„Therapiegruppe“ nennt Kümmerer Clemens Behr die Bad Köngishöfer (Lkr. Rhön-Grabfeld) Promiband. Mit Begeisterung und persönlichem Einsatz bereitet sie nämlich nicht nur ihren Zuhörerinnen und Zuhörern, sondern auch sich selbst eine große Freude. Im vergangenen Jahr tat sie das bei 57 Auftritten. Bei den Musikanten in Einsatz stehen das Wohlfühlen und der Spaß im Vordergrund. Dazu gehört auch, das Publikum für einen guten Zweck zum Schunkeln zu bringen.
Das eingenommene Geld wird vollständig gespendet. 5200 Euro waren das beispielsweise im vergangenen Jahr. Dabei hat die Band die musikalische Bildung der Kleinsten im Blick, aber auch soziale, kulturelle und Naturschutz-Projekte. Geld gab es unter anderem für die Erhaltung von Bildstöcken in der Region und eine Baumpflanzaktion.
Die Band spendete Fahrräder für eine Gemeinde in Uganda. Kindergärten in der Umgebung bekamen Taschen voller Musikinstrumente. Die Tafel in Bad Neustadt wurde unterstützt. Die Kinderpalliativstation in Würzburg erhielt Geld. Darüber hinaus förderte die Band schon das Schweinfurter Frauenhaus und die Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen.
So fing alles an
Dabei hat alles vor Jahrzehnten ganz klein angefangen. Bei hohen Geburtstagen oder Ehejubiläen besuchten die „Oberen“ als Pfarrer, Bürgermeister und manchmal der Leiter des Seniorenheims die Jubilare, erzählt Clemens Behr, einst Bürgermeister von Bad Königshofen. Und gerne brachten dazu der Stadtpfarrer Linus Eizenhöfer sein Akkordeon, Behr seine Gitarre und der Spitalverwalter Roland Schunk (gestorben 2018) seine Violine mit. Die, denen die drei so gratulierten, riefen bald: „Da kommt die Promiband!“ Und so hatte die Truppe ihren Namen. Bald wurden sie aufgefordert, doch mal beim Seniorennachmittag oder beim Bürgerfest zu spielen. Der offensichtliche Spaß der drei steckte an und so wuchs die Zahl der Musikanten. „Jetzt kamen die Anfragen: Ich hob a ä Instrument dehämm im Eck stähn, konn ich bei euch a ä bisle mitspiel?“, erzählt Behr. So kam eine bunte Besetzung aus Teufelsgeige, Saxophon, Trompeten, Klarinetten, Posaunen, E-Bass, Violinen, Gitarren, Akkordeons und Ziehharmonika zusammen. Inzwischen hat die Band gut 30 Mitglieder.
An Promis zählt Clemens Behr auf: „Stadtpfarrer, zwei Alt-Bürgermeister, Kirmeskapellmeister, Stadtkapellmeister, Braumeister, Posaunenchorleiter, Hausmeister und sonstige Berufsmeister, Vereinsvorstände.“ Sie kommen aus einem weiten Kreis rund um Bad Könighofen. Manche reisen sogar aus Würzburg zu den Auftritten oder aus dem thüringischen Schleusingen. Möglich ist das, weil eben der Spaß beim gemeinsamen Musizieren im Vordergrund steht.
Keine Proben, keine Noten
„Es gibt keine Noten, alles geht auswendig. Wir brauchen keinen Soundcheck. Wir stellen uns hin, fangen einfach an, das ist unsere Stärke und wir sind an keinen Bühnenaufbau gebunden“, schildert Clemens Behr, wie es beim Auftritt zugeht. Textvorlagen gibt es nur für die Sänger. Proben gibt es keine. „Es ist doch schön, wenn jeder seinen Musikstil einbringt und dann ein Gesamtrhythmus entsteht, der bei den Zuhörern gut ankommt“, so „Kümmerer“ Behr. So komme es vor, dass jemand aus dem Publikum sagt: „Da vorne sind Rhönklubmitglieder.“ Und die Band spielt Wanderlieder. Wenn Thüringer zuhören, gibt es das Rennsteiglied, und für Jäger „Ich bin eine freier Wildbretschütz“.
„Einmal im Jahr am Ende der Spielzeit treffen wir uns zu einer Brotzeit. Da wird Rückschau gehalten und neues Liedgut besprochen“, erzählt der Königshöfer Altbürgermeister. Die Besetzung wechsle von Auftritt zu Auftritt. Mal spielen 25 Leute mit, mal nur neun. Als Kümmerer sei er vor jedem Auftritt angespannt, denn er weiß nie, ob eine spielfähige Truppe zusammenkommt.
Doch für die „Musiktherapie“ der Promiband gibt es offenbar Bedarf bei Mitgliedern und Publikum, denn jeder der 57 Auftritte im vergangenen Jahr hat geklappt. Dabei waren anfangs nur elf geplant. Die Gruppe musizierte bei kleineren und größeren regionalen Festen, auf der Würzburger Landesgartenschau, beim Konzert in Vierzehnheiligen, ließ sich vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder dirigieren und freut sich, dass sie auf Youtube inzwischen weltweit zu hören ist, nachdem ein hessischer Filmer auf sie aufmerksam geworden ist.
Jürgen Heusinger, der Bürgermeister von Sulzfeld im Grabfeld, der die Promiband für den Förderpreis der Aktion „Zeichen setzen“ vorschlug, findet, dass ohne die Musikgruppe mit dem Motto „Spaß haben für einen guten Zweck“ vieles im gesellschaftlichen und sozialen Bereich der Region fehlen würde.