„Die Integrierte Leitstelle ILS Schweinfurt (Notruf für Feuerwehr und Rettungsdienst) ist fast zwei Jahre in Betrieb und immer noch herrscht dort massiver Personalmangel, was sich an Mehrbelastung und Überstunden des Personals massiv bemerkbar macht.“ So berichtet ein Insider, der unbekannt bleiben will, aber scheinbar gute Einblicke in die Abläufe hat.
Die ILS sei von Anfang an mit zu wenig Leuten in den Vollbetrieb gegangen, heißt es weiter. Bei derzeit 28 in Vollzeit Beschäftigten fehlten noch drei Planstellen. Weil einige Mitarbeiter noch längere Lehrgänge zu besuchen hätten, gehe deren Abwesenheit zusätzlich zu Lasten der Übrigen. Die Beschäftigten arbeiteten „an ihrer physischen und psychischen Leistungsgrenze“, und 60-Stunden-Wochen seien keine Seltenheit. Der Mitteiler spricht von 50 bis 350 angesammelten Überstunden pro Mitarbeiter, die bis Januar aufgelaufen seien. In den letzten beiden Jahren seien „mehrere Tausend Überstunden ausbezahlt“ worden. Inklusive Rufbereitschaft hätten hauptberufliche Mitarbeiter eine 45-Stunden-Woche, in der Zwölf-Stunden-Schichten zu leisten seien. Angesichts dieser Umstände sei es eine Frage der Zeit, bis Fehler passieren, die Leben kosten könnten.
„Sicher haben wir in der ILS offenen Personalbedarf“, so ILS-Leiter Thomas Schlereth auf Anfrage dieser Zeitung. Seit Leitstellen-Start sei er darauf bedacht, „die Verwaltung (Leitstellenleitung und Systemadministration) in den Schichtdienst einzubinden, um punktuell die Belastung für Disponenten und Schichtführer durch zusätzliche freie Tage zu reduzieren“. Das war kurz vor dem Beschluss der Zweckverbandsversammlung, weitere Stellen zu genehmigen – auf einen Personalstand von 29,5 plus einer zusätzlichen für den Digitalfunk. „Somit werden wir in Kürze zwei weitere Planstellen ausschreiben, und es ist im personellen Bereich für Abhilfe gesorgt“, sagt der ILS-Leiter.
Schlereth weist auf die Besonderheit hin, dass die Einsatzbelastung und der Personalbedarf der Leitstelle zwischen ruhigen Minuten und Hochbetrieb schwanken. Die Personalausstattung müsse aber von einem Mittelwert ausgehen. Die über längere Zeit aufgelaufene Überstundenzahl ist aber Anhaltspunkt dafür, ob das Personal im Mittel reicht oder nicht. Und da sehen die Zahlen so aus: Der Stand der Überstunden, angesammelt in eineinhalb Jahren ILS, liege pro Mitarbeiter zwischen 24 und 341. Im Durchschnitt habe im Januar jeder Beschäftigte 200 Überstunden vor sich hergeschoben, Ende März seien es 171 Stunden gewesen. Dieses Phänomen habe sich in vielen Leitstellen während der ersten Betriebsjahre gezeigt, so Schlereth. Deshalb sei es „unser Bestreben, in naher Zukunft eine gutachterliche Bewertung der Personalstärke der ILS Schweinfurt durchführen zu lassen, um eine mögliche Unterbesetzung auch für die Kostenträger nachweislich darlegen zu können“. Zeitgleich müssten sich jedoch die Mitarbeiter neben dem Dienstbetrieb weiterqualifizieren. So müssten etwa neueingestellte Kollegen, einen 17 Wochen langen Lehrgang an Feuerwehrschulen absolvieren. Es sind laut Schlereth auch nicht mehrere Tausend Überstunden ausbezahlt worden, sondern einem Disponenten 100 Überstunden. Auch sei die 60-Stunden-Woche nicht an der Tagesordnung. Eine Überprüfung der Dienstpläne 2014 habe ergeben, dass es in nur drei Fällen zur Überschreitung der Höchstarbeitsgrenze gekommen sei – bedingt durch Krankheitsausfälle. Und die Hauptamtlichen hätten die 45-Stunden-Woche: 38,5 Stunden Arbeitszeit und 6,5 Stunden Rufbereitschaft, die voll bezahlt werde. Mit der vom Zweckverband beschlossenen Stellenmehrung sieht Schlereth zunächst mal eine Entspannung der Personallage. Die Entwicklung der Einsatzzahlen und Mitarbeiterbelastung werde weiter dokumentiert, um zu sehen, ob die Personalstärke angepasst werden muss.