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BAD KÖNIGSHOFEN: Als man noch 30 Pfennige fürs Bad zahlte

BAD KÖNIGSHOFEN

Als man noch 30 Pfennige fürs Bad zahlte

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    Seltenheitswert: Es gibt nur ganz wenige Fotos vom Bau des Königshöfer Freibades, das 1933 eingeweiht wurde.
    Seltenheitswert: Es gibt nur ganz wenige Fotos vom Bau des Königshöfer Freibades, das 1933 eingeweiht wurde. Foto: Foto: HEintz

    Es sind Aufnahmen mit Seltenheitswert, die Kreisheimatpfleger Reinhold Albert in seinem Archiv aufbewahrt: Auf zwei alten Schwarz-Weiß-Bildern ist festgehalten, wie eine Gruppe von Arbeitern damit beschäftigt ist, die Grube für das Becken des Königshöfer Freibads auszuheben.

    Die Fotos sind über 80 Jahre alt. Geschossen hat sie Josef Heintz. Sein in Bad Königshofen lebender Sohn Günter Heintz weiß aus Erzählungen, dass sein Vater damals als junger Mann selbst beim Bau des Freibades mitgearbeitet und auf den Auslöser gedrückt hat. „Das muss Anfang der 1930er Jahre gewesen sein“, vermutet er, ohne das Jahr des Schwimmbadbaus exakt nennen zu können.

    Genauer weiß es Gustav Tschochner, der seit zehn Jahren das Bad Königshöfer Stadtarchiv pflegt. „Mit dem Bau des Königshöfer Freibads wurde 1932 begonnen, ein Jahr später wurde es feierlich eingeweiht.“

    Das weitläufige Gelände an der Fränkischen Saale gehörte damals noch dem TV Königshofen, dem Vorgängerverein des heutigen TSV Bad Königshofen.

    Adolf-Hitler-Eiche gepflanzt

    Vorsitzender war ein gewisser Alois Albert, den die Nationalsozialisten kurz nach der Machtergreifung im Januar 1933 überreden wollten, in die NSDAP einzutreten. „Albert ist darauf aber nicht eingegangen und einen Tag nach der Schwimmbad-Eröffnung von seinem Posten zurückgetreten“, erzählt Gustav Tschochner, der noch weitere interessante Details aus der Anfangszeit des Königshöfer Freibads kennt. „Noch am Tag der Eröffnung haben die Nationalsozialisten auf dem Schwimmbad-Gelände eine Adolf-Hitler-Eiche gepflanzt.“ Auch dass der damalige Stadtpfarrer Adam Pfeuffer nicht wollte, dass Männer und Frauen gleichzeitig das Freibad besuchen, ist überliefert. „Er konnte sich mit seiner Forderung aber nicht durchsetzen“, so Tschochner.

    Der Standort des Königshöfer Freibades am Brügel, für das es erste Planungen um 1900 herum gegeben hat, wurde nicht zufällig gewählt. Das ursprünglich über 60 Meter lange Schwimmbecken lag neben dem damals noch existierenden Mühlgraben, was ein Befüllen des Bads ohne Pumpe ermöglichte. Wenige Jahre später wurde die Saale reguliert und das Wasser für das Freibad dann aus dem Fluss ins Becken gepumpt.

    Badestelle in der Saale

    Die Bad Königshöferin Gerda Krämer weiß noch, dass es bis zum Neubau des Freibades etwa 150 Meter entfernt in der Fränkischen Saale eine mit Steinplatten ausgelegte Badestelle gab, die Damen und Herren nicht gemeinsam, sondern nur getrennt voneinander benutzen durften. „Montag, Mittwoch und Freitag durften die Mädchen und Frauen rein, an den anderen Tagen die Jungs und die Männer“, erinnert sich die 91-jährige pensionierte Lehrerin. Das neue, 1933 übergebene Königshöfer Freibad sei natürlich eine Attraktion und auch während des Kriegs in den Sommermonaten immer geöffnet gewesen. „Nach Kriegsende haben es dann die Amerikaner für ein oder zwei Jahre in Beschlag genommen, bevor es wieder für alle Königshöfer geöffnet wurde.“

