummi und Papierblöcke. Es wurde noch zum Diktat gebeten. Vor 50 Jahren etwa wendete der Geschäftsleiter eines Gerichts eigenhändig eingegangene Briefumschläge, um sie nochmals für die ausgehende Post zu nutzen.
Damals wurden die Grundbuchblattabschriften noch per Hand oder mittels Schreibmaschine gefertigt. Das Grundbuch wurde noch wortwörtlich „abgeschrieben“, also eine Blattabschrift gefertigt. Später fotografierte man das Grundbuch. Die Filme wurden versandt und die Grundbuchkopie vom Ort der Entwicklung (Nürnberg) zurückgeschickt. Mit der Einführung des Loseblattgrundbuchs in Bayern übernahmen Kopiergeräte diese Dienste.
Im Winter, oder besser von Oktober bis April, wurde der gute alte Holz- und Kohleofen angeschürt – man erhitzte vorne und erfror hinten, oder auch umgekehrt. Und die ganz alten früheren Mitarbeiter des Amtsgerichts erzählten den (damals) Jungen, dass sie ihre Heizmittel nach dem Krieg selbst mitbringen mussten.
Wie überall hat sich der steigende Arbeitsdruck auch von der Justiz nicht ferngehalten. Immer weniger Personal muss immer mehr Arbeit bewältigen, wie es heißt. Mit der unaufhörlich steigenden Anzahl von Rechtsanwälten scheint auch der Arbeitsanfall innerhalb der deutschen Justiz deutlich zu wachsen. Man muss sich wohl fragen: Verändert sich das Justizwesen zum reinen Dienstleistungsunternehmen? Muss sich letztendlich die Gerechtigkeit dem Prinzip der Rentabilität beugen? Viele Fragen, die Antworten stehen noch aus. Gernot Göller