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BAD KÖNIGSHOFEN: Als im Turnerheim noch rauschende Feste gefeiert wurden

BAD KÖNIGSHOFEN

Als im Turnerheim noch rauschende Feste gefeiert wurden

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    Da ließ sich gut feiern: Ein festlich geschmücktes Turnerheim zur Faschingszeit. Ambiente und Flair des Gebäudes zog die Vereine an und so wurden an manchen Wochenenden bis zu drei Großveranstaltungen im Turnerheim abgehalten.
    Da ließ sich gut feiern: Ein festlich geschmücktes Turnerheim zur Faschingszeit. Ambiente und Flair des Gebäudes zog die Vereine an und so wurden an manchen Wochenenden bis zu drei Großveranstaltungen im Turnerheim abgehalten. Foto: Repro Thomas Hälker

    (hä) 1922 entschloss sich der Turnverein Königshofen die damalige Wirtschaft Heusinger zu kaufen und läutete damit eine neue Geschichte des Turnverein ein. Das Turnerheim wurde zum Mittelpunkt großer und kleinerer Veranstaltungen in Königshofen.

    Ein sehr beliebtes Angebot wurde vom damaligen Pfarrer Adam Pfeuffer ins Leben gerufen. Der geistliche Mann organisierte Kinovorführungen im Turnerheim und gründete das erste Kino in der kleinen Stadt, das sehr gut angenommen wurde. 1934 wurde Pfarrer Pfeuffer jedoch von den Nationalsozialisten gezwungen sein Filmvorführgerät zu verkaufen und das Kino einzustellen.

    Nach Beendigung des Krieges nahm der TV das Kino wieder auf und betrieb es bis in die 50er Jahre. Noch heute kann man die Bestuhlung in der Trink- und Wandelhalle und an mach anderen städtischen Einrichtungen bewundern. Einfache Holzstühle mit eingebrannten Nummern an der Rückenlehne, die äußerst massiv gebaut waren.

    Ein Stück dunkler Geschichte ist auch im Turnverein zu vermerken. So wurde 1923 von der Vollversammlung beschlossen, keine weiteren Juden mehr in den Verein aufzunehmen. Mitglieder, die Juden waren durften im Verein bleiben und sich an den sportlichen Übungen und Aktivitäten beteiligen. Da der Turnerverein sehr national gesonnen war, war diese Entscheidung einstimmig. Dem Turnverein wurde während der Zeit des Dritten Reiches und der Zeit der NSDAP, die in Königshofen früh gegründet wurde, ein Monopol zur Belegung des Turnerheims eingeräumt. Alle Veranstaltungen der Partei oder der damaligen NS-Organe wurden im Turnerheim abgehalten. Laut Belegungsplan kamen in manchen Quartalen zwischen 30 und 40 Veranstaltungen zusammen, die dem Wirtschaftsbetrieb entgegen kamen.

    Als nicht kultiviert, zu undeutsch und nicht sportlich betrachtete der TV die Aktivitäten des 1. FC Franken Königshofen, die erst auf der Breiten Wiese, 1920 dann am Kronenkeller ihre zelte aufschlugen und dort auch ihren Sportplatz hatten. Auch der Anteil von Juden war beim FC Franken im Vergleich zu anderen Vereinen recht hoch und lag bei ungefähr 20 Prozent, was dem Turnverein nicht passte. Der 1. FC Franken Königshofen wurde von den Besatzungsmächten schnell wieder als Sportverein erlaubt und konnte mit seiner Vereinsarbeit beginnen.

    Nach dem Ende des Krieges fiel das Turnerheim in die Verwaltung der Amerikaner, die dem damaligen 1. FC Franken Königshofen 1946 erlaubten einen Ball im Turnerheim abzuhalten, was den ehemaligen Besitzern; dem Turnverein Königshofen, ein Dorn im Auge war. Wegen ihrer engen Verbundenheit mit der NSDAP war es dem Turnverein nach dem Krieg nicht erlaubt Feste durchzuführen oder eine Neuformierung anzustreben, die Turnvereinigung war nach dem Krieg verboten. Durch die Hartnäckigkeit einiger Herren und dem Willen einen Neuanfang zu machen und sich nach vorne zu orientieren, wurde mit Genehmigung der Amerikaner im Mai 1946 der TSV Königshofen 1861 aus der Taufe gehoben.

    Die beiden Vereine, der 1. FC Franken Königshofen und der Turnverein Königshofen, wagten in schwerer Lage gemeinsam einen Neuanfang. Die Stadt Königshofen überließ den Sportlern 1946 die städtische Wiese zwischen Spitalmühle und der Fränkischen Saale, wo sie 20 Jahre lang um Erfolge kämpften.

    Neu war in der Nachkriegszeit auch, dass sich im Turnerheim Möglichkeiten ergaben für die Bevölkerung unterschiedlichste Angebote anzubieten, wie zum Beispiel Tanzveranstaltungen anzubieten. Der Zulauf an Besuchern hielt bis zum Ende der 60er Jahre an und das Turnerheim war immer gut gefüllt. 1975 kam der Bayrische Rundfunk nach Bad Königshofen um seine beliebte Sendung „Jetzt red I“ in der frischgekürten Badestadt abzuhalten. Der damalige Chefredakteur betrachtete das neue Kurzentrum und war mit der Einrichtung nicht zufrieden. Kurzerhand zeigte man ihm das Turnerheim, wo er freudig sagte „das hat Flair, hier gehen wir her“.

    Der Umzug in die Aubstädter Straße Pfingsten 1990 bedeutete das Aus für das Turnerheim, das noch im gleichen Jahre verkauft wurde. Bereits 1992 wurde mit dem Bau des neuen Sportheims am Sportplatz begonnen. Seit der Fertigstellung 1994 werden auf den Plätzen Turniere, Pflichtspiele oder Trainingseinheiten abgehalten. Gerne erinnern sich die älteren TSV'ler an das alte Turnerheim und daran, wie schön und legendär die Bälle und Veranstaltungen dort waren.

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