    In den 1960er Jahren wurde das Freibad dann schrittweise an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen. Bis dahin wurde noch im trüben Wasser der Saale geschwommen, wie sich der pensionierte Lehrer Wolfram Weigand erinnert, der damals den meisten Kindern im Freibad schwimmen lernte. „Wir hingen dabei an einer Angelrute, die vom Bademeister gehalten wurde.“

    Auch der Bad Königshöfer Frank Selzam, der einige Jahre jünger ist als Wolfram Weigand, hat das Freibad am Brügel noch in guter Erinnerung. „Das Bad war in den 1960er und 1970er Jahren im Sommer der Treffpunkt schlechthin, ob man nun schwimmen, Fußballspielen oder einfach nur in der Sonne liegen wollte.“ Auf der hektargroßen Wiese im hinteren Bereich der Anlage sei für jeden Geschmack etwas geboten gewesen. Von Juni bis August habe man sich nach der Schule auf der Liegewiese getroffen und es sich gut gehen lassen. „Und erschwinglich war das Vergnügen auch noch“ erinnert sich Selzam.

    30 Pfennig Eintritt

    „Als Kind hat man 30 Pfennige Eintritt bezahlt und niemand hat gemotzt, wenn man zum Mittagessen nach Hause ging und danach wieder im Schwimmbad aufgelaufen ist.“

    Allerdings sei die Wassertemperatur am Beginn der Saison grenzwertig gewesen. „Ich weiß das aus eigener Erfahrung, da ich bei etwa 16 Grad Wassertemperatur im Alter von sechs Jahren meinen Freischwimmer gemacht habe“, erzählt Frank Selzam, der sehr verärgert war, als das Freibad Mitte der 1980er Jahre geschlossen wurde. „Wenn man liest, dass heutzutage 30 Prozent der Kinder nicht schwimmen können und immer mehr Spaßplantschbäder eröffnet werden, so könnte man fast behaupten, dass früher doch einiges besser war.“

    Auch Kreisheimatpfleger Reinhold Albert ging gerne ins Königshöfer Freibad. „Wir sind von Sternberg ins Schwimmbad nach Königshofen mit dem Fahrrad gefahren“, erzählt er. Es sei eine herrliche Zeit gewesen. „Ich erinnere mich, dass ich einmal todesmutig einen Kopfsprung ins Wasser wagte und volle Kanne auf dem Bauch landete.“ Wie Frank Selzam findet es auch Reinhold Albert sehr schade, dass die Freibad-Anlage nicht mehr existiert. „Aber so ist halt der Lauf der Zeit“, sagt er.

    Die Schließung des Freibades mit seinem zuletzt 33,3 Meter langen Becken erfolgte 1985, also acht Jahre nach Eröffnung des neuen Bad Königshöfer Kurzentrums. Sie wurde mit dem großen Sanierungsbedarf begründet, wie sich der damalige Bürgermeister Wolfgang Mack erinnert. „Auch die Besucherzahlen gingen nach Eröffnung des Kurzentrums deutlich zurück“, so der Altbürgermeister, dem noch gut im Gedächtnis ist, wie auch er im Königshöfer Freibad schwimmen lernte.

    Schutz vor Hochwasser

    Seit Mitte der 1980er Jahre liegt das Freibad nun im Dornröschenschlaf, auf dem es nach den Worten von Bürgermeister Thomas Helbling auch nicht mehr erwachen wird. „Es gibt keine Pläne, das Bad wieder zu aktivieren“, so das Stadtoberhaupt.

    Immerhin ist ein Teil des Geländes, darunter der frühere Umkleidebereich, seit 1987 an den Kaninchenzuchtverein verpachtet und auch die Imker nutzen einen Teilbereich für ihren Bienenlehrstand. Und sogar das zugewucherte 33-Meter-Becken erfüllt noch eine Funktion: Führt die Saale Hochwasser, dient es als eine Art Überschwemmungsausgleichsbecken.

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