Über Musik zu schreiben ist wie das Mittagessen zu erzählen. Ein wahrer Satz. Über den Klang eines Porsche Sätze zu verlieren, wäre ebenso ein Unterfangen, das zum Scheitern verurteilt ist. Der Klang eines Porsche ist legendär. Der Klang aber des neuen Porsche 911 wird noch ein ganz spezielles Attribut haben: Er ist Rhönerisch.
Markanter Sound durch Klappen
Denn von dort stammen die Auspuffklappen, die der Sportwagen-Legende aus Zuffenhausen einen ganz besonderen Klang verleihen. Auspuffklappen sind zumeist bei sportlichen Fahrzeugen zu finden und sorgen für einen besonders markanten Sound. Über einen Schalter kann dann geregelt werden, ob der Klang wie bei der Standardausstattung gedämpft oder sportlich-kernig daherkommt.
Bei der Gersfelder Metallwaren GmbH (GMW) in der hessischen Rhön unweit zur bayerischen Landesgrenze ist man hocherfreut über den Auftrag. „Der 911er ist eine Ikone. Und dass der Sound aus in der Rhön gefertigten Auspuffklappen kommt, ist natürlich ein Prestigeprojekt für uns“, sagt Maximilian Pfeifer, Geschäftsführender Gesellschafter des Rhöner Unternehmens.

Fünfköpfiges Ingenieurs-Team
Die GMW sind als A-Lieferant von Porsche gelistet und bekamen deshalb den Auftrag. Das fünfköpfige Gersfelder Ingenieurs-Team hat in enger Abstimmung mit Porsche einen Prototypen konstruiert und Tests gefahren. „Schließlich kam es zur Abnahme und zum Auftrag. Da haben sich natürlich alle Mitarbeiter gefreut“, erzählt Firmenchef Pfeifer. Der 32-Jährige hat erst 2014 die Leitung übernommen, nachdem sein Vater Mathias Pfeifer gestorben war.
60.000 Teile im Jahr
„Der Auftrag zeigt, dass auch Premiumhersteller auf unsere Präzision setzen“, so Pfeifer weiter. Immerhin rund 60.000 Stück der hochpräzisen Frästeile werden pro Jahr in der Rhön für den 911er produziert werden. Insgesamt verlassen rund eine Million dieser soundbildenden Metallteile im Jahr das Gersfelder Werk in alle Welt. Im Sommer soll die Produktion für die Porsche-Klappen anlaufen. Mehrmals waren Porsche-Mitarbeiter aus Zuffenhausen schon vor Ort in der Rhön, um das Gersfelder Werk genau unter die Lupe zu nehmen.

Lärmschutz contra Sportsound
Das Thema Auspuffklappen beschäftigt seit einigen Jahren auch die EU-Gesetzgeber. Auspuffklappen standen gar schon einmal auf dem Prüfstand. Auspuffanlagen mit Klappen-Technologie dürfen nach einer Gesetzesnovelle von 2016 nicht lauter sein als Standard-Anlagen. In Etappen muss bis 2026 der Lärmpegel weiter reduziert werden. Also muss bei heutigen Auspuffklappen-Systemen am Klang getüftelt werden, ohne schlicht mehr Dezibel zu produzieren. „Für Porsche ist nicht alleine die Lautstärke für sportlich-emotionalen Sound verantwortlich, sondern insbesondere die Geräuschzusammensetzung im Bezug auf Frequenzen und deren Verhalten“, sagt die Porsche-Presseabteilung zum Thema.
275 Mitarbeiter
Der Prestige-Auftrag dürfte weiter zum Erfolg der GMW beitragen, einem wichtigen Metallarbeitgeber der Rhön mit zuletzt 42 Millionen Euro Jahresumsatz. 2017 wurden 35 neue Mitarbeiter eingestellt, zu Beginn des Jahres standen 275 Personen in Lohn und Brot. Sechs Millionen Euro hat der neue Chef seit 2014 in die Hand genommen, um die GMW in Sachen Präzisionstechnik und Digitalisierung wettbewerbsfähig zu halten. Selbst für ein chinesisches Roboterwerk von Kuka liefert GMW Teile, so begehrt ist Rhöner Qualität.

Qualifizierte Mitarbeiter in der Fertigung sind gefragt, auch deshalb wurde die Zahl an Ausbildungsplätzen verdoppelt. Um Facharbeiter in ländlichen Regionen wie der Rhön zu halten, investiert GMW auch in Verbesserungen des Arbeitsumfeldes wie neue Lichtkonzepte oder ergonomische Arbeitsabläufe in Produktion und Montage. Auch viele Angestellte aus dem nahen Unterfranken oder aus Thüringen schätzen gute Arbeitsbedingungen.