Im innerdeutschen Zugverkehr wird die Strecke Erfurt - Schweinfurt als "bedeutende Regionalstrecke" geführt. Das wird auch anhand der Ausbaupläne deutlich, die die Bahn AG für diesen Streckenabschnitt in der Schublade hat: Zum zehnten Jahrestag des Lückenschlusses verkündete Gerold Brehm, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für den Freistaat Thüringen, dass "die Strecke Schweinfurt - Erfurt in den nächsten Jahren für Neigetechnik ausgebaut wird", und zwar soll dies bis 2006 Zug um Zug, um in der Bahnsprache zu bleiben, geschehen.
Keine Frage, die Pendolino-Züge der Baureihe VT 612 werden mehr Fahrkomfort bieten und die Reisezeit um einiges verkürzen. Konkret: Weniger als zwei Stunden soll dann die Zugfahrt von Schweinfurt nach Erfurt dauern, die Geschwindigkeit der Züge wird sich von derzeit 100 km/h auf 160 km/h erhöhen.
Mit dem Lückenschluss der Bahnlinie Schweinfurt - Erfurt, der ersten bayerischen Bahnverbindung ins Gebiet der neuen Bundesländer, habe die große Politik signalisiert, dass die Zusammenführung auch auf dem Wege der Schienen erfolge. Für Landrat Dr. Fritz Steigerwald das Signal für diese Region - als ehemaliges Zonenrandgebiet nun in die Mitte Deutschlands gerückt -, "somit auch wirtschaftspolitisch eingebunden zu werden. Die Mitte wird wirtschaftlich ausgestaltet".
Freilich habe man vor zehn Jahren nicht geglaubt, dass es so lange dauern wird, bis leistungsfähige Verbindungen geschaffen werden, wie dies mit dem Einsatz der Pendolino-Züge erreicht werde, so der Landrat mit Blick auf den Ausbau der Strecke für die so genannten Neitech-Züge bis 2006. Dr. Steigerwald: "Wir sind dankbar und froh, dass wir diese Zugverbindung haben, die im Stundentakt 16 mal am Tag verkehrt."
Im Eilzugtempo hatten 1990 und 1991 sowohl Bundes- wie auch Reichsbahn den Lückenschluss forciert. Denn noch im Dezember 1989 - also schon sechs Wochen nach der Wende - hatte die Bundesbahndirektion Nürnberg eine Wiederherstellung dieser Strecke vorgeschlagen. Planer, Bautrupps und Finanzexperten waren sich denn auch der Bedeutung der Strecke bewusst: Die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Reichsbahn investierten damals rund 65 Millionen Mark, um die fehlenden elf Kilometer Gleise zwischen Mellrichstadt und Rentwertshausen einschließlich der damals modernsten Leit- und Sicherungstechnik wieder zu installieren. Im Zuge des Streckenausbaus wurden zwei Brückenbauwerke saniert und sechs Brücken neu gebaut.
Der zweigleisige Ausbau dieser Strecke steht in den Sternen. Während in Thüringen diese Ausbaustufe mit eingeplant ist, scheint auf bayerischer Seite die Schiene eingleisig festgefahren zu sein. Für die Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt so nicht akzeptabel, die im Oktober 1991 den Lückenschluss der Bahnlinie Schweinfurt-Meiningen als "bescheidenes regionales Trostpflaster" darstellte. Begründung der IHK-Experten: Ohne zweigleisige Strecke und ohne Elektrifizierung werde es der Bahn nicht gelingen, ein konkurrenzfähiges Angebot auf die Beine zu stellen.
Die Antwort des damaligen Bahnchefs Heinz Dürr zu Beginn des Jahres 1992 aber ließ keine derartige Hoffnungen keimen: Nach seiner Meinung sei ein zweigleisiger Ausbau und die Elektrifizierung der Strecker Schweinfurt-Meiningen weder aus Kapazitätsgründen erforderlich, noch wirtschaftlich zu vertreten. Auch MdB Eduard Lintner reduzierte seine Forderung an die Bahnstrecke Schweinfurt-Meiningen darauf, dass "die Strecke eine regionale Erschließungsfunktion bekommt".
"Wir wollen kein Bundesbähnchen Rentwertshausen-Mellrichstadt, wir wollen einen richtigen Regionalverkehr mit einem Pendolinozug." Der Wunsch von Dr. Franz Vogt, der sich als unterfränkischer Regierungspräsident im April 1992 für die Strecke Schweinfurt-Meiningen stark gemacht hatte, wird sich doch noch erfüllen. Auch wenn es mit den Neitech-Zügen noch ein bißchen dauert, bis 2006.