Dass es kalt, windig und regnerisch war an diesem Dienstagnachmittag, hielt Dorothee Bär nicht davon ab, sich die Ausgrabungen mit eigenen Augen anzusehen: Nach einem schon vor Wochen im Rahmen ihrer Wahlkampf-Tour terminierten Stopp in Sulzfeld auf dem Dorfplatz schaute sie sich mit Sulzfelds Bürgermeister Jürgen Heusinger kurzfristig in Kleinbardorf die dort entdeckten Bodendenkmale an.
Im Schlepptau hatte die aus Ebelsbach stammende CSU-Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin neben weiteren Begleitern den Landtags-Parteikollegen Steffen Vogel und die CSU-Bezirksrätin Karin Renner (Bad Kissingen). Sie alle fanden die rund 20-minütige Exkursion auf den Acker am südlichen Ortsrand sehr spannend, zumal der verantwortliche Grabungsleiter Oliver Specht dabei war und über den Stand der Grabungen und die bislang gemachten Funde informierte, die zum Tel aus der Merowingerzeit, also um 600 nach Christus, stammen. Da spielte es am Ende auch keine Rolle, dass es nach dem Rundgang eine ganze Weile dauerte, bis alle ihr Schuhwerk gesäubert hatten – einschließlich Dorothee Bärs Pumps, die bekanntlich eines ihrer Markenzeichen sind. Auch Bürgermeister Heusinger bezeichnete die Bodendenkmäler bei Kleinbardorf als eine „spannende Angelegenheit“.
Dass sie der Gemeinde aber auch Kopfzerbrechen bereiten, erklärte er Bär und ihrem Wahlkampftross mit folgenden Worten: „Wir wollen hier ein Neubaugebiet ausweisen, können aber nicht die hohen Kosten für die Ausgrabung der Bodendenkmale übernehmen“, sagte er. „Das würde so viel Geld kosten, dass dort niemand mehr einen Bauplatz kaufen würde.“ Heusinger sprach von mindestens 200 000 Euro, was eine professionelle Sicherung und Bergung aller Funde kosten könnte. Es sei für ihn deshalb nur schwer nachzuvollziehen, warum dies die Kommune oder der private Häuslebauer finanzieren müssten und nicht der Staat. „Vielleicht haben Sie ja eine Idee, wie man uns helfen könnte“, fragte Heusinger in die Runde. Er hat die Hoffnung auf die Realisierung des neuen Kleinbardorfer Baugebiets noch nicht aufgegeben.
Dorothee Bär zeigte Verständnis für die Kritik Heusingers, konnte und wollte ihm in finanzieller Hinsicht aber keine Versprechungen machen. Stattdessen regte sie an, doch mal bei verschiedenen Unis anzuklopfen. Die könnten ein Interesse daran haben, die Ausgrabungen – sollten sie denn fortgeführt werden – wissenschaftlich zu begleiten. Bezirksrätin Karin Renner wies darauf hin, dass es für solche Fälle ein Förderprogramm des Bezirks gibt, von dem die Gemeinde möglicherweise profitieren kann.
Linienbandkeramik auf Kleinbardorfer Acker Die Scherben, die im Zuge der begonnenen Erschließung des Kleinbardorfer Neubaugebietes zum Vorschein kamen (wir berichteten), stammen aus der Zeit der Linienbandkeramik-Kultur (5450-4800 vor Christus). Sie ist benannt nach den mit kurvigen und winkeligen Bandmustern verzierten Tongefäßen, die eines der ältesten bäuerlichen Lebenssysteme in Europa symbolisieren. In Mitteldeutschland markiert die Zeit den Beginn von Feldanbau, Viehhaltung und Sesshaftigkeit. Diese Zivilisation ging Mitte des sechsten Jahrtausends v. Chr. aus Kulturgruppen der mittleren Donauregion hervor. Von dort breitete sie sich innerhalb von 100 Jahren über Ost- nach Mitteleuropa aus. Bestattungen erfolgten auf Gräberfeldern in geringer Entfernung von den Siedlungen. Doch waren auch Einzelbestattungen in Hausnähe durchaus nicht ungewöhnlich. Es gab Brand- und auch Körperbestattungen, die durchaus auch zur selben Zeit und am selben Ort praktiziert wurden. Die Gräber waren nicht überhügelt. Bei der Einbettung des Leichnams wurde dieser in der Regel mit angewinkelten Armen und Beinen auf die rechte oder linke Körperseite gelegt. Die Toten waren mit Kleidung, Schmuck, Geräten, Gefäßen und Nahrung für ein jenseitiges Weiterleben ausgestattet. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege