(hä) „Das war ein Glücksfall, dass die Ausgrabungen am Radweg stattgefunden haben“, erklärt Bürgermeister Emil Sebald aus Großeibstadt die Maßnahmen am Trassenbereich des neuen Radweges, die einiges zu Tage brachten. Über die Ausgrabungen, die die Fachfirma Specht durchführte, wurde nun informiert.
Bei den archäologischen Ausgrabungen entlang des Radweges zwischen Kleinbardorf und Kleineibstadt wurden unbekannte Spuren einer mittelneolithischen Besiedelung entdeckt, die auf die Zeit zwischen 4900 und 4300 vor Christus datiert werden konnten (wir berichteten). Gefunden wurden neben einem großflächigen Grubenkomplexes auch Gruben aus denen einst Lehm entnommen wurde und zwei Schlitzgruben und eine Ofengrube, die viele Funde zu Tage brachte.
Oliver Specht, der die Ausgrabungen leitete, spricht zwar nicht von einem sensationellen, dafür aber wichtigen Fund, der in den Fachbüchern einige weiße Flecken der mittleren Jungsteinzeit in Unterfranken verschwinden lassen wird. Außerdem wird damit im Grabfeld die Besiedlung im Mittelneolithikum nachgewiesen. Interessant ist der Fund auch wegen der erst geringen Zahl dokumentierter jüngerer mittelneolithischer Fundstellen in Unterfranken. Emil Sebald und sein Sulzfelder Amtskollege Jürgen Heusinger, Armin Gernert von der VG Saal und Alexander Menninger vom Ingenieurbüro Gemmer wurden von Grabungsleiter über die Funde aufgeklärt und bekamen bei einer Führung nicht nur die Fundstellen gezeigt, sondern auch einen Einblick in die Abläufe der damaligen Zeit.
Die beiden Bürgermeister zeigten sich beeindruckt von den Funden und wollen diese Stellen am Radweg mit Hinweißtafeln kenntlich machen. „Das ist ein Teil unserer Geschichte in dieser Region“, erklärt Heusinger den Mehrwert für das Grabfeld. Die gefundenen Grubenkomplexe lassen auf Lehmabbau schließen. Lehm, der für den Hausbau Verwendung fand. Die entstandenen Löcher wurden wieder mit Hausrat und Abfällen aufgefüllt, in dem sich unterschiedlichste Keramikscherben fanden. Weiterhin konnten größere Mengen an Rotlehm und gebranntem Lehm, gefunden werden.
Auch einige Knochenreste wurden freigelegt. Bewundert wurden auch die Silex-Klingen, die als Einsatz in hölzerne Schäfte als Erntegerät oder einfaches Schneidwerkzeug genutzt wurden. Dieser Fund lässt auf ein regen wirtschaftlichen und kulturellen Handel schließen, der in damaliger Zeit vorherrschte. Auch der kleine gefundene Ofen ist für Specht wichtig. Nicht nur, weil er einige stichverzierte Keramikscherben enthielt und den Nachweiß einer Siedlung nochmals festigte.
Durch die Talsiedlung wird auch das bandkeramisch verzerrte Verbreitungsbild neolithischer Fundstellen etwas korrigiert“, erklärte Specht den Zuhörern.
Untersuchung und Dokumentation der Fundstelle ist abgeschlossen. Die Fundstelle wird wieder zugeschüttet und überbaut, was die Fundorte und Fundstellen unsichtbar macht und nur noch auf dem Papier zu lesen ist, wo die historischen Gegenstände entdeckt wurden. Auf Tafeln wird über die Ausgrabungen informiert, sichtbare Zeugnisse wird es nicht geben. Die gefundenen Fragmente und Keramikteile gehen zum Landesamt für Denkmalpflege nach München wo sie gereinigt, gesichtet und zugeordnet werden und finden später eventuell den Weg Nach Bad Königshofen ins archäologische Museum, einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung München, wo sie dann zu besichtigen wären.