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BAD NEUSTADT/VERDUN: Auf den Spuren der Urkatastrophe

BAD NEUSTADT/VERDUN

Auf den Spuren der Urkatastrophe

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    Unterwegs im Meer der Kreuze vor dem Beinhaus von Douaumont – Schüler der FOS Bad Neustadt auf ihrer Studienfahrt nach Verdun.
    Unterwegs im Meer der Kreuze vor dem Beinhaus von Douaumont – Schüler der FOS Bad Neustadt auf ihrer Studienfahrt nach Verdun. Foto: Foto: Johannes Benkert

    Am Ende des Rundgangs am „L?Ossuaire de Douaumont“ spazierten sie ganz still durch das Meer der weißen Kreuze und Grabsteine. Sie lasen Namen, Einheiten, Todesdaten, tauchten ein in die Geschichte des Ortes in Lothringen, der für die Gräuel, den Wahnsinn, das Sterben der Völker während des Ersten Weltkrieges steht: Verdun.

    Dorthin führte eine Studienfahrt der Fachoberschule Bad Neustadt. Selbst strahlender Sonnenschein kann diesem Ort nicht seine Kälte und seinen Schauder nehmen. Viele dieser hunderttausenden, dieser Millionen gefallenen Soldaten, stellen die Schüler fest, waren nicht wesentlich älter als sie.

    Auf der Anhöhe von Fleury stört sich heute keiner mehr daran, dass die Nachkommen des Erbfeindes wie selbstverständlich zwischen den weißen Kreuzen spazieren gehen, dass sie sich das Beinhaus von Douaumont anschauen, in dem neben den 12 000 bekannten Gefallenen unzählige unbekannte französische und deutsche Gefallene ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

    Einhundert Jahre nach der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, wie der Erste Weltkrieg von Historikern weltweit genannt wird, weil er die Grundlage für den zweiten war, hört man auf den Schlachtfeldern ein europäisches Sprachengewirr. Jung und Alt von überall her sind dort unterwegs. Alle auf der Suche nach der Antwort auf die Frage: Warum?

    Bereits zum zweiten Mal nach 2016 hat sich die FOS auf den Weg gemacht, um die Schlachtfelder von Verdun zu erkunden. In diesem Jahr hatten die rund 50 Schüler und Lehrer mit der Besichtigung der Zitadelle von Verdun begonnen.

    30 Minuten Rundfahrt durch dieses unterirdische Fort im Herzen der Stadt, in dem sich nach dem Beginn der Schlacht um Verdun am 21. Februar 1916 der Kommandostützpunkt der Franzosen befunden hatte. In elektrischen Gondeln quer durch die Zitadelle. Informationen über das Leben der Soldaten unter Tage. Die Nöte und Ängste der Besatzungen. Die schwerwiegenden Entscheidungen der Kommandeure, die so oder so den Tod von tausenden Soldaten bedeuteten.

    Am Ende schließlich die Zeremonie der Auswahl des gefallenen Soldaten, der nach dem 1. Weltkrieg seine letzte Ruhestätte im Triumphbogen in Paris als Zeichen des unermüdlichen Kampfes der französischen Nation finden sollte. Bedrückend.

    Von Verdun aus dann weiter auf die Höhen von Douaumont, wo die Gruppe das „Memorial de Verdun“ besucht – das zentrale Museum. Vor 50 Jahren auf den Trümmern des Bahnhofes des kleinen Dorfes Fleury errichtet, gibt es hier Informationen zum Kriegsgeschehen auf den Schlachtfedern von Verdun. Nach der Besichtigung des Beinhauses dann das zentrale Fort Douaumont. Kurz nach Beginn der Kampfhandlungen von den Deutschen erobert, hatte es im Deutschen Reich den trügerischen Eindruck erweckt, der Durchbruch an der Front bei Verdun sei nur eine Sache von Tagen. Tatsächlich aber sollte die deutsche Armee den Durchbruch nie schaffen – und die Schüler bei all der Enge und Feuchtigkeit in den endlosen Gängen des Forts einen Eindruck erhalten, wie sich die Soldaten an diesem unheimlichen Ort gefühlt haben mussten.

    Am Abend ging es dann unter anderem über die „Voie Sacrée“, die heilige Straße, über die die Franzosen während der Schlacht um Verdun die Gefechtsstellungen täglich mit tausenden Tonnen an Nachschub versorgt hatten, in Richtung Bar-le-Duc. Verdun ist ein Ort, den jeder französische Schüler im Laufe seines Schülerlebens mindestens einmal besucht. Auch für deutsche Schüler ein Ort, den zu sehen sich lohnt, denn im Zeitalter des wieder aufflammenden Nationalismus ist er den nachkommenden Generationen mahnendes Zeichen, Europa, bei all seinen Schwächen, nicht in Frage zu stellen.

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