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MELLRICHSTADT: Bembers findet den Papst klasse

MELLRICHSTADT

Bembers findet den Papst klasse

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    Zweigeteilt oder gar zwiespältig: Bembers, alias Romas Sörgel, teilte bei seinem Auftritt in Mellrichstadt sein Publikum in zwei Hälften. Die einen lieben ihn für seine vulgären Aussagen, die anderen sind angewidert vom Mittelfranken.
    Zweigeteilt oder gar zwiespältig: Bembers, alias Romas Sörgel, teilte bei seinem Auftritt in Mellrichstadt sein Publikum in zwei Hälften. Die einen lieben ihn für seine vulgären Aussagen, die anderen sind angewidert vom Mittelfranken. Foto: FOTO: Thomas Hälker

    Eigentlich heißt er Roman Sörgel und hat Grafikdesign studiert. Eigentlich ist Roman Sörgel mit Herzblut Musiker und eigentlich ist Roman Sörgel jemand, den man so schnell nicht wieder aus seinem Kopf bekommt. Doch bei Roman Sörgel ist alles ein wenig anders: sein Humor, seine Frisur und seine Sprache. Denn Roman Sörgel ist Bembers. Und Bembers ist so gar nicht der Durchschnittsfranke, den man sich landläufig so vorstellt. Es sei denn, er steht als Stand-up-Comedian auf der Bühne – wie dieses mal in Mellrichstadt.

    Bei ihm gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man liebt den Hünen aus Nürnberg, oder man lehnt ihn ab. Dazwischen liegt nichts, gar nichts. Bembers Künstlername ist von einer Windelfirma fränkisch abgeleitet. Er bedeutet: „Scheiß dich nicht ein!“ Genauso erklärt er es seinen Fans. Der eingefleischte Metall-Musiker lässt es auf der Bühne rocken, wie kaum ein anderer. Fäkalsprache ist Standard, Peinlichkeiten und Tabuthemen spricht er offen aus – wie ein beiläufiges Hallo. Wer sich im Vorfeld über den Frontmann der Comedyband und Rockband „Wassd scho? Bassd scho!“ nicht informiert hat, verlässt nach Fäkal-Verbalien auch schon mal den Saal. „Zwa sind schon gangn, a bissle Schwund hat ma immer!“, kommentiert das Bembers im Nürnberger Dialekt. Und bekommt johlenden Beifall in der Oskar-Herbig-Halle.

    Cholerische Schreianfälle oder sarkastisch-subjektive Beiträge über Politik, Wirtschaft und Klerus – Bemebers sagt das, was im stillen Kämmerlein gedacht, aber niemals ausgesprochen wird. Den neuen Papst findet er klasse. Er ist wie er. Auch ein Revoluzzer. Schließlich hat die Kirche nach 2000 Jahren festgestellt, dass man allen Menschen, auch Homosexuellen, Geschiedenen und Andersgläubigen mit Barmherzigkeit entgegentreten muss.„Der ist schon cool, der neue Papst“.

    Verstehen dagegen kann Bembers die Aufregung um die NSA, dem amerikanischen Nachrichtendienst so gar nicht. Er macht sich einen Spaß daraus, mit seinem Freund Hassan Spaßanrufe aufzuziehen und die NSA mit bösen Worten zu ärgern. Eine Bildtelefoneinblendung mit Hassan, alias Bembers mit Kufiya, einer Kopfbedeckung arabischer Männer, eröffnet einen Dialog im besten Mittelfränkisch, die von Bombenstimmung über Terror bis hin zu den schrillsten Wortspielen in Fränkisch-Amerikanisch alles bereit hält, was die NSA auf die Palme bringt. Dazu blinkt jedes Mal der Bildschirm rot auf, wenn die NSA ein zensiertes Wort registriert. Also fast immer.

    Bembers nennt sich tolerant, mag aber keine Holländer oder Chinesen oder Liegerad-Fahrradfahrer. Um gegen seine Schreianfälle anzugehen, besucht Bembers Selbsthilfegruppen. Selbstfindung in der Natur, bei einem römisch-katholischen Töpferkurs und in allen Gesellschaftsschichten – Bembers hat alles versucht, sich als Franke anzupassen.

    Bembers teilt das Publikum in zwei Hälften. Die einen, die jederzeit wieder Geld für den fränkischen Comedy-Rocker ausgeben würden, und die anderen, die entweder vorzeitig die Hallen verlassen oder ihre Kinder und Enkelkinder vor den ordinären und nicht immer Jugendfreien Aussagen in Schutz nehmen wollen. Roman Sörgel polarisiert und provoziert. Aber – Hand aufs Herz!: Wer hat noch nicht im eigenen Kämmerlein über das geschimpft, was Bembers im breiten Nürnberger Dialekt von der Bühne aus ins Publikum absondert.

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