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Autogramm-Jäger im Grabfeld

Bad Königshofen

Autogramm-Jäger im Grabfeld

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    Autogramm-Jäger im Grabfeld
    Autogramm-Jäger im Grabfeld

    Das digitale Gesicht lachte: „Sie fahren 28 km/h!“ Die kommunale Geschwindigkeitsmessung in Großbardorfer am Unteren Tor blinkte an diesem Dienstag deutlich mehr als normal. 50 Busse und unzählige Autos von Fußball-Fans fuhren durch das derzeitige Baustellen-Dorf. „Es gab kaum Beeinträchtigungen. Und: Vermisste Schüler waren auch nicht zu beklagen“, freute sich Kurt Etzel, Chef der Polizei in Bad Königshofen.

    Die wenigsten Beteiligten hatten an diesem windigen Vormittag triftigen Grund zu klagen. 4300 Zuschauer, „so viele hatten wir hier noch nie“, bilanzierte Klaus Lemmer, Vorsitzender des TSV Großbardorf. „Das ist schon eine klasse Leistung, über 4000 Zuschauer in ein Stadion zu bringen, das nur 3000 fasst“, lachte auch U16-Nationaltrainer Steffen Freund trotz des mit 1:2 knapp verloren gegangenen Länderspiels.

    Aus dem gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld, aus Bad Kissingen, Haßfurt, Gerolzhofen und Ebern hatten die Busse Schüler an die Unterhofer Straße gebracht. Theo Pottler, einst Trainer beim TSV Großbardorf, war mit seinem Lehrer-Kollegen Erich Heid (auch ehemaliger TSVler) und allen Schulmannschaften der Haßfurter Realschule ins Grabfeld gekommen. Anke Gebert, sportinteressierte Mutter aus Münnerstadt, hatte kurzerhand einen Kleinbus mit Gymnasiasten vollgemacht, die an diesem Dienstag schon um 10.30 Uhr wegen der Einführung des neuen Direktors schulfrei hatten.

    Manche Schüler beäugten das Spiel auch richtig interessiert, andere rutschten am Hang entlang – am Ende aber standen sie Schlange für ein Autogramm von den jungen deutschen Nationalspielern oder von den Gästen aus der Ukraine. „Eine Schevtschenko-Unterschrift hat schon was“, lachte ein Rhöner Fußball-Kenner – wohlwissend, dass der junge Torschütze Yevgeni mit dem etwas berühmteren Landsmann Andrij eher weniger zu tun hat. Ganz hoch im Kurs stand natürlich die Unterschrift von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer. Er nahm sich viel Zeit, um die vielen Wünsche der Fans zu erfüllen. „Genau deswegen gehen wir gerne auch aufs Land für solche Spiele“, sagte er. Und: „Ein großes Lob für die Organisatoren hier!“

    Diese Vorlage von höchster DFB-Ebene nahm Landrat Thomas Habermann gekonnt auf. „Eine Super-Klasse-Organisation. Das muss erst einmal einer bewältigen, so viele Zuschauer an einem Vormittag auf die Beine zu bringen. Ich bin richtig stolz, dass der TSV das für unseren Landkreis so prächtig bewältigt hat.“ Habermann verfolgte das Spiel mit Großbardorfs Bürgermeister Josef Demar auf der Tribüne. „Das Spiel war interessant, aber die Deutschen haben mir zu ineffektiv gespielt!“

    Josef Demar dagegen war das letztendlich Einerlei. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal in unserem Stadion der Nationalhymne lauschen kann!“ Schade nur, dass sie nicht der Großbardorfer Musikverein intonieren konnte. „Gewollt haben sie schon. Die haben an diesem Vormittag einfach nicht genügend Leute zusammengebracht“, erklärte TSV-Manager Gerhard Schüler. Auch er war zufrieden mit dem, was die 120 Ehrenamtlichen des TSV für dieses Länderspiel alles bewegt haben. „Das können wir. Und haben es schließlich schon oft bewiesen.“

    TSV-Chef Klaus Lemmer, der bis in die Montagabendstunden noch mit der Organisation beschäftigt war, atmete hörbar auf, als alle Schüler in den Bussen Richtung Heimat saßen. „Ich kann mich absolut auf den Rückhalt in unserem Verein verlassen. Wenn's drauf ankommt helfen alle mit, auch die Bayernliga-Spieler!“ Für Bürgermeister Josef Demar war das Länderspiel „die höchste Anerkennung für die Arbeit, die im TSV geleistet wird, ob das die Erste Mannschaft ist oder die Jugendarbeit. Eminent wichtig dafür ist auch das Netzwerk, das Andreas Lampert zum DFB aufgebaut hat.“

    Der so Gelobte hing während des Spiels öfters an seinem Handy. Und dabei wird er nicht nur die Küchen-Helfer angewiesen haben, wo sie die Eiscreme finden. Schließlich hatten sich auch einige Scouts in der Unterhofer Straße eingefunden, die auf der Suche nach Talenten waren. Manche davon hatten wohl auch den deutschen Kapitän im Trikot mit der Nummer 8 im Blick. Über diesen Spieler urteilte Landrat Thomas Habermann: „Ich habe selten einen Enkel gesehen, der so wenig Ähnlichkeit mit seinem Opa hat!“ Levin Öztunali ist Uwe Seelers Enkel.

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