Joe Cockers „Unchain my heart“ dringt gedämpft aus dem schmucken Haus in der Burgwallbacher Idylle. In einem kleinen Zimmer drängen sich sechs Musiker zur Bandprobe. Sie üben für die „Wilde 60er Party Part II und die bunten 70er“ am Samstag, 3. November, in der Stadthalle. Der Dame und den fünf Herren von medRock macht die Sache sichtlich Spaß.
Bernd Leineweber setzt seine Brille ab, den Cocker-Text kann er längst auswendig, Gestik und Stimme holen die rauchige Rocklegende geradezu nach Burgwallbach in den mit Polstern schallgedämmten Raum. „Die Liebe zur Musik hat uns damals am Rhön-Klinikum zusammengebracht“, erzählt der Arzt, der sich vor seinem Medizinstudium in Hannover der Musik und Kunst gewidmet und gar eine Ausbildung als Opernsänger begonnen hatte. Mit Rainer Schamberger (Schlagzeug) zählt er zu den Gründungsmitgliedern der Mediziner-Band, die der verstorbene Steffen Fröhner initiiert hatte.
Leinewebers Gesang ist im Rhön-Klinikum geradezu legendär. „Wenn's mal zu stressig wurde bei der Arbeit, hab ich den Druck immer weggesungen“, erzählt er. Das habe ein Student mal auf dem Handy aufgenommen und Fröhner vorgespielt, der just eine Stimme für sein Band-Projekt suchte. Prompt war er gebongt für medRock. Dieser Name erklärt sich schnell aus dem Arbeitsumfeld der Mitglieder, denn bis auf den Gitarristen Jörg Walden – er ist Jurist – sind auch die aktuellen Mitglieder alle am Rhön-Klinikum beschäftigt. Andererseits spiegelt der Name auch das Band-Repertoire wider, zu dem in Anspielung auf Cockers legendären Band Mad Dogs Stücke der 60/70/80-er Jahren mit Rock und Blues zählen.
Echte Auszeichnung
Bei einem Auftritt im Rahmen des Bad Neustädter Marktplatzsommers („Das war unser musikalisches Highlight bisher“, Leineweber) haben sie sich offensichtlich so in Peter Volkheimers geschultes Ohr gespielt, dass er sich nun ihrer erinnerte. „Für uns ist das eine echte Auszeichnung“, bestätigt Klaus Demling (Keyboard). Der Bad Neustädter zählt mit Sängerin Uli Haßelbacher, die auch Geige spielt, noch zur Kirchenband Auftakt. „Bei medRock können wir unsere rockige Ader pulsieren lassen!“ Michael Beck, der als gebürtiger Burgläuerer schon mit Rhöner-Bluat-Urgestein Christian „Zinnus“ Zinn und mit der Deutschrock-Gruppe „Placebo“ auf der Bühne stand, sorgt für den Bass in der Formation. Richter Jörg Walden, er kommt eigentlich vom akustischen Fach, hat die Leadgitarre übernommen. Als Gitarren-Duo Etzel & Walden hat er schon den Bildhäuser Hof gefüllt.
Am Schlagzeug ganz in die Ecke gedrängt im Proberaum sitzt Rainer Schamberger. Der Chef-Kardiologe am Bad Kissinger Eli ist erst vor kurzem von Mühlbach in den Nachbarlandkreis gezogen. „Wir freuen uns, dass wir mit den anderen Bands bei dieser Party spielen dürfen.“ Gerade was das technische Equipment betrifft, habe Volkheimer für das Allerfeinste gesorgt, freut er sich. Der Drummer weiß, wovon er spricht. Mit seiner Band Scrunch aus Kitzingen hatte er in den 80-er Jahren gar eine Schallplatte gepresst in einer 500er Auflage. Erst unlängst hatte ein Schweizer Sammler bei ihm angefragt, ob er noch ein Exemplar von „Three minutes left“ bekommen könne. Schamberger schenkte ihm sein letztes Stück. Als er dann auf Anraten seiner Tochter googelte, was die Platte mittlerweile wert ist, standen für ihn überraschende 160 Euro zu Buche.
Auch seinem damals nach dem letzten Auftritt von Scrunch direkt von der Bühne verkauften Schlagzeug trauert er noch nach: „Ein Fehler, wie sich später herausstellte“, gibt er zu. Nach langen Jahren der Abstinenz nennt er aber wieder ein Schlagzeug sein eigen – und wuchtig gibt den Beat vor für die Rock- und Bluesnummern von medRock.
Kartenvorverkauf für die „Wilde 60er Party Part II und die bunten 70er“ am Samstag, 3. November, in der Bad Neustädter Stadthalle startet am Donnerstag, 4. Oktober, in den MP-Geschäftsstellen in Bad Neustadt, Bad Königshofen und Mellrichstadt sowie bei Lotto Arnold in Bad Neustadt.