„Da capo“ entfuhr es einem Zuhörer spontan im Festsaal des Klosters Wechterswinkel nach dem letzten Ton von Johanna Seitz und Christoph Mayer. Die Aussicht auf eine Zugabe reichte ihm nicht, er hätte das ganze Konzert am liebsten noch einmal von vorne gehört.
Damit sprach er offensichtlich allen anderen aus dem Herzen, die begeistert dankten für einen außergewöhnlichen Kunstgenuss. Barockharfe und Barockgeige hatten sie mit ihrem zarten Saitenklang auf eine Reise durch Gefühlswelten genommen, die manchmal beklemmend nah rückten, manchmal die Seele weiteten und manchmal auch zum Schmunzeln einluden.
Kurze Stücke italienischer und englischer Komponisten, von denen Claudio Monteverdi und John Dowland vermutlich den größten Bekanntheitsgrad besaßen, zauberten eine dicht gewebte Atmosphäre. Mit viel Spaß an der Musik ließen Johanna Seitz und Christoph Mayer ihren Konzerttitel „Spirit & Pleasure“ lebendig werden, mit jedem gezupften und gestrichenen Ton waren sie dem Erfindungsreichtum der Komponisten ebenso nah wie dem Gefühl, das gerade im Raum stand: Jubelte eben noch die Freude, trat bald darauf das Leid an ihre Stelle.
Mal volkstümlich schlicht, mal überaus kunstvoll erfüllten Eifersucht, Melancholie, Einsamkeit oder überschäumende Fröhlichkeit die Gemüter. Dabei verdichteten einige Worte und szenische Veränderungen den Eindruck und ließen das virtuose Spiel zum ganzheitlichen Erlebnis werden.
Beziehungen drückten sich in unterschiedlicher Nähe, einem verletzten Zurückziehen – Christoph Mayer setzte sich mit seiner Geige etwas abseits – oder einem wütenden Aufspringen aus. Johanna Seitz spielte nicht nur ganz liebreizend mit den Saiten ihrer Harfe, sondern auch mit zwei Paaren grüner Gummistiefel, die ihren ungewöhnlichen Teil zur Liebesgeschichte beitrugen.
Grenzenlos wurde die Begeisterung des Publikums, als der Scottish fiddle tune atemberaubendes Tempo vorgab und Christoph Mayer wie entfesselt seine Finger auf den Saiten tanzen ließ.