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"Beispielhaft für die gesamte Diözese"

Bad Königshofen

"Beispielhaft für die gesamte Diözese"

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    Bad Königshofen (HF) Als vorbildlich bezeichnet Thomas Wehner, Mitarbeiter des Diözesanpfarrarchivs in Würzburg, das neugeordnete Pfarrarchiv in Bad Königshofen. Wehner betreut insgesamt 626 Pfarrarchive und hat dabei schon so manches "blaue Wunder" erlebt.

    Mit Hilfe des pensionierten Lehrers Gustav Tschochner ist es nach jahrelangen Bemühungen endlich gelungen das Pfarrarchiv von Bad Königshofen, das im Dachgeschoss des Pfarrhauses ein Dornröschendasein fristete, komplett neu zu ordnen. Tschochner stieß dabei auf so manche Rarität, unter anderem auf die Geschichte eines Pfarrers, dem die Königshöfer um 1830 schwer zugesetzt haben müssen: "Oh, was hab ich ausgestanden, so lange ich hier bin. Wie wird es meinem Nachfolger gehen, bei einer Sorte von Menschen. Ich, ein Mann, der niemanden Leids getan, als dass ich mein Brot und Gebühr verlangte und meine Base ein unschuldiges Mädchen. Die Unschuld musste fort und der Teufel blieb hier und ich in Jammer und Kummer versetzt, als 70jähriger Mann. Dies Leiden mag mein Fegefeuer sein. Der Herr vergebe Ihnen und mir."

    Diese Zeilen findet man in einem Schreiben, dass Pfarrer Gays vor 175 Jahren aufgesetzt hat. Außerdem erfährt man, dass die Bürger Steine ins Pfarrhausfenster warfen, Bettlaken stahlen und der Köchin des Geistlichen 300 Mark entwendeten. Es muss für den Geistlichen und seine Nichte, die er als Haushälterin mitgebracht hatte, eine schlimme Zeit gewesen sein. Die Königshofener munkelten damals, die junge Frau könnte mehr als nur ein Hausmädchen sein. Sie ruhten nicht eher, bis der Pfarrer die Nichte entliess.

    "Ein vorbildliches Pfarrarchiv"

    Thomas Wehner vom Diözesanarchiv Würzburg

    Noch nicht einmal der damalige Bürgermeister stand hinter dem Stadtpfarrer. Es war übrigens die einzige negative Nachricht, auf die Gustav Tschochner bei seinen Recherchen stieß. Mit den anderen Pfarrherren scheinen die Bürger von Königshofen keine Probleme gehabt zu haben.

    "Das Bad Königshöfer Pfarrarchiv ist super geordnet, es ist quasi der Idealfall und beispielhaft für die Diözese," lobt Thomas Wehner das Engagement von Stadtpfarrer Linus Eizenhöfer und vor allem die Arbeit von Gustav Tschochner. Vor allem Für Kreisarchivpfleger Reinhold Albert aus Sternberg war und ist das Pfarrarchiv eine wahre Fundgrube bei der Erstellung von Chroniken. Auch Architekten und Ingenieure nehmen das Archiv in Anspruch, wenn es wieder einmal darum geht, eine Sanierung der Stadtpfarrkirche anzupacken.

    Gustav Tschochner musste sich bei der Neuordnung des Archivs immer wieder erst einlesen, denn so mancher Geistlicher hatte seine ganz besonderen "Schnörkel". Tschochner stieß auch auf mehrere Siegel, unter anderem auf das von Papst Sixtus und von Bischof von Scherenberg aus Würzburg.

    Das älteste Schriftstück? Gustav Tschochner muss nicht lange suchen, denn jetzt hat er alles nach Jahreszahlen geordnet in säurefesten Kartons und außerdem noch im Computer gespeichert. Es stammt aus dem Jahre 1452. In dem Papier geht es anscheinend um einen Streit zwischen der Bürgerschaft der Stadt und dem Pfarrherrn Kotze. Klar wird jedoch nicht, worum es in dem Streit genau ging, denn ein Teil des Briefes ist in den vergangenen Jahrhunderten abhanden gekommen.

    Jedenfalls ist das Bad Königshofener Pfarrarchiv nun wieder eine "aufgräumte" Fundgrube. Die Unterlagen sind in mehreren hundert Kartons geordnet, die entsprechend beschriftet sind, so dass die gesuchten Schriftstücke schnell gefunden werden können. Für seine große Arbeitsleistung gab es für Gustav Tschochner von Thomas Wehner neben lobenden Worten auch noch einen guten Tropfen Frankenwein.

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