An der König-Ludwig-I.-Eiche ist im Moment viel los. Es wird geflext und geschnitten, Späne fliegen. Doch keine Angst: Obwohl zeitweise die Motorsäge heult, geht es dem Naturdenkmal nicht an den Kragen. Im Gegenteil. Die Äste bekommen neue Stützen, damit der 550 Jahre alte Baum noch ein paar Jahrzehnte steht.
Rainer Gerber steht am Fuß der mächtigen Eiche. Der Haßfurter kennt den Baum genau, hat schließlich im Frühjahr ein Gutachten über ihn erstellt. Jetzt schaut er zu, wie seine Erhaltungsvorschläge umgesetzt werden.
Der Experte hatte festgestellt, dass die Ludwig-Eiche sehr unter dem Rekordsommer 2003 gelitten hat. Ein Großteil der unterirdischen Wasserzufuhr für die Wurzeln müsse versiegt sein, hieß es in seinem Gutachten.
Jetzt ergänzt Gerber vor Ort: „Da Wasser und Nährstoffe die Spitzen der Äste nicht mehr erreicht haben, sind viele abgestorben. Das Totholz wurde nach und nach entfernt.“
Dadurch hätten sich die Gewichtsverhältnisse in der Krone verändert. Die Holzstützen, die vor 20 bis 30 Jahren eher mittig unter die tonnenschweren Äste gestellt wurden, stützen diese jetzt eher an deren Spitze.
Auch neige der Baum nach Süden, seitdem in den 1950er-Jahren an der Nordseite ein tonnenschwerer Ast herausgebrochen sei. An der Ausbruchstelle können Besucher schön in das hohle Innere des Stammes schauen.
Dass noch mehr Äste ausbrechen, soll verhindert werden. Denn dann droht dem Baum der Verfall.
Nun sind die Tage der Holzbalken gezählt. Mitarbeiter der Firma Jakob aus Fladungen ersetzen sie durch A-förmige Stützen aus Stahl. A-förmig deshalb, weil die Streben auch Seitwärtsbewegungen der Äste, zum Beispiel bei Sturm, gut wegfangen können: „Das konnten die Holzbalken eindeutig nicht.“
Und noch mehr Vorzüge haben die metallenen Stützen: Auf ihnen sind Gummistreifen befestigt. So liegen die Äste weich auf. Das an ihnen herabfließende Wasser kann durch Lücken im Gummi entweichen.
Falls sich die Lage der Äste ändert, können die Stahlstützen angepasst werden. Wolf-Dieter Jakob, Chef der gleichnamigen Fladunger Baumpflegefirma, flexte und schnitt von einer Hebebühne aus, damit Äste und Streben zusammenpassen. Er sicherte die mächtigen Ausleger mit Bändern gegen ungewolltes Verrutschen. Die Fundamente für die Stützen hatten die Kurgärtner gegossen.
Rainer Gerber hofft, dass die wetterbeständigen Stahlstützen die Krone mitsamt Ästen „mindestens 20 Jahre in ihrer Position halten“. Schließlich gehöre die König-Ludwig-Eiche zu den 200 ältesten erfassten Bäumen in Deutschland. Auch wenn sie nie 1000 Jahre werden wird.