Keine Frage, Harry Potter wird immer noch eifrig gelesen und das quer durch alle Altersstufen. Darüber staunte sogar Deutschlehrerin Sabine Balling, die anlässlich des bundesweiten Vorlesetages und des Lesefördertages im Gymnasium eine gute Idee in die Tat umsetzte: Alle Schüler sollen das Cover ihres Lieblingsbuches kopieren und es mit einer Begründung an eine Wäscheleine in der Aula hängen. Ziel ist es eine 150 Meter lange Leine zusammenzustellen und das Lesen in den Fokus zu rücken. Die unterschiedlichen Farben der Wäscheklammern stehen dabei für die einzelnen Jahrgangsstufen.
"Bei uns wird Leseförderung mit allen Facetten großgeschrieben", sagt Schulleiter Wolfgang Klose. Die Pädagogen sind sich darüber einig, dass frühes Vorlesen und Erzählen, das dann in das Selbstlesen mündet, die sprachliche Entwicklung von Kindern enorm fördert, die Fantasie anregt, Sicherheit im Sprachgebrauch und in der Rechtschreibung vermittelt. Wer einmal gelernt hat, das "Kopfkino" zu aktivieren, will gute Bücher nicht mehr missen, sie werden zu lebenslangen Begleitern.
YouTube-Videos haben bei der Buchauswahl einen großen Einfluss
Die Frage ist: Lesen die Jugendlichen, die zur "Bildschirmgeneration" gehören, überhaupt noch Bücher neben der üblichen Schullektüre? Das Ergebnis der Bücheraktion im Gymnasium beantwortet das mit einem klaren Ja. Auch eine Zufallsumfrage bei Schülern der 7b ergab ein positives Bild. Leon Kern zum Beispiel bezeichnet sich als "Leseratte". Wenn er einen Harry-Potter-Band vor sich hat, reicht die Lektüre allerdings für mehrere Wochen. Hannah Gerstner hat bereits alle Potter-Teile gelesen, manche auch zweimal, weil sie so spannend sind. Das Leseverhalten hängt auch davon ab, wie viel Freizeit nach den Hausaufgaben übrig bleibt, war mehrfach zu hören.
Einen aktuellen Aspekt bringt Bastian Benkert ins Gespräch mit ein: Er ist auf sein Lieblingsbuch über ein YouTube-Video gestoßen. "Die Schmahamas-Verschwörung" sei sehr spannend und deshalb zu Recht auf der Spiegel-Bestsellerliste auf Platz eins, meint er. Der Inhalt entstand in Anlehnung an das Videospiel "Minecraft", der Autor ist ein YouTuber. Marlin Hiltel ergänzt, dass die YouTuber inzwischen einen großen Einfluss auf die Auswahl haben, sie stellen Bücher vor und die Zuschauer denken: "Das ist cool, das kauf' ich mir". Die Buchhändler profitieren auch davon.

Wäscheleine bringt die Schüler ins Gespräch über Bücher
Obwohl die Wäscheleine noch nicht ganz vollständig ist, hat Lehrerin Balling schon beobachten können, wie Schüler aus ganz unterschiedlichen Klassen durch die Aktion ins Gespräch kommen. Sätze wie "Das habe ich auch schon gelesen" oder "Ist das spannend? Das könnte ich mir auch einmal besorgen" fallen häufiger. Anregungen nehmen die Schüler mit nach Hause und auch die Aufgabe, die die Deutschlehrerin der Klasse 7b stellte, sich drei Bücher auszusuchen, die sie in den Weihnachtsferien lesen wollen, wurde aufgrund der vielfachen Anregungen schnell erledigt.
Interessant waren die außergewöhnlichen Bücher, darunter Asterix auf fränkisch, Sachbücher wie "Der Ernährungswahn" und sogar der Duden. Begründung für das Nachschlagewerk: Der Schüler möchte die Sprache noch besser lernen und sicher im Gebrauch werden.
