Für die Idee, einen Waldfriedhof im Fladunger Stadtforst einzurichten, versucht Bestattungsunternehmer Harald Lieder, der als Ortssprecher von Brüchs im Stadtrat fungiert, schon seit Längerem seine Ratskollegen zu gewinnen. Zur jüngsten Sitzung lag nun ein Antrag von ihm zur Ausweisung solch einer letzten Ruhestätte auf dem Ratstisch. Vorgesehen hat Lieder ein Areal im Bereich des „Hohen Kreuzes“ im Waldgebiet bei Brüchs.
Lieder führte eine steigende Nachfrage nach naturnahen Bestattungen, insbesondere nach Beisetzungen in Waldfriedhöfen, und den Umstand, dass es in der Umgebung bislang keine derartige Bestattungsstätte gibt, als Beweggründe an. Nach seinen Vorstellungen könnte die Stadt als Betreiber fungieren, er selbst würde die Verwaltung übernehmen.
Lieder sieht für die Stadt langfristig ein gutes Geschäftspotenzial und machte dazu eine Beispielrechnung auf: Würde man auf einem Hektar 30 Bäume mit jeweils zehn Urnenplätzen ausweisen, könnte das 210 000 Euro an Einnahmen für die Stadt bedeuten, wenn man pro Urnenplatz die Liegegebühr mit 700 Euro bemisst. Wie Lieder anmerkte, rechnet er nach seiner Erfahrung mit etwa zehn Waldbestattungen im Jahr.
Bürgermeister Robert Müller und VG-Geschäftsstellenleiter Conny Schmuck verwiesen auf den nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand und insbesondere auf die Kosten eines solchen Vorhabens. So wären als Voraussetzung schon einmal ein Flächennutzungsplan und ein Bebauungsplan erforderlich und das Areal müsste als Waldfriedhof gewidmet werden. Das Gebiet müsste eingefriedet werden, über ein gutes Wegenetz, einen Besucher-Parkplatz und eine Anbindung an das öffentliche Straßennetz verfügen. Die erhöhte Verkehrssicherungspflicht wäre eine große Verantwortung und ein Kostenfaktor für die Stadt – sie müsste regelmäßig sicherstellen, dass vom Baumbestand keine Gefahren für die Waldfriedhof-Besucher ausgeht, so Müller.
Kostenmäßig würde sich für die Gemeinde auch negativ auswirken, dass das Areal aus der Bewirtschaftung herausfiele und keine Holzerträge mehr möglich wären. Müller bezweifelt, dass ein Waldfriedhof bei Brüchs tatsächlich so rege angenommen würde wie beispielsweise der Friedwald im hessischen Zeitlofs. „Wir haben hier nun einmal keine Ballungsräume wie Frankfurt oder Offenbach als Einzugsgebiet“, machte Müller deutlich.
Die Bedenken wurden im Gremium vor allem hinsichtlich der möglichen Kosten geteilt, es zeigte sich aber auch, dass man nicht grundsätzlich gegen ein derartiges Vorhaben ist. Wie Conny Schmuck anregte, könnte man sich Gedanken darüber machen, ob die Stadt nur die Fläche zur Verfügung stellt und das Unternehmen Lieder den Betrieb und damit auch den Unterhalt und die Sicherungspflicht übernimmt.
Die Bürgervertreter kamen überein, dass die Verwaltung die Ausgaben, welche der Stadt im Vorfeld für die Schaffung eines Waldfriedhofs entstehen würden, sowie die laufenden Betriebskosten ermitteln soll und der Stadtrat bei einer Waldbegehung mit Förster Georg Grief mögliche Flächen in Augenschein nimmt.