Um es vorwegzunehmen: Das allseits beherrschende Thema dieser Tage war auch an diesem Donnerstagabend in der Aula des Gymnasiums präsent: Deutlich weniger Besucher als üblich, Bestuhlung mit viel Zwischenraum, weder Getränke noch Häppchen für die Zuschauer, keine Pause.
Das waren die Auflagen, damit die Premiere des Theaterstücks „Blut ist im Schuh“, eine Eigenproduktion der Mittel- und Oberstufentheatergruppe des Gymnasiums Bad Königshofen, überhaupt stattfinden durfte, erklärte Frank Gleichmann, der stellvertretende Schulleiter des Gymnasiums, den Besuchern. Und er fügte hinzu, dass es ohnehin fast wie ein Krimi gewesen sei, ob es nun klappen würde mit der Aufführung oder ob doch alles dem Virus zum Opfer fallen würde.
Mord nimmt seinen Lauf
Einen „ Grimmi“ hatte die Theatergruppe in Aussicht gestellt und natürlich ahnte der Zuschauer, dass es sich um ein Wortspiel im doppelten Sinne handelte. Paten standen die Brüder Grimm mit ihrem Märchen vom Aschenputtel einerseits, andererseits sollte es auch ein „Krimi“ werden, so wie man ihn vom abendlichen Fernsehprogramm kennt.
Mit einem Mord, der auf einer Leinwand im Hintergrund der Bühne nur schemenhaft zu sehen ist, nimmt die Geschichte ihren Lauf. Schattenhaft zeigen sich zwei Figuren, ein Messer wird gezückt, ein lauter Schrei ertönt. Der krimierfahrene Zuschauer weiß, hier hat sich eine Bluttat ereignet. Was dann folgte, war fast wie echte Polizeiarbeit.
Auch Corona spielt eine Rolle
Zwei Kommissarinnen (Julia Hartmann und Nele Koch) führen die Verhöre. Da ist zum einen Ella (Mia Wanzura), die Tochter der Ermordeten, zum zweiten die Nachbarin Steffi (Emma Karasch) und ihre Töchter (Mona Benkert und Amina Dedaeva). Auch Vinzenz, der Freund Ellas (Korbinian Mertten), spielt eine Rolle. Aber ist er wirklich so ahnungslos, wie er vorgibt zu sein oder hat er aufgrund seiner etwas zwielichtigen Vergangenheit doch etwas zu verbergen?
In schnellen Szenenwechseln ermitteln die beiden Kommissarinnen, stellen Fragen, rekonstruieren den Tathergang, geraten sich wegen ihrer unterschiedlichen Methoden auch in die Haare. Und dann spielt natürlich auch Corona eine Rolle. Ellas Vater, der durchaus als Tatverdächtiger in Frage käme, hat ein hieb-und stichfestes Alibi: Er sitzt wegen des Virus in Indonesien in Quarantäne, kann es also nicht gewesen sein.
Mordopfer wird in den Tatablauf einbezogen
Aber was ist mit der freundlichen Nachbarin und ihren Töchtern, die die arme Ella ganz wie die bösen Schwestern im Grimm'schen Aschenputtel malträtieren? Und wie soll man die freundlichen Avancen der Kommissarin an die arme Ella interpretieren? Das sind nur einige der Fragen, die die Zuhörer vor Rätsel stellen.

Geschickt wird auch das Mordopfer in den Ablauf miteinbezogen: Dichte Rauchschwaden deuten an, dass sie, die Ermordete (Johanna Dubbins), der trauernden Tochter als Geist erscheinen darf. Und als dann das „corpus delicti“, der blutige Schuh, endlich den wahren Täter verrät, kommt es zu einem zweiten Mord.
Es bleibt also spannend bis zum Schluss, einen Bezug zur aktuellen Schulsituation gibt es natürlich auch: Ella, die bösen Schwestern und Vinzenz stehen unter Abitur-Stress. Temporeich ist die Inszenierung, die minimale Bühnenausstattung erleichtert die Szenenwechsel. Die neue Version von Grimms Aschenputtel entstand in gemeinsamer Arbeit der Schauspieler mit Oberstudienrätin Miriam Schulz, die auch Regie führte. Im Hintergrund wirkten Amelie Derleder als Souffleuse, Gabriel Erhardt, Lukas Morawe, Josef Seelmann und Linus Türk in der Technik. Wer nun der Mörder war, wird hier natürlich nicht verraten.