In der Marktstraße von Ostheim findet sich ein Museum der besonderen Art. Es ist das Wagnereimuseum, untergebracht in der Werkstube der Familie Stapff im Hinterhof.
Bei Stadtfesten oder dem Wurstmarkt ist es stets geöffnet, ansonsten werden Besucher auf Anmeldung durch den Raum geführt.
Ohne den Wagner und Stellmacher im Dorf ging früher nichts rund im wahrsten Sinne des Wortes. Der Beruf entstand im frühen 19. Jahrhundert aus dem Wagner und dem Rademacher. Beim Kutschenbau war der Wagner für die Karosse zuständig, der Rademacher für die Räder, informiert auch die Internetseite des Ostheimer Privatmuseums über die Berufsgeschichte.
Der Stellmacher fertigte Räder aller Arten und Größen, Leiter und Kastenwägen für verschiedene Einsatzzwecke, Kutschen, Stiele, Rechen, Schlitten, Transmissions- und Riemenräder, Lafetten, Werkzeuge, Deichseln, Anhänger, Schub- und Mistkarren, Maschinenzubehörteile und vieles mehr. Auch Holzski und Rodelschlitten gehörten zum Leistungsangebot.
In der Familie Stapff waren seit Mitte des 19. Jahrhunderts sechs Generationen Stellmacher und Karosseriebauer. Die Werkstatt war erst in der Langgasse, ab 1907 hier in der Marktstraße 9 untergebracht.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden Holzkarosserieteile für Autos gefertigt. Da man zur Industrie nicht konkurrenzfähig war, spezialisierte man sich auf Spezialanfertigungen wie Feuerwehr-Hydrantenwagen, kleine Kutschwägen oder Sargtransportwagen für den Friedhof.
Die Werkstatt befindet sich im Zustand von circa 1920, ist aber großteils heute noch betriebsbereit. Manche Teile wie die große Drehbank stehen heute im Freilandmuseum Fladungen.
Viele Exponate zeugen von der Handwerkskunst vergangener Tage, so z. B. auch ein hölzerner Kinderwagen von 1897, zu dem wir heute „Buggy“ sagen würden.
Herbert Stapff kümmert sich heute um das Museum, er lebt aber in Würzburg. Ruth Stapff lebt noch im Anwesen in der Marktstraße 9.
Ihr Ehemann Kurt, der verstorben ist, hatte das Wagnereimuseum zur 1200-Jahr-Feier eröffnet. Dessen Vater Emil und Großvater Richard hatten schon das Wagner-Handwerk beherrscht.
Bis in die 60er Jahre lief der betrieb, dann war die industrielle Konkurrenz zu groß. Zu sehen ist die ganze Bandbreite dieses Berufs: Konstruktionszeichnungen, die Funktion der Transmission, der Werdegang einer Nabe, Zeugrahmen und viel altes Handwerkszeug. Schließlich mussten damals auch innen gerundete Felgenteile hergestellt werden, oder es mussten runde Gegenstände gehobelt werden.
Besonders nett ist ein altes Schaukelpferd oder eine kleine Kinder-Kutsche, wie sie im Ostheimer Betrieb hergestellt wurden.
Eigentlich ist tagsüber fast immer offen. Einfach reingehen und klingeln. Ein Anruf erleichtert es: (09777) 542. Für Gruppen- oder Vorführungen empfiehlt sich unbedingt eine Voranmeldung Tel. (0 97 77) 542 oder Tel. (01 70) 44 49 06 6
Der Eintritt ist frei.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.wagnereimuseum.de