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Großbardorf: Alte Handarbeitstechnik neu entdeckt

Großbardorf

Alte Handarbeitstechnik neu entdeckt

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    Ulrike Gaede, hier mit dem typischen Klöppelkissen, will die Kunst des Klöppelns, egal ob klassisch oder modern, nicht aussterben lassen.
    Ulrike Gaede, hier mit dem typischen Klöppelkissen, will die Kunst des Klöppelns, egal ob klassisch oder modern, nicht aussterben lassen. Foto: Regina Vossenkaul

    Eine Klöppel-AG hat Ulrike Gaede als Schulkind im Erzgebirge besucht und fand die Technik faszinierend. Nachdem sie die Grundtechniken beherrschte, fand sie immer wieder neue Variationen, Farben und Materialien. "Ich habe meine konservative Handarbeitslehrerin zur Verzweiflung getrieben", berichtet die heutige Großbardorferin. Während die Lehrerin zeigte, wie man brave weiße Deckchen herstellte, fertigte sie aus Trafodraht eine Brosche für die Oma an, aus Bast wurden individuelle Umhängetaschen.

    Als Erwachsene hat sie die Handarbeitstechnik wiederentdeckt, inzwischen wohnte sie in Blankenfelde (Berlin) und stieß auf ein Inserat, in dem für eine Klöppelgruppe geworben wurde. Als sie sich anmelden wollte, hieß es, die Gruppe käme nicht zustande, weil die Leiterin verzogen war. Als Gaede von ihren Erfahrungen sprach wurde ihr die Leitung der Gruppe angetragen, was sie zusagte. Viele Jahre leitete sie dann Klöppelgruppen und weiß genau, was man mitbringen muss, um die Technik zu erlernen und auch dabei zu bleiben: viel Geduld und Kreativität, dann stellt sich auch die Freude am selbsthergestellten Produkt ein. Wer an die traditionellen Deckchen in weiß oder cremeweiß denkt, kennt wahrscheinlich nur die traditionelle Seite des Klöppelns, bei Gaede gibt es kreative Wandbilder, Ohrringe, Armbänder, Halsschmuck und vieles mehr.

    Die Klöppeltechnik kam in der Renaissance von Italien über Frankreich und die Niederlande nach Deutschland und ist eigentlich eine Verfeinerung des Netzeknüpfens der Fischer. Fahrende Händler verbreiteten die Technik auch im Erzgebirge, wo die Familien nach dem Rückgang des Silberbergbaus Mitte des 16. Jahrhunderts nach neuen Erwerbsmöglichkeiten suchten. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts soll es über 10.000 Frauen, Männer und Kinder gegeben haben, die dem zusätzlichen Broterwerb nachgingen. Zu den hergestellten Waren gehörten auch Spitzenkragen für die privilegierten Gesellschaftsschichten, die Klöpplerinnen selbst durften keine Spitzen an der Kleidung tragen. Die Qualität sprach sich herum und die Klöppelspitzen wurden bis nach England und Amerika verkauft. Allerdings wurden Spitzen nach der industriellen Revolution maschinell hergestellt und die Klöpplerinnen verloren ihre Bedeutung.

    Dem neuen Berliner Flughafen verdankt Gaede ihren Umzug nach Großbardorf, denn ihr Zuhause liegt in der Einflugschneise, wenn es dort losgeht. Für die Anwohner gab es eine finanzielle Entschädigung, das war der Grundstock für den Hausbau gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, der ebenso wie sie bei den Berliner Verkehrsbetrieben gearbeitet hat. Großbardorf war ihnen bekannt, weil sie einem Freund beim Umzug geholfen hatten und so entstand der Ortswechsel-Plan. In kurzer Zeit baute ihnen ein ortsansässiger Bauunternehmer ihr Haus und seit zwei Jahren hat Großbardorf zwei Bürger mehr. "Wir schätzen die Lebensqualität hier, die gute Luft, die Ruhe und die netten Menschen", sagt Ulrike Gaede.

    Sie will sich weiterhin ihrem Klöppel-Hobby widmen und nahm Kontakt zur Vhs Rhön und Grabfeld auf um Gleichgesinnte zu finden. Aus ersten Ideen wurde nun Konkretes. An einem Schnuppertag am Samstag, 26. Januar, 10 bis 18 Uhr, können Interessenten einen Einblick in die Klöppeltechnik gewinnen und ein erstes Werk anfertigen. Wer weitermachen will, kann dies innerhalb eines Vhs-Kurses tun, der vom 5. Februar bis 30. April jeweils dienstags von 19 bis 20.30 Uhr läuft. Für die Kurse steht ein Raum im alten Pfarrgemeindehaus zur Verfügung. Anmeldungen nimmt die Vhs entgegen unter Tel. 09766 9405034.

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