Ohne Cilli Pigors Wirken wären die Rhöner nicht so stolz auf ihre Mundart, wie sie es heute sind. Als Kreisheimatpflegerin hat Cilli Pigor viele Jahre lang den Rhöner Dialekt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Jetzt wurde der Unslebenerin (Lkr. Rhön-Grabfeld) eine große Ehre zuteil: Sie wurde von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit dem Dialektpreis Bayern ausgezeichnet.
Dialekt hat immer noch ein Imageproblem – und das gilt es zu ändern. Das war eine der zentralen Aussagen am Abend der Verleihung des Bayerischen Dialektpreises. „Dialekt macht intelligent und schlau. Das haben wir Bayern immer schon gewusst“, sagte Söder in seiner Festansprache.
Selbstbewusstsein für heimischen Dialekt geschärft
Zehn verdiente Persönlichkeiten, darunter Starkabarettistin Monika Gruber, wurden bei einem Festakt mit dem diesjährigen Dialektpreis Bayern ausgezeichnet. Eine der Ausgezeichneten ist Cilli Pigor. Ihr erstes Theaterstück in Rhöner Mundart hat sie 1984 geschrieben. Der Erfolg nach der Premiere gab ihr Recht.
Es folgten weitere Theaterstücke, Textbeiträge in Mundart und eine ungezählte Menge an Glossen, die sie in lokalen Medien veröffentlichte. Ohne Zweifel haben die Rhöner ihr Selbstbewusstsein für den heimischen Dialekt durch Cilli Pigors Wirken nachhaltig geschärft. Ihre „Kolenner“ (Kalender) sowie ihre Glossen nach dem Motto „Do hömmersch“ sind bis heute stilprägend.
„Mundwerk der Rhön“
„Ich spreche doch gar nicht die Rhöner Mundart, ich kann doch nur den Leutershäuser Dialekt“, betont Cilli Pigor immer wieder. Ihren Lesern und Zuhörern ist das herzlich egal. Als die frühere Kreisheimatpflegerin 2005 mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet wurde, bezeichnete sie der damalige Landtagspräsident Johann Böhm charmant-ironisch als das „Mundwerk der Rhön“.
„Als das Finanzministerium angerufen hat, habe ich mich schon gewundert“, sagte Cilli Pigor am Tag nach der Preisverleihung. Doch nicht Steuerfragen waren Grund des Telefonats, sondern die angedachte Auszeichnung mit dem Dialektpreis Bayern. Entgegennehmen konnte Cilli Pigor den Preis aber nicht persönlich, aus gesundheitlichen Gründen.
Rhöner Verbalkonstruktionen
Sie schickte stattdessen ihre Tochter Gertrud zur Preisverleihung und ließ diese als Dank für die Auszeichnung Rhöner Verbalkonstruktionen wie „Ich hab die Schuh müss lass repariern“ oder Wortbildungen wie „die Kuh schnappt“ (hinkt) zur Freude des Publikums erklären.
„Unsere Sprache und unsere Dialekte sind identitätsstiftend und Fundament und Ausdruck unserer Werte und Traditionen“, stellte Söder im Rahmen der Verleihung fest. „Bayerns Dialekte sind Sinnbild für Verbundenheit, vermitteln Heimatgefühl und sind verbales Aushängeschild der bayerischen Regionen. Die Preisträger tragen maßgeblich dazu bei, die regionale Vielfalt der heimischen Dialekte zu pflegen und für die kommenden Generationen zu erhalten“, so der Ministerpräsident weiter.
Von der Vielfalt bayerischer Dialekte
Doch nicht nur die Wertschätzung von Dialekt an sich stand an diesem Abend im Fokus, sondern die Würdigung der Vielfalt bayerischer Dialekte. Diese spiegelte sich auch bei den Preisträgern wider, die aus acht Regionen Bayerns – dem Allgäu, der Oberpfalz, Oberbayern, Niederbayern, Mittelfranken, Unterfranken, Oberfranken und Schwaben – kommen.
Insgesamt zehn Personen und Projekte erhielten die Auszeichnung für herausragende Verdienste um den Bereich Dialektpflege und Dialektologie aus den Händen des Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, Kunstministerin Prof. Dr. Marion Kiechle und Heimatminister Albert Füracker.
Gelebte Heimatverbundenheit
Marion Kiechle betonte: „Mit ihrem künstlerischen Schaffen, ihrer wissenschaftlichen Arbeit und in ihren Projekten pflegen die Preisträger aktiv den Dialekt in seinen regionalen Ausprägungen und tragen erheblich zum positiven Image der Heimatsprache bei. Mundart ist gelebte Heimatverbundenheit und bereichert die Kulturlandschaft in unserem Freistaat.“ Albert Füracker sagte: „Unsere Preisträger verknüpfen in ihrer täglichen Arbeit die Tradition mit der Moderne und bereichern durch ihr Schaffen und ihre Projekte unsere Kultur nachhaltig.
Sie zeigen eindrücklich, dass Mundart und ihre Pflege nach wie vor einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft im Freistaat genießen. Durch diese gemeinsame Tradition entsteht das einzigartige bayerische Lebensgefühl.“ Für jeden Regierungsbezirk ist grundsätzlich eine eigene Auszeichnung vorgesehen. Zudem wurden zwei Sonderpreise durch Ministerpräsident Söder verliehen.
Folgende Preisträger wurden ebenfalls mit dem „Dialektpreis Bayern 2018“ ausgezeichnet: Der Sonderpreis des Ministerpräsidenten geht an Kabarettistin Monika Gruber, der Sonderpreis von Staatsministerin Marion Kiechle und Staatsminister Albert Füracker an die Couplet-Arterhaltungs-Gesellschaft (Couplet-AG).
Den Dialektpreis erhielten neben Cilli Pigor auch das „A'(lb)Traumpaar“ Sigrid Kraus und Walter Sirch aus dem Allgäu, der „harte“ Bayern-Rapper BBou alias Michael Honig, Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater aus Oberbayern, Professor Dr. Alfred Klepsch aus Mittelfranken, das LSK Theater Mainburg e.V. aus Niederbayern, Bertram Popp, Leiter des Oberfränkischen Bauernhofmuseums Kleinlosnitz sowie Mundartautor Alois Sailer aus Nord- und Mittelschwaben.