Heinz Ratz steht mit seiner Band Strom & Wasser auf der Bühne des Juze Bad Neustadt und singt gegen den Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft an. Die Stimmung ist gelöst, trotz der politischen Texte. Der Raum vor der Bühne ist gut gefüllt, es wird getanzt. Es scheint, man hört ihm hier gerne zu, dem sogenannten "ska-punk-polka-randfiguren-rock".
Mit seiner Band und dem von Ratz mitbegründeten "Büro für Offensivkultur" hat er sich zum Ziel gesetzt, in 100 Städten aufzutreten und dabei eine Millionen Euro zu sammeln. Mit diesem Betrag möchten sie Jugendzentren und andere kulturelle Einrichtungen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg unterstützen. Am Freitag ist in Bad Neustadt ein weiterer kleiner Schritt in diese Richtung getan worden. Den ganzen Abend über wurden Spenden gesammelt und auch Anni Buhl vom "Büro für Offensivkultur" fand, dass der Abend sehr gelungen war und sie freute sich über die große Resonanz. Sie merkte zudem an, dass selten von kommunaler Seite so viel finanzielle Unterstützung beigesteuert wird. Mitgetragen wurde das Projekt von Landrat Thomas Habermann und der zweiten Bürgermeisterin von Bad Neustadt, Rita Rösch.
Gemeinsam gegen rechts stark machen
Rösch war der Ansicht, dass man sich gemeinsam gegen rechts stark machen müsse und sah das breite Interesse, verteilt über alle Altersgruppen, gerne. Sie plädierte für eine gemeinsame Haltung der demokratischen Parteien gegen rechtes Gedankengut, sah aber auch die Schwierigkeiten einer solchen Einigung "Es gibt im Leben kein schwarz und weiß, irgendwo ist alles ein Stück Kompromiss".

Juliane Göppner, stellvertretende Vorsitzende der "initiative for music and youth culture e.V"., erweiterte die Debatte mit persönlichen Erfahrungen mit Rassismus in der Gesellschaft. Bei der Arbeit mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen habe sie schon bemerkt, wie sehr Rassismus offen gezeigt wird, und die Grenze zum gesellschaftlichen Mainstream immer mehr verschwimmt.
Auf der Bühne sang Heinz Ratz derweil von "Limousinenköpfen". In diesem Song kritisierte er die Vereinnahmung des Slogans "Wir sind das Volk" durch rechte Gruppierungen. "Meine Welt ist deine Welt und deswegen ist gut, wenn man zusammenhält" dichtet er im Lied "Disco International" und drückt damit aus, wie er über die Welt denkt, indem er die deutsche Nationalhymne umschreibt.
Probleme in der Gesellschaft wurden aufgezeigt
Heinz Ratz griff kräftig in den Bass und fand klare Worte, mit denen er auf die Probleme in unserer Gesellschaft zeigte. Die Message wurde mitgetragen von seinen Kollegen an Keyboard, Gitarre und Schlagzeug. Während eines Lieds wurde eine Djembe, eine Trommel, herumgereicht um im Publikum Spenden zu sammeln.
Da das Juze ein gemeinnütziger Verein ist, wären Events wie dieses ohne Helfer nicht möglich. Vorsitzender Marcel Schäfer dankte allen Unterstützern der Veranstaltung und des Jugendzentrums im Allgemeinem. Man sieht sich hier aber auch als privilegiert an, anderen Jugendeinrichtungen durch das Unterstützen des Projekts "1 Millionen Euro gegen Rechts" helfen zu können. Hierfür kam an diesem Abend eine Spendensumme von 743,82 Euro zusammen.
Schäfer betonte zudem, dass neue Helfer immer willkommen sind. Das Juze sei bunt und vielfältig und damit es das auch bleibe, sind neue Gesichter gerne gesehen. Interessenten können einfach vorbeikommen. Voraussetzungen gibt es keine, technisches Know-How ist nicht zwingend erforderlich. Dieses bunte Miteinander bereichert auch, da sind sich Juliane Göppner und Marcel Schäfer einig.