Bulldogs mit voll beladenen Anhängern stehen auf der Straße und warten, dass sie ihre Ernte abliefern können – ein gewohntes Bild im Hochsommer in der Römershager Straße. In diesem Sommer werden die Landwirte aus dem Altlandkreis Bad Brückenau zum letzten Mal dort vor der Baywa anstehen, denn die Agrarabteilung schließt.
Wie Maria Crusius, Pressereferentin der Baywa-Zentrale München bestätigt, ist die Schließung der Brückenauer Agrarabteilung zum 30.September, geplant. Die Baywa hat in der Kurstadt zwei Standorte, in der Bahnhofstraße der Bereich Energie und Technik mit einer Tankstelle und in der Römershager Straße die Bereiche Agrar und Baustoffe.
Als Grund für die Schließung der Agrarabteilung nannte Crusius die „Größe und das Alter des Standortes“. Es sei ein kleiner und älterer Betrieb mit Sanierungsbedarf. Eine Sanierung betrachtet die Baywa aber als unwirtschaftlich.
Investitionen würden sich nicht rechnen im Hinblick auf den Strukturwandel in der Landwirtschaft, in der immer mehr Bauern Betriebe aufgeben. Eine Überraschung war die Schließung daher nicht, so ein Baywa-Mitarbeiter. Es sei abzusehen gewesen, dass die Brückenauer Agrarabteilung aufgegeben wird.
Fast bis zum Anschlag sind die Hallen derzeit voll mit Getreide. 1600 bis 1700 Tonnen Weizen, Gerste, Hafer, Roggen und Triticale, einer Weizen-Roggen-Kreuzung, bringen die Landwirte jährlich zur Baywa. In den beiden Brückenauer Silos können je 200 Tonnen gelagert werden. Weitere Lieferungen werden auf sechs Boxen verteilt, die ein Fassungsvermögen von je 100 Tonnen haben. Maria Crusius betont, dass nur der Agrarbereich geschlossen wird, die anderen Geschäftsfelder der Baywa bleiben bestehen. Von der Schließung der Abteilung seien drei Mitarbeiter betroffen, die aber nicht entlassen werden, wie die Pressereferentin betont. „Für jeden Mitarbeiter wird eine individuelle Lösung, beispielsweise Altersteilzeit, gefunden.“
„Die gesamte Herbstabwicklung findet noch in Bad Brückenau statt“, erklärt Crusius. Das bedeutet, dass die Landwirte aus der Region die diesjährige Ernte noch in die Römershager Straße abliefern können. Auch das Saatgut fürs nächste Frühjahr, das jetzt schon bestellt ist, erhalten die Bauern noch in der dortigen Baywa-Niederlassung, selbst wenn die Agrarabteilung dann schon geschlossen ist.
Alls künftige Ablieferstellen für die Landwirte nennt Crusius Hammelburg oder Bad Neustadt. „Hammelburg ist moderner, größer und besser. Auch die Beratung ist dort kompetent durchführbar.“ Um die Bauern zu halten, will die Baywa sie von Außendienstmitarbeiter betreuen lassen. Zudem bekommen sie Ware auf den Hof geliefert.
Seit den frühen 1980er Jahren ist die Baywa mit Baustoffen und der Agrarabteilung in der Römershager Straße vertreten. Baywa-Pressereferentin Maria Crusius hält sich bedeckt, was mit den nicht mehr benötigten Flächen passieren wird: „Es ist noch nichts endgültig entschieden.“