Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Neustadt
Icon Pfeil nach unten

BAD NEUSTADT: Amoklauf: Gelegenheit zu Gesprächen gegeben

BAD NEUSTADT

Amoklauf: Gelegenheit zu Gesprächen gegeben

    • |
    • |

    Dem Leiter der Wirtschaftsschule in Bad Neustadt, Oberstudiendirektor Ralf Kaminski, merkt man an, dass ihn die Tat von Winnenden betroffen macht. In der ersten Unterrichtsstunde am Donnerstag hat er zum Amoklauf des 17-Jährigen eine Durchsage an alle Klassen gemacht und die Schüler der Wirtschaftsschule zu einer Schweigeminute im Gedenken an die Toten aufgefordert. Die Lehrer wies er an, bei Gesprächsbedarf in den Klassen den Unterricht hinten anzustellen und mit den Schülern über die Bluttat zu sprechen.

    Von einigen Klassen wusste er, dass kurz über das Thema gesprochen wurde, dann ging jedoch der normale Unterricht weiter. Sollte es aber in den nächsten Tagen verstärkten Gesprächsbedarf vonseiten der Schüler geben, „dann werden die Lehrer natürlich darauf eingehen.“

    Noch am Abend der Tat gab es an der Wirtschaftsschule einen schon länger angesetzten Elternabend, bei dem natürlich über das Thema gesprochen wurde, so Kaminski. Der Vorsitzende des Elternbeirats ist Polizist. Der habe an dem Abend berichtet, das Besondere an diesem Fall sei, dass der Amokläufer in kein Täterprofil passe.

    Kaminski fühlt sich zwar bedrückt, Angst hat er aber keine. Trotzdem hält er es für sinnvoll, die Sicherheitspläne durchzusehen. Seit dem Fall in Erfurt, erklärt Kaminski, sind alle Außentüren an der Schule ab 8.10 Uhr verschlossen. In die Schule kommt man nur, indem man am Haupteingang klingelt. Mit einer Kamera wird diese Tür überwacht. Und auch nach den Pausen werden die Türen wieder verriegelt. Trotzdem ist es Kaminski klar, dass es 100-prozentige Sicherheit nicht geben kann.

    Am Gymnasium in Bad Königshofen hat Direktor Wolfgang Klose um 8 Uhr per Durchsage ebenfalls um eine Schweigeminute gebeten und ein Gebet gesprochen. In der ersten Stunde hat er die jeweiligen Fachlehrer angehalten, Bezug zu nehmen auf den Amoklauf, „wenn Redebedarf bei den Schülern besteht. Das soll nicht aufgesetzt wirken“, erklärt er. In den Religionsstunden dagegen ist das Thema behandelt worden.

    Klose beschreibt die Stimmung am Tag nach dem Drama bei seinen Kollegen als nachdenklich und bedrückt. Schüler haben sich kaum artikuliert. Er findet es sinnvoll, Schulen – wie andernorts – von 8 bis 17 Uhr geschlossen zu halten. „Soweit sind wir hier noch nicht. Wir haben bislang nur ein Videosystem in den neuen Funktionsräumen, sind aber auf einen guten Weg, den Eingang zu schließen.“

    Fassungslos und bestürzt seien seine Schüler, auch wenn sich das im Verhalten unterschiedlich ausgedrückt habe, beschreibt Rektor Fritz Wesserle von der Ignaz-Reder-Realschule in Mellrichstadt die Reaktion auf das schreckliche Geschehen in Winnenden. Er hatte sein Lehrerkollegium angewiesen, den Amoklauf im Unterricht, der mit einer Schweigeminute für die Opfer begonnen hatte, zu thematisieren. Vor allem die Schüler sollten dabei zu Wort kommen, um mit der Betroffenheit auch die Ängste, die solch eine Untat auslösen, anzusprechen.

    Erst vergangene Woche „hatten wir eine Schulpsychologin im Haus im Rahmen einer Fortbildung“, so Wesserle. Mit ihr sei man der Frage nachgegangen, sensibel für „Veränderungen im Verhalten oder der schulischen Leistung junger Menschen“ zu werden und darauf zu reagieren. Für wichtig hält der Rektor, Schülern bewusst zu machen, „sich sofort zu outen, falls sie im Chat oder per SMS mit Drohgebärden anderer konfrontiert werden“.

    Online-Tipp

    Aktuelles und Reaktionen aus der Region zu dem Amoklauf finden Sie unter www.mainpost.de

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden