Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Dieses Basiswissen aus der Geometrie haben viele Badegäste im Hinterkopf, die auf den Parkplätzen im Bereich des Busbahnhofs parken und ins Triamare zum Schwimmen wollten: Sie wählen nicht, wie vorgesehen, den sicheren Weg über die Falaiser Brücke, sondern gehen schnurstracks über die vierspurige Kreisstraße.
Derzeit nur Parkplatzverkehr
Dieser Tage ist das überhaupt kein Problem. Die Mühlbacher Brücke und die Mühlbacher Straße sind wegen Renovierungsarbeiten bis Oktober komplett gesperrt. Der Verkehr in diesem Bereich beschränkt sich auf Busse, die den Busbahnhof anfahren, und auf Autos, die zu den Parkplätzen wollen. Die Zahl der Fahrzeuge ist also ziemlich überschaubar.
Abenteuerliches konnte man vor allem in den Sommermonaten der vergangenen Jahre beobachten: Eltern – mit ihren Kleinkindern, Badematten, Kühltaschen und aufgeblasenen Luftmatratzen im Schlepptau – schlängelten sich durch den Verkehr der viel befahrenen Straße auf die andere Straßenseite und sorgten für so manche Gefahrensituation und Vollbremsungen.
Bauarbeiten in Gang
Dieses riskante Verhalten soll nun ein Ende haben: In der Mühlbacher Straße wird eine Querungshilfe gebaut. Dieser Tage sind Mitarbeiter des städtischen Bauhofs damit beschäftigt, die Pflastersteine für die Querung im Auslauf der Mühlbacher Brücke zu verlegen.
Beschlossen wurde die Maßnahme am 18. Juni dieses Jahres. 124 000 Euro werden für das Projekt veranschlagt. Da die Mühlbacher Brücke zurzeit wegen Renovierungsmaßnahmen komplett gesperrt ist, nahm der Bauhof die Arbeiten bereits jetzt in Angriff.
Das Problem ist alt
Die Problematik, dass Badegäste die vierspurige Mühlbacher Straße als Abkürzung zum Triamare benutzen, ist nicht neu: Bereits 2004 berichtete der damalige Ordnungsamtsleiter Arno Büttner in dieser Zeitung, dass er das Treiben „mit blankem Entsetzen“ beobachtet. Der Stadt seien die Hände gebunden, das Überqueren der Straße sei an dieser Stelle nicht verboten, sagte er damals. Überdies gebe es für die Fußgänger Hinweise auf den Weg über die Falaiser Brücke.
Um die Straßenüberquerung so unangenehm wie möglich zu gestalten, hatte man die Außenanlage des Schwimmbads auf der anderen Straßenseite hügelig gestaltet, was Besucher offensichtlich nicht abschreckt.
Appell an den gesunden Menschenverstand
Bereits 2004 appellierte Büttner an den gesunden Menschenverstand der Erwachsenen: „Die Eltern sollen bedenken, dass sie eine Vorbildfunktion haben, und mit ihren Kindern die Falaiser Brücke benutzen.“
Dieser Appell hat nicht gefruchtet. Deshalb war ein Übergang für Fußgänger in der Mühlbacher Straße immer wieder Thema im Stadtrat und in Bürgerversammlungen der vergangenen Jahre. Im Februar 2011 hatte der Bauausschuss sich sogar für eine Querungshilfe ausgesprochen. 75 000 Euro wurden damals dafür veranschlagt. Wenige Monate später wurde der Beschluss wieder gekippt.
75 000 Euro für Unbelehrbare
Die einen wollten keine „75 000 Euro für Unbelehrbare“ ausgeben, die anderen hatten mehr oder weniger kreative Ideen, wie man Fußgänger mit baulichen Maßnahmen, Zäunen oder Hecken dazu zwingen könnte, auf die Falaiser Brücke auszuweichen – nichts war von Erfolg gekrönt.
Nun kommt die Querungshilfe also doch – und zwar in dem Bereich, bevor die Mühlbacher Straße sich verbreitert. Im Stadtrat kam man zur Überzeugung, dass man die vielen oftmals gefährlichen Querungen mit anderen Mitteln nicht verhindern kann. Darüber hinaus sei der Gang über die Falaiser Brücke für ältere Menschen und solche mit körperlichen Einschränkungen zu beschwerlich.
Über den Parkplatz zum Übergang
Ob die neue Querung von den Triamare-Badegästen angenommen wird, lässt sich erst nach dem Ende der Bauarbeiten an der Mühlbacher Brücke sagen, wenn Straße und Brücke wieder befahrbar sind.
Geplant ist, sagt Bürgermeister Bruno Altrichter, dass die Fußgänger über die hintere Parkbucht des Parkplatzes „Am Zent“ in Richtung Querung gelotst werden. Für Badegäste, die nicht über den Parkplatz kommen, sondern auf dem Gehweg links daneben unterwegs sind, gibt es Hinweisschilder.
Darüber hinaus, werden die Hecken, die jetzt durch Trampelpfade in Richtung Kreisstraße unterbrochen sind, wieder durchgängig bepflanzt. Dort können sie queren und treffen auf einen Gehweg, auf dem sie gefahrlos zum Eingang des Triamare kommen. Dieser Gehweg wird, kündigt Bürgermeister Altrichter an, eine komfortable Breite haben, sodass auch Badegäste mit Kinderwagen bequem aneinander vorbeikommen.
Einseitig beleuchtet
Die Querungshilfe ist laut Altrichter nicht nur für Badegäste gedacht. Auch Fußgänger, die nachts auf der Brücke in Richtung Mühlbach unterwegs sind, sollen sie nutzen. Denn nur der Gehweg auf dieser Seite der Brücke wird nach der Renovierung nachts beleuchtet sein.