Zwei Hengstfohlen bleiben am Leben und landen nicht in italienischen Würsten. Diese Tatsache ist einer Initiative von Reitlehrerin Birgit Wilken vom Sozialwerk Salem zu verdanken. Sie hat zwei der Tiere aufgekauft, die – normalerweise im Herbst den Weg zum Schlachter antreten müssen. Die kleinen Haflinger werden, wenn sie ausgewachsen sind, das von Salem in Höchheim angebotene therapeutische Reiten mitgestalten, so die Wilkens Pläne.
Angefangen hat alles im Internet. Auf www.haflingerfohlen-zu-jung-zum-sterben.de las Wilken Berichte über die so genannten „Touristenfohlen“. Dieser kalte Umgang mit den Ponys hat Birgit Wilken empört. „Um den Touristen auf Wiesen und Almen niedliche Fohlen bieten zu können, werden die Stuten gedeckt, obwohl kein Nachwuchs gebraucht wird“, berichtet sie. Wer bei den üblichen Herbstauktionen keinen Käufer finde, werde nach Italien verkauft, geschlachtet und verarbeitet. Die Reitlehrerin informierte sich auf der Seite „SOS-Vermittlung“. Vor einigen Tagen erhielt sie einen Anruf, dass zwei Hengstfohlen dringend neue Besitzer suchen. Die kleinen Haflinger gehören nicht zu den „Touristenfohlen“, sondern kommen von einem Züchter, der sie nicht weiter durchfüttern wolle. Grund: Bei der Körung – das ist die Bewertung durch Richter, die begutachten, ob die Tiere die typischen Rassemerkmale zeigen und zur Zucht taugen – fielen beide Pferde aufgrund geringer Farbabweichungen durch.
Der Weg zum Metzger schien also unvermeidlich. Birgit Wilken entschloss sich schnell die beiden Haflinger unter ihre Fittiche zu nehmen. Sechs Monate sind Curry und Solo alt. Sie müssen noch wachsen, was bei bestem Gras, Heu und Biomöhren als Leckerbissen in Höchheim nicht schwer fallen wird. Wie die Reitlehrerin berichtet, war der Züchter froh, die Tiere verkaufen zu können. Er machte einen guten Preis. „Beim Metzger hätte er mehr bekommen“, weiß die Retterin.
„Das werden später mal ruhige, nette Therapiepferde.“
Birgit Wilken, Reitlehrerin
Mit Salem-Gärtner Norbert Seibt fuhr Birgit Wilken mit einem Pferdeanhänger nach Innsbruck und war angenehm überrascht. „Tolle Pferde“ habe sie bekommen, die bereits an Halfter gewöhnt und zutraulich sind und ohne Schwierigkeiten in den Anhänger verladen werden konnten. Sie stammen aus einem guten Zuchtprogramm. Ohne Komplikationen verlief der Transport zum Stall im Salem-Dorf. Dort wurden sie von den Bewohnern herzlich empfangen, im Auslauf und auf der Weide fühlen sich die Fohlen wohl. „Das werden später mal ruhige, nette Therapiepferde“, ist sich die Retterin sicher. Bevor es so weit ist, steht den beiden noch eine unangenehme Prozedur bevor – sie müssen kastriert werden. Das habe aber noch Zeit, sagte Wilken, die auch gern Spenden entgegennimmt, um alles bezahlen zu können.
„Wir haben etwas in die Zukunft unseres Reitangebots investiert“, sagt Wilken. Sie könne sich vorstellen, noch mehr Tiere an Interessenten zu vermitteln. Denn „Touristenfohlen“ gebe es in jedem Jahr.