(gs) Nicht mit großen Reden, sondern mit einer zünftigen Wanderung bei herrlichem Herbstwetter feierte eine große Teilnehmerzahl aus Thüringen und Bayern das zehnjährige Bestehen des Friedenswegs. Der Einladung des Vereins „Bürger für sanften Tourismus in Hermannsfeld“ waren unerwartet viele Gäste gefolgt, darunter auch eine starke Gruppe des Rhönklub-Zweigvereins Mellrichstadt.
In Vertretung der Vorsitzenden Monika Kettlitz begrüßte Forstinspektor Olaf Storandt aus Hermannsfeld die Teilnehmer am Heftenhof, darunter den früheren Willmarser Bürgermeister Gerhard Schätzlein, der die Informationstafeln erstellt hatte.
Ausgehend von der Situation nach der Wende in Hermannsfeld hatte sich eine Gruppe von Bürgern gefunden, die für sanften, umweltverträglichen Tourismus werben wollte. Wandern in der freien Natur gehörte zu diesen Zielen. Die damalige Vorsitzende Hella Wilhelm warb zäh und ausdauernd für einen „Friedensweg“ entlang des früheren Grenzstreifens. Durch ihre Fürsprache bei Behörden, Forstämtern und Privatbesitzern war es möglich, einen Wanderweg einzurichten, der von der Goldenen Brücke auf der Schanz bis nach Birx reichte. Auf 38 Tafeln wird nun beim Wandern die Situation während der Existenz der DDR vor Augen geführt.
Darüber hinaus pries Olaf Storandt die einzigartige Naturvielfalt, die auf diesem etwa 40 Kilometer langen Weg zu bewundern sei, von der Flora des Muschelkalks im Grabfeld über die Buntsandsteinböden der Vorrhön bis zu den Basaltrücken des Rhönaufstiegs und den Weiten der Hochrhön. Er dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern, die bei der Fertigstellung und Aufstellung der Tafeln geholfen hatten, besonders auch den Gemeinden und ihren Bediensteten, die die Wege frei gehalten und gepflegt und auch beschädigte Informationstafeln immer wieder aufgestellt hatten.
Storandt hieß besonders den Leiter der Exkursion, Walter Uloth, willkommen, der die Gruppe zunächst nach Schmerbach führte. Dort zeigte er die Überreste der Dorfstelle auf und informierte über die Geschichte des Dörfchens von den Anfängen bis zum Ende 1974. Die Bewohner von Schmerbach erhielten damals ein Ultimatum, um in bereitstehende Wohnungen in Helmershausen und Meiningen zu ziehen. Vom einstigen Dorf zeugen heute nur noch das marode Lichthäuschen und der alte Friedhof, der erst vor kurzem durch den Verein für Heimatpflege Geba wieder freigeschnitten wurde.
Sodann ging es weiter auf dem ehemaligen Kolonnenweg zum Dreiherrenstein, auf dessen drei Seiten die Geschichte der Kleinstaaterei, wie sie sich von 1805 bis 1867 entwickelte, eingemeißelt ist und die letzten Endes zur Entstehung der Grenze nach 1945 mitten durch Deutschland geführt hat.
Viel zu sehen gab es dann am Grenzdenkmal, wo ein Stück Grenze wieder aufgebaut und zu besichtigen ist. Es bedurfte hier keiner allzu langen Worte, denn die Situation vor 1989 war fast allen Teilnehmern noch gut im Gedächtnis. Auf einem Waldpfad erreichte die Gruppe schließlich das Gelände des ehemaligen Gereuthofs mit herrlichem Blick auf Neu- und Hutsberg, die „Sofalehne“ der Rhön, wie Uloth erläuterte, und die Längsseite der Geba im Norden.
Uloth erläuterte dazu, dass 1428 Mathis Smid zu Bettenhausen bekannte, dass Graf Wilhelm von Henneberg ihm ein bei Helmershausen gelegenes Gehölz um die jährliche Abgabe von 15 Groschen geliehen habe. Der Gereuthof scheint damals noch nicht bestanden zu haben. Später befand sich der Gereuthof auch einmal im Besitz derer von Wolzogen. Eine Herrschaft veräußerte ihn schließlich parzelliert an Bauern. Im Jahre 1800 gab es vier ,,Teilhaber am Gereut”, ist dokumentiert. Jetzt besteht er aus zwei Gehöften. Der letzte Besitzer, Wilhelm Bender war 1952 mit seiner Familie in die Region Gotha umgesiedelt worden und durfte erst nach der Wende wieder nach Helmerhausen und zum Gereuthhof zurückkehren. Dort erwarb Sohn Kurt Bender wieder den enteigneten Hof. Die Familie richtete den ehemaligen Fischteich wieder her und machte aus den wenigen Steinresten des Hauses ein bemerkenswertes Denkmal.
Schließlich wanderte die Gruppe zurück zum Heftenhof, wo es einen deftigen Imbiss gab.